Obwohl bei seiner spektakulären Wasserlandung im Hudson River mitten in New York City kein Passagier und Besatzungsmitglied zu Schaden gekommen ist, muss sich der Pilot (Tom Hanks) gegenüber der Flugsicherheitsbehörde für seine Entscheidungen rechtfertigen.
Amerika liebt seine Helden. Und Charles "Sully" Sullenberger, damals 57 Jahre alt, erlangte einen solchen Status durch sein unglaubliches Rettungsmanöver als Pilot des US Airways Flight 1549 am 15. Januar 2009. Nach Vogelschlag waren direkt nach dem Start die Triebwerke des Flugzeugs mit 155 Passagieren und Besatzungsmitgliedern an Bord so stark beschädigt worden, dass an einen Weiterflug nicht zu denken war. Laut Sullenberge's Ansicht reichte es nicht mal für eine Rückkehr zum Flughafen LaGuardia, und er entschied sich für eine Notlandung auf dem Hudson River mitten in der Stadt. Das Manöver gelang - alle Beteiligten überlebten.
Sullenberger machte sich seinen Heldenstatus geschäftstüchtig sofort zunutze und veröffentlichte noch im gleichen Jahr seine Autobiographie "Highest Duty" ("Man muss kein Held sein"), an der 2010 Produzent Frank Marshall die Verfilmungsrechte für Warner Brothers Pictures erwarb.
Vor und hinter der Kamera versammelte sich zur Realisierung des US-Dramas ein namhaftes Ensemble, allen voran Produzent und Regisseur Clint Eastwood ("Gran Torino"). Da der Flugzeugabsturz nur wenige Minuten gedauert hatte und der Ausgang so ziemlich jedem Zuschauer bekannt gewesen sein dürfte, gab er für eine Spielfilmhandlung nicht genügend Drama her. Man konnte sich also statt dessen für eine klassische Leinwandbiographie des Protagonisten entscheiden, die in seiner Heldentat kulminiert wäre, oder das Geschehen anders dramatisch "aufpolstern". Eastwood und Drehbuchautor Todd Komarnicki ("The Professor and the Madman") entschieden sich für Letzteres - und das war nicht unumstritten, auch nicht bei Sullenberger selbst.
Denn auf der Leinwand entsteht die Spannung hauptsächlich durch die ausgeschmückte Darstellung der Untersuchung durch die Flugsicherheitsbehörde National Transportation Safety Board (NTSB). Deren Beamte werden durch Eastwood und Komarnicki als konfrontativ gegenüber dem Piloten dargestellt und wollen einen Pilotenfehler beweisen. In der Realität war das Ganze dagegen nur reine Routine, die nach einem solchen Vorfall greift und in der Sullenberger kein Vorwurf gemacht wurde - was die NTSB auch öffentlich klarstellte.
Doch es sorgte halt für spannende Unterhaltung: Clint liefert wie so oft ohne Schnickschnack eine leise aufwühlende Geschichte als Tribut an einen Alltagshelden ab, der exzellent von Tom Hanks dargestellt wird.
Gedreht wurde für 60 Millionen Dollar in den Warner Bros.-Studios in Los Angeles, vor Ort in New York City, in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia, in Kearny im US-Bundesstaat New Jersey, auf der Holloman Air Force Base im US-Bundesstaat New Mexico und in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina.
"Sully" erhielt 2016 sehr gute Kritiken und wurde mit weltweit 240 Millionen Dollar auch ein Publikumserfolg. Für den Tonschnitt gab es eine Oscar-Nominierung.
Kritiker Chris Sawin schrieb in "Geeks Have Game": "Mitgefühl, Mitleid und selbstloses Verhalten sind unglückseligerweise Eigenschaften, welche die moderne Welt nicht immer wertschätzt. Da ist es wenigstens eine Erleichterung, dass unsere Unterhaltungsindustrie dieses Konzept mit offenen Armen aufnimmt und vollkommen darin aufgeht."
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