Die Marvel-Abenteuer sind in den zehner Jahren zuverlässige Gelddruckmaschinen gewesen, und von den bisherigen 23 Produktionen starteten zwölf oberhalb der magischen 100 Millionen Dollar-Grenze. Dies wird, Pandemie hin oder her, nun auch Nummero 24 zugetraut.
"Black Widow" startet heute als einzige Premiere in satten 4160 Kinos und löst damit "F9" als meistgezeigten Streifen Nordamerikas ab - und am Ende des Wochenendes auch als meistgesehenen. Der Kartenvorverkäufer Fandango meldet, dass der Fantasy-Film das bisher bestlaufende Werk des Jahres ist.
Steht also ein neuer Pandemie-Premierenrekord an? "F9" stellte vor zwei Wochen mit 70 Millionen Dollar die neue Startbestmarke auf. Die sollte der Film der australischen Regisseurin Cate Shortland ("Berlin Syndrome") mit Sicherheit übertreffen. Die Voraussagen der Analysten bewegen sich im Spektrum von 80 bis 110 Millionen Dollar.
Was für die höhere Zahl spricht, ist die Vorfreude nach zwei Jahren "Avengers"-Pause. Zuletzt lief vor genau zwei Jahren "Spider-Man: Far from Home", während der für Mai 2020 vorgesehene "Black Widow" der Pandemiepause zum Opfer fiel. Ebenfalls ein Aktivposten sollten die sehr guten Kritiken und die positive Mundpropaganda sein.
Was gegen einen Start in dreistelliger Millionenhöhe spricht, ist die Verleihtaktik des Hauses mit der Maus: Die 200 Millionen Dollar teure Produktion ist ab heute auch auf Disney+ für rund 30 Dollar für Abonnenten zu buchen. Während die Marvel-Mutter damit auch diejenigen Zuschauer erreicht, die sich vielleicht noch nicht unter Leute in die Kinosäle trauen, könnte es umgekehrt auch solche auf der heimischen Couch halten, die ansonsten doch ein Ticket gelöst hätten, und so den Kinoumsatz kannibalisieren.
Inhaltlich ist "Black Widow" zwar der erste Solostreifen der 2010 in "Iron Man 2" eingeführten Figur der von Scarlett Johansson gespielten Natasha Romanoff, aber keine Origins Story. Die Handlung spielt vielmehr zwischen den Geschehnissen von "Captain America: Civil War" und "Avengers: Infinity War".
Momentan sind etwa 80 Prozent der amerikanischen und kanadischen Kinos geöffnet.