Wer am Samstagabend die besten Spielfilme sehen will, sollte ein Nachtmensch und Western-Fan sein - dann braucht es nicht mehr als das ZDF, das im Nachtprogramm "Ein Fressen für die Geier" mit Shirley MacLaine und Clint Eastwood und dann "Zwei ritten zusammen" mit James Stewart und Richard Widmark ausstrahlt.
"Ein Fressen für die Geier", ZDF, 00:05 Uhr
Ein Söldner (Clint Eastwood), der für die Mexikaner ein französisches Fort infiltrieren soll, nimmt sich einer vermeintlichen Nonne (Shirley MacLaine) an, die er vor einer Gruppe von Vergewaltigern gerettet hat.
Dieser US-Western mit komödiantischer Schlagseite - die Kritiker nannten die Universal Pictures-Produktion "'African Queen' im Westen" - hätte ganz anders ausgesehen, wenn es nach Ideengeber Budd Boetticher gegangen wäre, der auch Regie führen wollte. Mit Deborah Kerr und Robert Mitchum hätte Boetticher eine Western-Version von "Heaven Knows, Mr. Allison" ("Der Seemann und die Nonne") aus dem Jahr 1957 gedreht - und hier wäre Kerr definitiv tatsächlich eine Nonne gewesen...
Doch das Projekt wanderte zu Don Siegel ("Dirty Harry"), der hier sein zweites von fünf Werken mit Clint Eastwood realisierte und die ganze Angelegenheit mit deutlich mehr Zynismus anreicherte. Die erste von fünf Kooperationen des Paares entstand für 2,5 Millionen Dollar vor Ort in der malerischen mexikanischen Landschaft nahe Tlayacapan im Bundesstaat Morelos. "Two Mules for Sister Sara" - so der Originaltitel - nimmt noch klare Anleihen bei den italienischen Spaghetti-Western, die Eastwood gerade zum Star gemacht hatten. So ist die Figur, die Clint spielt, seinem namenlosen (Anti)Helden aus diesen Streifen sehr verwandt, die hispanischen Schurken ebenso scheußlich wie bei Sergio Corbucci oder Sergio Leone, und die Musik stammt von Ennio Morricone.
Kameramann Gabriel Figueroa fängt die Landschaft in gloriosem Breitbildformat wunderschön ein, und Siegel serviert unterhaltsam Western-Klischees mit und ohne Augenzwinkern zugleich. Shirley MacLaine und Clint Eastwood geben ein amüsantes Paar ab.
"Two Mules for Sister Sara" erhielt 1970 freundliche Kritiken und lief mit 4,7 Millionen Dollar in den USA erfolgreich. Während auf den Postern Eastwood vor MacLaine genannt wurde, war es im Vorspann umgekehrt. Für Clint sollte es das letzte Mal in seiner Karriere sein, dass er seiner Hauptdarstellerin den Vortritt lassen musste.
Ein Zuschauer schwärmt: "Gute Schauspieler, interessante Handlung, reichhaltige Musik und exzellente Kameraführung. Don Siegel's Vorliebe für Härte und beschmutzte Helden herrscht hier vor, und der Film widersteht dem Hollywoodschen Drang, eine Geschichte mit moralischer Erlösung zu verstopfen. Statt dessen ist das hier der einzige Nach-Leone-Eastwood-Western, der einem Spaghetti-Western am nächsten kommt: Witzig, blutig, absurd und anti-philosophisch."
"Zwei ritten zusammen", ZDF, 01:55 Uhr
Ein korrupter Town Marshal (James Stewart) lässt sich von einem alten Freund aus der Armee (Richard Widmark) überreden, mit den Comanchen über weiße Gefangene zu verhandeln.
Die erste von vier Kooperationen zwischen Regisseur John Ford ("The Grapes of Wrath") und Hauptdarsteller James Stewart, der den schwierigen Filmemacher offenbar zu nehmen wusste. Dieser US-Western war keine Herzensangelenheit für Ford, der diesen selbst eingestanden des Geldes wegen - 225 000 Dollar und eine 25-prozentige Gewinnbeteiligung - und als Gefälligkeit gegenüber dem zwei Jahre zuvor gestorbenen Columbia Pictures-Boss Harry Cohn übernommen hatte.
Grundlage des Drehbuchs von Frank Nugent, eines langjährigen Ford-Mitarbeiters, war der Roman "Comanche Captives" von Will Cook aus dem Jahr 1959. Gedreht wurde im US-Bundesstaat Texas und in der eigens für John Wayne's "The Alamo" errichteten Western-Stadt.
"Two Rode Together" erhielt 1961 gute Kritiken, ihm war aber kein großer Erfolg beim Publikum beschert.
Ein Zuschauer urteilt: "Einer der seltsamsten Filme, die ich je gesehen habe. Er ändert seinen Tonfall von Szene zu Szene - mal eine zynische Betrachtung der menschlichen Natur, mal sentimental, mal Slapstick, mal Abenteuer, mal wie ein Sozialkommentar eines Streifens von Stanley Kramer. Das Werk ist schizophren in seiner Zeichnung des Verhältnisses der Figur von James Stewart gegenüber den Indianern, in seiner Zeichnung der weiblichen Charaktere und der Indianer. Während ich den Film sah, dachte ich, dass das irgendeine politische Allegorie sein müsse, aber ich kann an keine Politik denken, die dem Ganzen hier nahe kommen würde. Man muss es gesehen haben, um es glauben zu können - und zugleich gibt es so viele wundervolle Szenen, darunter die berühmte und absolut köstliche von James Stewart und Richard Widmark, die am See auf dem Baumstamm sitzen und plaudern."
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