"Schwarzer Regen", Arte, 22:10 Uhr
Verbissen versucht ein alter Mann (Kazuo Kitamura) im Jahr 1950 seine Nichte (Yoshiko Tanaka) zu verheiraten und tritt allen Gerüchten, dass die 25-Jährige durch die in Hiroshima explodierte Atombombe verstrahlt sei, entschieden entgegen.
1989 kamen zwei Filme gleichen Namens in die Kinos, die auch beide Japan zum Thema haben, man aber nicht verwechseln sollte. Oder könnte. "Black Rain" ist der US-Kriminalfilm mit Michael Douglas, während "Schwarzer Regen" ein japanisches Drama des 2006 verstorbenen Regisseurs und Drehbuchautors Shōhei Imamura ("Der Aal") ist.
Wie der Titel andeutet, dreht sich "Kuroi ame" - so der Originaltitel - um die Nachwirkungen des Atombombenabwurfs auf Hiroshima im Jahr 1945 - bis zum heutigen Tag ein japanisches Trauma. Masuji Ibuse hatte sich diesem 1965 in seinem gleichnamigen Roman über Geschichten aus dem Alltag gewöhnlicher Menschen genähert.
Imamura griff dies in seinem in Schwarzweiß in der Präfektur Okayama nahe Hiroshima gedrehten Werk nüchtern und fast dokumentarisch auf. Ein Atem beraubender und ernüchternder Streifen tiefer Menschlichkeit und rigorosem Pazifismus über dem Tode geweihte Menschen, die sich gegenseitig Halt geben.
"Kuroi ame" erhielt gute Kritiken und gewann den Asiatisch-Pazifischen Filmpreis für das Drehbuch von Shohei Imamura. Bei den Japanischen Filmpreisen triumphierte das Werk als "Bester Film" und gewann Preise für Regisseur Imamura, sein Drehbuch, Hauptdarstellerin Yoshiko Tanaka, Nebendarstellerin Etsuko Ichihara, Kameramann Takashi Kawamata, Komponist Tôru Takemitsu, Cutter Hajime Okayasu, Beleuchter Yasuo Iwaki; nominiert waren noch Bühnenbildner Hisao Inagaki und Tontechniker Kenichi Benitani.
Ein Zuschauer meint: "Für mich ist das der zweitbeste Film von Shohei Imamura, den ich kenne, was hohes Lob bedeutet, denn mein Lieblingsfilm von ihm, 'Die Ballade von Narayama', gehört zu den besten Filmen, die ich überhaupt je gesehen habe. Wie dieser ist 'Schwarzer Regen' das Portrait einer Gemeinschaft in einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort - eine japanische Kleinstadt nicht weit von Hiroshima im Jahr 1950. Wie in seinem großartigen 'Narayama' wechselt der Tonfall hier dramatisch und plötzlich vom Vergnüglichen zum Menschlichen zum Grausamen, manchmal in derselben Szene. Die Rückblenden auf den Atombombenabwurf sind angemessen unaussprechlich und unvergesslich. In nur ein paar furchtbaren Bildern verstehen wir die drakonischen Maßnahmen, die nach dem Abwurf durchgeführt wurden: Die Trennung von den scheinbar Gesunden von den sichtbar Kranken und von den buchstäblich Schmelzenden. Ein Wunder dieses Streifens ist die Weise, wie er zeigt, dass Menschen nur ein paar Jahre, nachdem sie so ein kollektives Trauma erlebt haben, wieder ihr beinahe normales Leben aufgenommen haben. Zwei der sympathischsten Charaktere finden im Film Trost darin, ihre traumatischen Erinnerungen zu teilen, was - wie andere der Figuren mit gedämpfter Stimme zugeben - den meisten Japaner nicht möglich ist."
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