Es ist Juli statt Mai geworden, aber wer will sich in diesen Zeiten beschweren?
Die Kinobranche ist froh, dass nach einem Jahr Pause die 74. Internationalen Filmfestspiele von Cannes überhaupt stattfinden können - und dann sogar noch in Präsenz statt wie die Berlinale nur als Online-Veranstaltung. Die Säle sollen zu 100 Prozent gefüllt werden - für Sicherheit in Pandemie-Zeiten sollen Maskenpflicht und Corona-Tests sorgen. Vielen reicht das nicht; mit 20 000 angekündigten Besuchern werden wohl nur halb so viele wie vor Corona kommen.
Heute Abend startet das wichtigste Filmfestival der Welt mit einer heimischen Produktion: In dem Musical und Wettbewerbsfilm "Annette" von Leos Carax spielt Marion Cotillard die Titelrolle
24 Wettbewerbsfilme gehen in Konkurrenz um die Goldene Palme, und die Pandemie-Pause hat für einen Stau bekannter Namen und eine Auswahl aus de facto zwei Jahrgängen gesorgt. So gehören neben anderen Ildikó Eneyedi, die 2017 auf der Berlinale mit "Teströl és lélekröl" ("Körper und Seele") den Goldenen Bären gewann, Paul Verhoeven, Mia Hansen-Love, Asghar Farhadi, François Ozon, Nanni Moretti, Sean Penn und Wes Anderson zu den Anwärtern auf den Hauptpreis, den vor zwei Jahren Bong Joon-ho für "Paradise" gewonnen hatte. Am 17. Juni werden die Preise verliehen.
Was weiter fehlt - neben einer deutschen Produktion im Wettbewerb -, sind Produktionen aus dem Internet. Cannes zieht noch immer eine rote Linie gegenüber der Streaming-Industrie und definiert Kino als eine exklusive Angelegenheit der großen Leinwand. Keine Chance für Netflix & Co.
Der mehrheitlich weiblichen Wettbewerbs-Jury steht Spike Lee vor, der auch das offizielle Poster ziert. Die Mitglieder sind die Regisseurinnen Mati Diop und Jessica Hausner, die Schauspielerinnen Maggie Gyllenhaal und Mélanie Laurent, der Brasilianer Kleber Mendonça und der Franzose Tahar Rahim. Die Goldene Ehrenpalme für ihr Lebenswerk geht an Jodie Foster.