"Hesher", 3sat, 23:40 Uhr
Ein Junge (Devin Brochu), dessen Mutter in einem Autounfall umgekommen ist, verliert zunehmend die Verbindung zu seinem depressiven Vater (Rainn Wilson) und der Welt insgesamt. Dann drängt sich Hausbesetzer Hesher (Joseph Gordon-Levitt) in sein Leben und stellt es auf den Kopf.
Zwischen den Multiplex-Filmen "(500) Days of Summer" und "Inception" schlüpfte Joseph Gordon-Levitt 2009 in die Titelrolle eines unflätigen, tätowierten und Heavy Metal liebenden Flegels, was außerhalb des Sunday Filmfestivals, wo das Drama im Januar 2010 uraufgeführt wurde, niemand bemerkt haben dürfte, denn die 7 Millionen Dollar teure Independent-Produktion kam in nur wenige Kinos und spielte so bloß 400 000 Dollar ein.
Regisseur und Drehbuchautor Spencer Susser hatte bis dahin - und hat seitdem - lediglich Kurzfilme gedreht. Sein von Natalie Portman, die auch eine Rolle übernahm, produziertes Spielfilmdebut überzeugt als US-Drama mit einem Sinn für Schwarzen Humor und mit erfrischender Abwesenheit von Rührseligkeit, trägt allerdings als Geschichte - da wäre man wieder bei Susser's eigentlichem Metier Kurzfilm - nur mühsam für 100 Minuten.
Kritiker Jeffrey Anderson schrieb in "Common Sense Media": "Hesher ist eine geheimnisvolle, unwiderstehliche, abstoßende und verlockende Gestalt. Eine wirklich erstaunliche darstellerische Leistung von Joseph Gordon-Levitt."
"Traffic", ARD, 01:00 Uhr
Ein Blick auf den Drogenschmuggel von Mexiko in die USA aus Sicht der Drogensüchtigen, der Agenten des US-Drogenderznats, der Politiker, der Schmuggler und der Drogenbarone.
Regisseur und Kameramann Steven Soderbergh ("Ocean's Eleven") musste die Kosten für die Vorproduktion dieses US-Kriminalfilms aus eigener Tasche vorfinanzieren. Der Filmemacher glaubte an seinen Streifen, aber eines der großen Filmstudios von seiner Vision eines gut dreistündigen episodenhaften Werks über Drogen, gedreht dazu noch teilweise auf Spanisch mit englischen Untertiteln, zu überzeugen, das gelang ihm zunächst nicht.
20th Century Fox waren bereit, ein 25 Millionen Dollar hohes Budget zur Verfügung zu stellen, bestanden aber darauf, dass Harrison Ford die Hauptrolle übernahm - dessen Salär zu jener Zeit rund 20 Millionen Dollar umfasste. Da biss sich die Katze in den Schwanz, und die Produktion kam nicht vom Fleck. Schließlich gelang es Soderbergh, mit dem kleinen Studio USA Films - die 2002 in Focus Features aufgehen sollten - einig zu werden. Dort stand man voll hinter dem Projekt und machte ein Budget von gar 46 Millionen Dollar locker - nun mit Michael Douglas in einer der Hauptrollen des breiten Ensembles.
"Traffic" basiert auf der britischen TV-Miniserie "Traffik", die 1989 auf Channel 4 gelaufen war. Soderbergh und Drehbuchautor Stephen Gaghan ("Dolittle") arbeiteten diese zu einer Handlung auf drei Erzählebenen um, die teilweise in Verbindung stehen. Um sie für die Zuschauer unterscheidbarer zu machen, arbeitete Steven mit verschiedenen Farbschemata - ähnlich wie elf Jahre später in seinem ebenso episodisch angelegten "Contagion".
Gedreht wurde in den US-Bundesstaaten Arizona, California, New Mexico, Ohio, Texas und in Washington D.C. sowie in Mexiko. Unterstützung erhielt Soderbergh durch die Drug Enforcement Administration (DEA) und den US-Zoll und konnte so auch eine Szene an der Grenzkontrolle zu Mexiko drehen. Die erste Schnittfassung dauerte 190 Minuten, die dann auf 140 Minuten runtergekürzt wurde.
Das äußerst ambitionierte Vorgehen mit den verschiedenen Handlungssträngen, einer sehr großen Besetzung mit 135 Sprechrollen und sieben Schauplätzen gelang. "Traffic" zeigt beeindruckend eine Welt voller Grautöne, bei denen traditionelles "Gut und Böse" nicht auszumachen sind. Die Schauspieler sind durch die Bank großartig.
Die Independent-Produktion erhielt glänzende Kritiken und gehört bis heute zu Steven's besten Werken. Auch kommerziell stellte sich im Jahr 2000 der Erfolg ein: Weltweit wurden Karten im Wert von 207 Millionen Dollar verkauft.
Dazu kamen noch viele Preise und Nominierungen. Gleich vier Academy Awards gab es für Regisseur Steven Soderbergh, Drehbuchautor Stephen Gaghan, Nebendarsteller Benicio Del Toro und Cutter Stephen Mirrione; der Film selbst war nominiert. Der Golden Globe ging an Drehbuchautor Gaghan und Nebendarsteller Del Toro; nominiert waren der Film, Regisseur Soderbergh und Nebendarstellerin Catherine Zeta-Jones. Der britische Filmpreis ging ebenfalls an Drehbuchautor Gaghan und Nebendarsteller Del Toro; nominiert waren hier Regisseur Soderbergh und Cutter Mirrione. Dass Benicio Del Toro zusätzlich noch den Screen Actors Guild und den Silbernen Bären bei der Berlinale gewann, machte die Preisverleihungssaison für den Puerto Ricaner zum triumphalen "Golden Slam".
Kritiker Nikhat Kazmi schrieb in "The Times of India": "Wenn man auch etwas Zeit braucht, um sich auf den Film einzulassen, lässt er einen nichtsdestotrotz atemlos zurück ob der Raffinesse, mit der er seine Geschichte erzählt."
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