"Verblendung", Pro7, 20:15 Uhr
Dem Journalisten Mikael Blomkvist (Daniel Craig) wird bei seiner Suche nach einer seit 40 Jahren vermissten Frau von Lisbeth Salander (Rooney Mara), einer jungen Computer-Hackerin, geholfen.
"The feel bad movie of Christmas", annoncierten Columbia Pictures 2011, als sie diesen Kriminalfilm in die Kinos brachten. In der Tat war es ein ungewöhnlicher Zug, diese nun nicht gerade weihnachtliche Geschichte um eine Kette brutaler Frauenmorde in Schweden zu jener Zeit zu veröffentlichen - aber letztendlich wollten genügend Menschen David Fincher's Version des internationalen Bestsellers "Männer, die Frauen hassen" von Stieg Larsson aus dem Jahr 2005 sehen, der im englischsprachigen Raum als "The Girl with the Dragon Tattoo" und in Deutschland als "Verblendung" bekannt war.
Mit Steven Zaillian ("The Irishman") machte sich ein renommierter Drehbuchautor an die Adaption des langen Romans, die Fincher ("Gone Girl") dann in und um Stockholm, in Oslo, Zürich und London in Szene setzte. Einige moserten, es gebe doch schon eine perfekte schwedische Kinoverfilmung des Stoffes, die gerade mal zwei Jahre zurückliege. Aber dabei handelte es sich um den Zusammenschnitt einer Fernsehserie. So gut diese auch sein mag, an den Schmackes und die Bildgewalt eines Fincher-Films kommt wenig heran, wenn der Filmemacher wie hier alle Register zieht und sich in seiner reißerischsten Hochform befindet. Dank der stimmungsvollen visuellen Umsetzung übertraf diese spannende und vielschichtige Reise in die Untiefen der bürgerlichen Gesellschaft das TV-Original noch.
Bedauert wurde auch, dass der Regisseur nicht wieder die Schwedin Naomi Rapace für die ikonische Figur der Lisbeth Salander ausgewählt hatte. Doch die Kritik verstummte schnell, denn die Amerikanerin Rooney Mara verkörperte den Part mit absoluter Hingabe ebenso überzeugend.
Mit weltweit 232 Millionen Dollar Umsatz wurde die 90 Millionen Dollar teure Literaturverfilmung ein Erfolg und bei hervorragenden Kritiken für fünf Academy Awards nominiert: Hauptdarstellerin Rooney Mara, Kameramann Jeff Cronenweth, "Beste Tonmischung", "Bester Tonschnitt" und "Bester Schnitt", wobei die Cutter Angus Wall und Kirk Baxter für Letzteren auch den Oscar entgegen nehmen konnten. Bei den Golden Globes waren Hauptdarstellerin Mara und die Komponisten Trent Reznor und Atticus Ross nominiert. Bei den Britischen Filmpreisen waren Kameramann Cronenweth und die Komponisten Reznor und Ross nominiert.
"Dieser Film brennt sich einem ein. Düster, brutal und fesselnd, ist diese Version genauso beunruhigend wie sein schwedisches Gegenstück. Der verstörende Tonfall beginnt mit dem Vorspann und dauert bis zum letzten Bild an", schrieb Kritikerin Linda Cook für den Fernsehsender KWQC.
"Sherlock Holmes", Sat1, 22:20 Uhr
Detektiv Sherlock Holmes (Robert Downey Jr.) und sein Partner Dr. Watson (Jude Law) messen ihre Geistes- und Muskelkräfte mit einem Bösewicht (Mark Strong), dessen Verschwörung ganz England bedroht.
Schon lange trug sich Produzent Lionel Wigram mit der Idee, Sherlock Holmes als Action-Helden auf die Leinwand zu bringen. "Wenn ich die Geschichten las, hatte ich andere Bilder im Kopf als die, welche in bisherigen Verfilmungen zu sehen waren", erklärte Wigram, der feststellte, dass der Detektiv auch in den Romanen und Kurzgeschichten von Arthur Conan Doyle durchaus tatkräftig zur Sache ging, was sich in den Spielfilmadaptionen weniger wiederfand. Warner Brothers Pictures waren bereit, "Sherlock Holmes Reloaded" zu produzieren und fanden mit Guy Ritchie ("The Man from U.N.C.L.E.") einen Regisseur, der mit Wigram auf einer Wellenlänge funkte: "Es gibt ziemlich viele intensive Action-Sequenzen in den Geschichten und manchmal findet sich das in den Filmen nicht wieder. Mein Sherlock Holmes soll in Ton und Struktur ein sehr moderner Film werden."
Beides fand sich tatsächlich auf der Leinwand wieder, die Modernität und die Action: Mit Downey Jr. engagierte man einen Hauptdarsteller, der Äonen von der erhabenen Ausstrahlung eines Basil Rathbone oder Peter Cushing entfernt war, sondern so etwas wie einen Slacker-Sherlock verkörperte, und an Action gab es so reichlich, dass Downey Jr. während einer Kampfszene versehentlich einen auf die Nase bekam und blutend zu Boden ging. Gedreht wurde hauptsächlich in London, aber auch in anderen britischen Städten wie Liverpool, Manchester und Kent und schließlich noch im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Für Sherlock Holmes-Fans woben die drei Drehbuchautoren zahlreiche Motive und Anspielungen aus den literarischen Vorlagen ein.
Das Konzept ging auf, wobei es hauptsächlich die charismatische Präsenz des Hauptdarstellers war, die diesen US-Kriminalfilm 2009 beim Publikum zu einem Riesenerfolg werden ließ. Der 90 Millionen Dollar teure Streifen erspielte weltweit 524 Millionen Dollar. Robert Downey Jr. erhielt als "Bester Hauptdarsteller" den Golden Globe; dazu gab es zwei Oscar-Nominierungen für Komponist Hans Zimmer und für die Bühnenbildner. Kein Wunder, dass Warner Brothers sofort eine Fortsetzung in Auftrag gaben, die zwei Jahre später genauso erfolgreich laufen sollte.
Kritiker Matt Kelemann schrieb in "Las Vegas CityLife": "Auch wenn Guy Ritchie's zuckender Finger an der Kamera für Verwirrung in den schnelleren Action-Sequenzen sorgt, tragen Robert Downey Jr. und Jude Law den Film weit genug in Richtung Kumpelkino, um die Fehlzündungen spielend vergessen zu machen."
Hier geht es zum kompletten TV-Programm