Diese Kinowoche bringt wieder viele interessante Spielfilme in die hiesigen Lichtspielhäuser. So gibt es das Regiedebut von Viggo Mortensen, weitere Glanzleistungen von Toni Collette, Lars Eidinger und Ryan Reynolds zu sehen, und es werden weitere "Purge"- und "Tom und Jerry"-Kapitel aufgeschlagen. Was lohnt den Kinobesuch? Und wann lässt man das Portemonnaie besser stecken?
"Free Guy"
Komödie
USA
115 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Ein Bankangestellter (Ryan Reynolds) entdeckt, dass er eigentlich die Spielfigur eines Online-Multiplayer-Games ist.
Komödienspezialist Shawn Levy verbindet in seinem ersten Streifen seit "Night at the Museum: Secret of the Tomb" und damit sieben Jahren warmherzigen und selbstreflektierenden Humor mit einem intelligenten Konzept und einer gewinnenden Besetzung zu einem leichtgewichtigen Spaß. Die 125 Millionen Dollar teure 20th Century Studios-Komödie hat gute Kritiken erhalten.
Unsere Kritikerin Bianka Piringer hebt den Daumen ebenfalls, wenn auch mit Einschränkungen: "In der Rolle einer harmlosen Videospielfigur, die Bewusstsein und Widerspruchsgeist entwickelt, zieht Hauptdarsteller Ryan Reynolds alle Register seines komödiantischen Talents. Wie der naive, aber zunehmend mutige Nicht-Spieler-Charakter den Avataren auf einmal die böse Schau stiehlt, bereitet spannendes Vergnügen. Während sich die Welten des Spiels und der Menschen, die dahinter stehen, verzahnen, büßt die wendungsreiche Geschichte einiges von ihrer anfänglichen Pfiffigkeit ein."
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"Tom & Jerry"
Komödie
USA
101 Minuten
FSK 0
Unsere Empfehlung: Spart Euch das Geld!
Zwischen Jerry der Maus, die Zuflucht in einem Hotel gefunden hat, und Tom der Katze, die sie vor einer großen Hochzeit im Haus schnappen soll, entbrennt eine chaotische Schlacht.
Die Spielfilmversionen der beiden klassischen Cartoon-Charaktere, die von 1940 bis 1967 in 161 Kurzfilmen für MGM erfolgreich und siebenfach Oscar-gekrönt über die Leinwände flimmerten, leiden stets unter der Maßgabe, deren anarchischen Humor für ein breites Familienpublikum zu dämpfen beziehungsweise zu verwässern. Da macht diese 79 Millionen Dollar teure Warner Brothers Pictures-Produktion von Tim Story ("Son of Shaft") leider keine Ausnahme. Positiv lässt sich sagen: Es hat schon schlimmere Spielfilmversionen gegeben als diese, und für die Jüngsten mag die US-Komödie ein passabler Spaß sein.
Unsere Kollegin Bianka Piringer urteilt milder: "Die turbulente, Slapstick-reiche Action überzeugt mit ihrer stilistischen Nähe zu den filmischen, ursprünglich von William Hanna und Joseph Barbera geschaffenen Cartoons. Dass die Handlung hauptsächlich in der Welt der Menschen angesiedelt ist, schmälert das Vergnügen nicht wirklich, sondern sorgt für zusätzlichen, recht harmlosen Charme."
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"The Forever Purge"
Horror
USA
103 Minuten
FSK 16
Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!
Eine Gruppe gesetzloser Plünderer beschließt, die jährliche Purge Night nicht bei Tagesanbruch enden zu lassen, sondern endlos weiter zu führen.
Der fünfte Teil der seit 2013 laufenden "The Purge"-Reihe bleibt als US-Horrorfilm wirkungsvoll, fügt aber inhaltlich nichts Neues hinzu und kann nicht ganz so geschickt wie mancher der Vorgänger die erschreckend zeitgemäßen Themen einweben. Die 18 Millionen Dollar teure Universal Pictures-Produktion des mexikanischen Regisseurs Everado Gout hat gemischte Kritiken und ebensolche Zuschauerreaktionen geerntet.
Unserem Kritiker Andreas Köhnemann hat es nicht besonders gefallen: "Ein hartes Action-Spektakel, das ganz auf brutale Einlagen setzt und sich kaum für Zwischentöne oder Hintergründe interessiert."
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"Nahschuss"
Drama
Deutschland
116 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Reingehen!
In den Siebzigern wird ein junger Ingenieur (Lars Eidinger) in der DDR vom Ministerium für Staatssicherheit angeworben. Mit der Aussicht auf Privilegien und beruflichen Aufstieg verhält er sich anfangs linientreu, bis er die perfiden Methoden nicht mehr mittragen will.
Das deutsche Drama von Regisseurin und Drehbuchautorin Franziska Stünkel ("Vineta") lehnt sich an die wahre Geschichte von Werner Teske an, der im Juni 1981 nach einem auch nach DDR-Recht unrechtmäßigen Gerichtsverfahren und Urteil wegen "versuchter Republikflucht" als letzter DDR-Bürger hingerichtet wurde. Sie erzählt intensiv und beklemmend, zugleich hoch spannend und mit einem herausragenden Lars Eidinger in der Hauptrolle. Die Kritiken für die Alamode-Produktion sind exzellent.
Besonders von unserem Rezensenten Björn Schneider, der begeistert ist und die Höchstwertung vergibt: Fünf von fünf Sternen! Er schreibt: "Zwischen Angst, Panik und Hilflosigkeit aufgeladene Atmosphäre trifft auf famose Schauspieler und symbolhafte Bilder. Ein Film, der im Gedächtnis bleibt."
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"Dream Horse"
Drama
Großbritannien
113 Minuten
FSK 6
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Eine Frau (Toni Collette) ohne jegliche Pferdezuchterfahrung züchtet mit finanzieller Hilfe ihrer Nachbarn ein Rennpferd in der Hoffnung, es eines Tages zu Trophäen führen zu können.
Nun wirklich nichts ist an diesem britischen Drama des walisischen Regisseurs Euros Lyn originell, man könnte die Handlung schon runterbeten, bevor die Werbung vorbei ist - egal! Es ist ja die wahre Geschichte des 2001 geborenen Rennpferds Dream Alliance, die sich in den nuller Jahren zutrug. Und diese ist einfach zu schön und Herz erwärmend und Toni Collette in Hochform. Da schmolzen auch die Herzen der Kritiker.
So auch bei unserer Rezensentin Bianka Piringer: "Walisische Lebensart und ein Ensemble markanter Charaktere prägen diesen Wohlfühlfilm. Toni Collette spielt die Supermarktangestellte, die nach den Sternen greift und ein ganzes Dorf aus seiner Lethargie reißt, beseelt und geerdet zugleich. Der Streifen schildert ansprechend, wie eigenwillige Figuren eine Gemeinschaft bilden und überzeugt mit spannenden Pferderennszenen."
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"Falling"
Drama
Kanada
113 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!
Ein Mann (Viggo Mortensen) holt seinen demenzkranken Vater (Lance Hendriksen) zu sich nach Kalifornien, was nach vielen Verletzungen in der Vergangenheit bald zu Auseinandersetzungen führt.
Die Kritiker mögen das Regiedebut des amerikanischen Schauspielers Viggo Mortensen lieber als die Zuschauer. Keine Frage, das kanadische Drama mutet dem Betrachter mit seinen sich ständig wiederholenden Beleidungskaskaden einiges zu und ist so verfahren und komplex wie die Beziehung, die es beschreibt. Aber die Prokino-Produktion hat das Herz am rechten Fleck.
Unsere Kollegin Bianka Piringer gehört zum Pro-Camp: "Ein Aufsehen erregendes Regiedebut. Im geschickten Wechsel zwischen Gegenwart und Erinnerungen gräbt sich die Handlung in die Tiefen einer bewegenden Familiengeschichte. Dabei lotet sie tastend aus, was die beiden Männer verbindet, obwohl der verbitterte, konservative Alte am liberalen, schwulen Sohn kaum ein gutes Haar lässt. Der Film beeindruckt mit der einfühlsamen Einsicht in einen sich verwirrenden Geist, mit intelligenter Dramaturgie und guten Schauspielerleistungen."
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