Mit "Spirit" und "Die Olchis" buhlen in der neuen Kinowoche in Deutschland zwei Animationsstreifen aus den USA und Deutschland um die jungen Zuschauer und ihre Familienangehörigen, während "Der Rausch" mit dem DreamTeam Thomas Vinterberg und Mads Mikkelsen und der Empfehlung des Auslands-Oscars kommt. Was lohnt den Kinobesuch? Und wann lässt man die Geldbörse besser stecken?
"Spirit - Frei und ungezähmt"
Animation
USA
88 Minuten
FSK 0
Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!
Das Leben eines Mädchens ändert sich grundlegend, als sie von der Stadt an den Rand der amerikanischen Wildnis zieht und dort einen wilden Mustang kennen lernt.
Weniger eine Fortsetzung des 2002 noch traditionell gezeichneten "Spirit: Stallion of the Cimarron", basiert dieser US-Animationsstreifen eher auf der Netflix-Serie "Spirit Riding Free", die es dort seit 2017 auf bereits zehn Staffeln bringt. Für 30 Millionen Dollar hat das Regieduo Elaine Bogan, deren Kinodebut dies ist, und Ennio Torresan einen für jüngere Zuschauer passablen Streifen in Szene gesetzt, während ihre Erziehungsberechtigten bei "Spirit Untamed" - so der Originaltitel - die positive Botschaft zu goutieren wissen dürften. Die Universal Pictures-Produktion hat gemischte Kritiken und ebensolche Zuschauerreaktionen geerntet.
Unser Kritiker Björn Schneider kommt auch zu einem ausgewogenen Urteil: "Mit wichtigen, lehrreichen Botschaften garnierter, witz- und actionreicher Animationsfilm mit Schwächen bei der optischen Ausgestaltung und der Dramaturgie."
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"Die Olchis - Willkommen in Schmuddelfing"
Animation
Deutschland
85 Minuten
FSK 0
Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!
Die siebenköpfige Familie der Olchis - kleine grüne Gestalten, die sich am liebsten auf einer Müllhalde aufhalten - möchte es sich auf einer Deponie gemütlich machen. Doch ein Bauunternehmer will ihnen das madig machen...
Bereits 29 Bücher rund um die "Olchis" sind seit 1990 in der Autorenschaft von Erhard Dietl erschienen. Für das Leinwanddebut, an dem auch der Buchverlag Friedrich Oetinger beteiligt ist, haben die Produzenten mit Regisseur und Drehbuchautor Toby Genkel einen Zeichentrickspezialist engagiert, der letztes Jahr mit gleich zwei Animationsstreifen auf den Leinwänden vertreten war: "Ooops! 2 - Land in Sicht" und "Yakari". Ihm zur Seite stand bei diesem deutschen Animationsstreifen der dänische Animationskünstler Jens Moller, der bis jetzt hauptsächlich für LEGO-Fernsehserien wie "Ninjago" gearbeitet hat. Die Leonine-Produktion wendet sich an ein ganz junges Publikum und dürfte hier mit seinem Humor und seiner Warmherzigkeit überzeugen. Animationstechnisch lässt das Ganze aber zu wünschen übrig.
Unsere Rezensentin Bianka Piringer hat gemischte Gefühle: "Die Handlung lässt den Film streckenweise wie einen Krimi wirken. Das schnelle Tempo und die inhaltliche Fülle erfordern ständige Aufmerksamkeit, während die Olchis verhältnismäßig wenig Raum erhalten, um ihren eigentümlich lustigen Charme zu entfalten."
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"Der Rausch"
Drama
Dänemark
117 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Vier Lehrer (Thomas Bo Larsen, Mads Mikkelsen, Magnus Millang und Lars Ranthe) starten ein Experiment, bei dem sie ihren Alkoholpegel auf einem konstanten Level halten, um wieder motivierter vor ihre Klassen zu treten.
Gewinner des Academy Awards, des Britischen Filmpreises, des Europäischen und natürlich des Dänischen Filmpreises - "Druk" - so der Originaltitel - ist mit Sicherheit einer der besten seines 20er Jahrgangs. Regisseur und Drehbuchautor Thomas Vinterberg ("Kursk") hält bei seinem dänischen Drama mit seiner Regie die komödiantischen und die tragischen Elemente geschickt in der Balance, und Hauptdarsteller Mads Mikkelsen ist in Hochform - heraus kommt ein berauschender Blick auf eine Midlife Crisis. Die umgerechnet 6 Millionen Dollar teure Weltkino-Produktion hat durchweg gute Kritiken und Zuschauerreaktionen hervorgerufen.
So auch bei unserem Kollegen Björn Schneider: "Abwechslungsreicher, packend gespielter und reflektierter Film, der ein direktes und unverfälschtes Bild von den guten wie schlechten Eigenschaften der Droge Alkohol vermittelt."
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"In the Heights"
Musical
USA
143 Minuten
FSK 6
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Im überwiegend von Latinos bewohnten New Yorker Viertel Washington Heights überschneiden sich im Sommer 1993 die Schicksale einiger Bewohner, und ein Stromausfall erhitzt die Gemüter weiter.
Der unglaublich talentierte Lin-Manuel Miranda schuf mit dem Musical die Vorlage, die 2005 auf der Bühne Premiere feierte, 2008 an den Broadway kam und mit mehreren Tonys ausgezeichnet wurde. Für die Kinoadaption übernahm Jon M. Chu ("Crazy Rich Asians") die Regie und bringt die Vorlage umwerfend und ohne Abstriche als genauso fröhliche Feier von Erbe und Gemeinschaft auf die Leinwand - und natürlich mit der mitreißenden Choreographie und den Songs, getragen von einem starken Ensemble. Das 55 Millionen Dollar teure US-Musical hat unisono gute Kritiken erhalten und kommt auch bei den Zuschauern hervorragend an.
Unsere Kritikerin Bianka Piringer rät auch zum Kartenkauf für die Warner Brothers Pictures-Produktion: "Der Film verströmt pulsierende Lebensfreude. Die mehrheitlich lateinamerikanische Herkunft der Menschen im Viertel schlägt sich auch in den Klängen und Rhythmen nieder, welche die Atmosphäre energetisch aufladen. Die großen Pläne junger Leute, zwei Romanzen, soziale Diskriminierung und Gentrifizierung, die Feier einer herzlichen Gemeinschaft ergeben eine inhaltliche Mischung, in der sich gelebte Erfahrung mit der Kraft der Träume verbindet."
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"Da scheiden sich die Geister"
Komödie
Großbritannien
99 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Spart Euch das Geld!
Ein Schriftsteller (Dan Stevens) will seine Schreibblockade bei einem Medium (Judi Dench) auflösen lassen. Statt dessen erscheint aber seine verstorbene erste Ehefrau (Leslie Mann) und stürzt das Leben mit seiner aktuellen Frau (Isla Fisher) ins Chaos.
Nein, da scheiden sich die Geister nicht. Regisseur Edward Hall und gleich drei Drehbuchautoren haben sein Kinodebut versemmelt. Der Filmemacher, der bislang für das Fernsehen Episoden für Serien wie "Downton Abbey" und "Spooks" inszeniert hat, kann dem Klassiker in dieser Koch Films-Produktion nur eine müde neue Seite abgewinnen und den Funken des Theaterstücks "Blithe Spirit" von Noel Coward aus dem Jahr 1941 nicht einfangen - trotz seiner Stars. Die britische Komödie muss sich mit schlechten Kritiken und ebensolchen Zuschauerreaktionen eingefangen.
Positiv gestimmt ist allein unser Rezensent Björn Schneider: "Eine charmante Noël-Coward-Verfilmung mit gut aufgelegten Stars in Retro-Kulissen."
Hier geht es zu den kompletten Filmstarts