Zwei Cowboys (Jake Gyllenhaal und Heath Ledger) gehen eine verbotene Liebesbeziehung ein.
Es war eine der größten Überraschungen in der Oscar-Geschichte, als am Abend des 5. März 2006 Jack Nicholson den Umschlag mit dem Namen des Siegerfilms öffnete und "Crash" verlas - und ein "Wow!" hinterher schickte. Kaum jemand hatte damit gerechnet, dass die rund 5000 Mitglieder der Academy of Motion Picture Arts and Sciences einen anderen Film als "Brokeback Mountain" wählen würden - einen Streifen, der bis dahin alles gewonnen hatte, was es zu gewinnen gab, und auf jeder Top Ten-Liste des Jahres 2005 gelandet war.
Wie bei jeder unvorhergesehenen Entscheidung begann schnell die Ursachenforschung, die von Beschuldigungen, die Akademie sei homophob, bis zu der Feststellung, "Brokeback Mountain" sei einfach ein überschätzter Film gewesen, reichten. Tatsache ist - aus der heutigen Rückschau - dass die Kritiker "Brokeback Mountain" mehr schätzten, das breite Publikum aber "Crash".
Bis zu jenem Abend hatten die Macher und die Marketing-Abteilung von Focus Features einen Eiertanz um die Tatsache vollführt, dass ihr US-Drama von der Liebesgeschichte zweier homo- beziehungsweise bisexueller Männer handelte, die sich in den Sechzigern ihren Broterwerb als Cowboys verdienen. Schnell hatte die Verfilmung der gleichnamigen Kurzgeschichte von Annie Proulx aus dem Jahr 1997 ihren Ruf als "der schwule Cowboy-Film" weg, was eine griffige, aber auch abwertende Umschreibung von Ang Lee's Werk darstellt.
Und so wollte man von Seiten der Produktion dem scheinbar entgegen wirken und vor allem bestimmte Publikumskreise nicht vergraulen und unterschlug bei Interviews, in Trailern und auf den Postern den wesentlichen Aspekt der sexuellen Orientierung der Hauptfiguren, so weit es ging. Das führte in einem Trailer dazu, dass nicht mal ein Kuss zwischen Jake Gyllenhaal und Heath Ledger gezeigt wurde, dafür aber eine Liebesszene zwischen Michelle Williams und Ledger.
Kein Wunder, dass bei der absehbaren Kontroverse um "Brokeback Mountain" die Hollywood-Studios zunächst kein Interesse an einer Adaption hatten. Der Versuch von Gus van Sant, die Geschichte mit Matt Damon und Joaquin Phoenix zu verfilmen, versandete so. Erst als Ang Lee ("Life of Pi") mit Focus Features eines der kleineren Studios fand, das bereit war, 14 Millionen Dollar als Budget zur Verfügung zu stellen, kam das Projekt 2003 ins Rollen. Aus finanziellen Gründen wurde nicht vor Ort im US-Bundesstaat Wyoming gedreht, sondern in den Rocky Mountains in der kanadischen Provinz Alberta.
Lee gelang ein wunderschöner und eindringlicher Film, dessen Liebesgeschichte dank der bewegenden Darstellungen von Gyllenhaal und Ledger eine Herz zerbrechende Universalität erreicht.
"Brokeback Mountain" erhielt sehr gute Kritiken und spielte weltweit 178 Millionen Dollar ein, wobei er in einigen Ländern, besonders des Mittleren Ostens, nicht gezeigt werden durfte. Von den arabischen Staaten zeigte ihn nur der Libanon. Den Vogel sollte dann das italienische Staatsfernsehen abschießen, das bei der Ausstrahlung alle Anspielungen auf Homosexualität entfernt hatte. Gegen diese Verstümmelung zu einem dann völlig sinnfreien Streifen protestierten die Zuschauer, und vier Monate später zeigte der Sender die unzensierte Fassung.
"Brokeback Moutain" gewann den Goldenen Löwen als "Bester Film" bei den Filmfestspielen in Venedig. Bei den Academy Awards erhielten Regisseur Ang Lee, das Drehbuch und Komponist Gustavo Santaolalla einen Oscar. Leer gingen der Film, Hauptdarsteller Heath Ledger, Nebendarstellerin Michelle Williams, Nebendarsteller Jake Gyllenhaal und Kameramann Rodrigo Prieto aus. Bei den Golden Globes gewannen der Film, Regisseur Lee, das Drehbuch und der Song "A Love That Will Never Grow Old". Nominiert waren Haupdarsteller Ledger, Nebendarstellerin Williams und Komponist Santaolalla. Bei den Britischen Filmpreisen erhielten der Film, Regisseur Lee, das Drehbuch und Nebendarsteller Jake Gyllenhaal den BAFTA Award. Nominiert waren hier Hauptdarsteller Ledger, Nebendarstellerin Williams, Kameramann Prieto und Komponist Santaolalla.
Ein Zuschauer schwärmt: "Ang Lee inszeniert mit einer exquisiten Schönheit, die von Schmerz und Melancholie durchtränkt ist. Er kann mit einem großartigen Drehbuch arbeiten, das der preisgekrönten Kurzgeschichte von Annie Proulx mehr als gerecht wird. Heath Ledger gibt eine überwältigende Darstellung, nicht nur aus eigenem Recht, sondern besonders im Vergleich mit den vielen verschiedenen Rollen, die er bisher verkörpert hatte. Dass ein australischer Schauspieler mit solcher Intensität und Wildheit die raue Natur eines amerikanischen Cowboys einfängt, kann man fast nicht mehr nur mit Schauspielkunst erklären. Dass dieser Streifen mit einem Schlag ikonisch wurde - im Guten wie im Schlechten - ist Beweis für seine historische und künstlerische Bedeutung."
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