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Deutsche Filmstarts: Das Kino ist wieder da!

Viele Premieren nach acht Monaten Spielpause

Es ist so weit! Nach acht langen Corona-Monaten öffnen heute die Kinos bundesweit wieder ihre Säle. Zwar nicht mit voller Platzkapazität und in die sommerliche Saure Gurken-Zeit hinein, aber dafür mit viel Nachholbedarf auf beiden Seiten. Kinofans werden sich nach der großen Leinwand sehnen, während die Verleiher ihren Stau auflösen müssen: Gleich zwölf Produktionen gehen zum Re-Start an den Start. Was lohnt den Kinobesuch? Und wann lässt man die Geldbörse besser stecken?

"Catweazle"
Komödie
Deutschland
95 Minuten
FSK 0

Unsere Empfehlung: Spart Euch das Geld!

Ein Magier (Otto Waalkes) aus dem 11. Jahrhundert reist versehentlich in die Gegenwart, wo ein Junge (Julius Weckauf) versucht, ihm bei seiner "Rückreise" zu helfen.

Die durch die Ausstrahlung im deutschen Fernsehen seit 1974 auch hierzulande bekannte Figur des tollpatischen, verschrobenen Catweazle brachte es im britischen TV 1970 und 1971 auf zwei Staffeln. Nach einer langen Verfilmungsrechte-Odyssee gibt ein halbes Jahrhundert später Otto Waalkes die Titelfigur. Und er ist mit das Beste an dieser deutschen Komödie, die in Hamburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz gedreht worden ist. Man kann Regisseur und Drehbuchautor Sven Unterwaldt Jr. ("Vier zauberhafte Schwestern") nicht seinen Enthusiasmus und seine Liebe zum Original absprechen, wohl aber mehr an Ideen und Witz erwarten. Die ersten Kritiken für die Tobis-Produktion sind schlecht ausgefallen.

Ebenso negativ sieht es unser Kritiker Björn Schneider: "Der Film ist mit seiner derben Situationskomik und dem albernen Humor vor allem für Kinobesucher unter zehn Jahren geeignet und enttäuscht mit einer erwartbaren, überraschungsarmen Story sowie – abgesehen von Otto Waalkes – gelangweilten Schauspielern."

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"Peter Hase 2"
Komödie
USA
93 Minuten
FSK 0

Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!

Der von seinem Leben im Garten gelangweilte Peter Hase (gesprochen von Christoph Maria Herbst) reist in die große Stadt, trifft dort auf zwielichtige Gestalten und richtet für seine Familie ein großes Chaos an.

Beatrix Potter wird auch bei dieser Fortsetzung im Grabe rotieren, hat "Peter Rabbit 2: The Rundown" doch ebenso wenig mit ihrer 1902 veröffentlichten Kinderbuchklassiker-Schöpfung zu tun wie der Vorgänger vor drei Jahren. Aber vielleicht hätte die englische Autorin auch nicht nein zu einem weltweiten Einspiel von rund 350 Millionen Dollar gesagt? Columbia Pictures jedenfalls nicht, und so durfte Regisseur und Drehbuchautor Will Gluck ein zweites Mal mit einem Budget von 45 Millionen Dollar ran. Die US-Komödie mit der Mischung aus Realfilm mit Schauspielern wie Rose Byrne und Animation mit Stimmen von - im Original - James Corden - ist im erfrischend albern und ichbewusst gelungen und sollte diejenigen, die den ersten Teil mochten, auch hier zufrieden stellen. Die Kritiken sind überwiegend positiv.

Unser Rezensent Björn Schneider kommt zu einem gemischten Urteil: "Die gut aufgelegten Darsteller können ebenso wenig wie die frischen Story-Elemente und die Schweiß treibende Action über die Tatsache hinweg täuschen, dass den Peter Hase-Filmen die Magie und Anziehungskraft der literarischen Vorlage fehlt."

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"Godzilla vs. Kong"
Fantasy
USA
113 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!

Der Riesenaffe King Kong trifft auf die Mega-Echse Godzilla - und die Welt ist ihr Schlachtfeld.

Der Titel sagt eigentlich alles aus, was man über diesen US-Fantasy-Film zu wissen braucht. Figurenentwicklung, Handlung und menschliches Drama spielen keine Rolle. Bleibt die Frage, ob das Spektakel passt? Und da lautet die Antwort uneingeschränkt ja: Es gibt viel Action und unglaubliche Effekte, die einen die Defizite vergessen lassen. Aber auch nur fast. Auf jeden Fall beweist Horror-Spezialist Adam Wingart ("Blair Witch"), dass er auch einen 200 Millionen Dollar teuren Blockbuster beherrscht. Die Kritiken der Warner Brothers Pictures-Produktion sind positiv, die Zuschauermeinungen gemischt.

Unser Kollege Björn Schneider aber senkt den Daumen: "Mit seinem vorhersehbaren, biederen Plot-Verlauf und den peinlichen Dialogen verschwendet der Mega-Blockbuster seinen prominenten Cast, der lediglich am Reißbrett entworfene Figuren darstellen darf. Da helfen auch die fulminanten Effekte und beeindruckenden optischen Schauwerte nichts."

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"Conjuring 3: Im Bann des Teufels"
Horror
USA
112 Minuten
FSK 16

Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!

Das paranormale Ermittlerpaar Lorraine (Vera Farmiga) und Ed Warren (Patrick Wilson) untersucht einen Mordfall, bei dem der Täter (Ruairi O'Connor) vor Gericht behauptet, von einem Dämon besessen zu sein.

Die Ghostbusters sind zurück! Warner Brothers Pictures melken ihre seit 2013 laufende "Conjuring"-Erfolgsreihe weiter und haben Regisseur Michael Chaves, der den "Conjuring"-Ableger "The Curse of La Llorona" vor zwei Jahren mit einem Budget von 9 Millionen Dollar zu einem weltweiten Einspiel von 123 Millionen Dollar brachte, in den Hauptzweig des inzwischen acht Werke umfassenden "Conjuring"-Universums befördert. Wieder ermittelt das auf den realen Personen Lorraine und Ed Warren basierende Paranormalpaar, und Handlungsgrundlage sind ebenfalls reale Geschehnisse rund um das Gerichtsverfahren gegen den mutmaßlichen Mörder Arne Johnson, der 1981 in Connecticut behauptete, vom Teufel besessen zu sein. "Conjuring: The Devil Made Me Do It" - so der Originaltitel - hält keine Überraschungen für Kenner der Reihe bereit, ist aber immer noch unheimlich und spannend genug. Der 39 Millionen Dollar teure US-Horrorfilm hat gemischte Kritiken erhalten.

Unserem Kritiker Björn Schneider hat es mittelprächtig gefallen: "Solider, nachdrücklich gespielter Mix aus Dämonen-Grusler, Gerichts-Krimi und Psycho-Horror mit interessanten neuen Einfällen und Story-Elementen, allerdings einem schwachen Mittelteil und insgesamt zu wenig bedrückender Spannung."

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"Monster Hunter"
Fantasy
Deutschland
103 Minuten
FSK 0

Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!

Eine Einheit von Soldaten gerät durch ein geheimnisvolles Portal in eine fremde Welt, in der sie sich mit gigantischen und scheinbar übermächtigen Monstern konfrontiert sehen und um ihr Leben kämpfen müssen.

Nachdem das Duo und Ehepaar aus dem englischen Regisseur Paul W.S. Anderson und der ukrainischen Hauptdarstellerin Milla Jovovich 2016 das "Final Chapter" ihrer "Resident Evil"-Reihe geschlossen haben, versuchen sie es hier mit der Adaption des seit 2004 erscheinenden gleichnamigen japanischen Videospiels. Constantin Film produzierten den deutschen Fantasy-Film auf Englisch in Südafrika. Wem nach einer hirnlosen Aneinanderreihung von Action-Szenen, die nur hauchdünn von Dialogen und Handlung zusammen gehalten werden, ist, der wird hier kompetent bedient. Kritiken und Zuschauermeinungen sind gemischt.

Unserem Kollege Christian Klosz hat es gut gefallen: "Solide inszenierter, kurzweiliger und unterhaltsamer Film, der wenig Sinn, aber dafür umso mehr Spaß macht. Protagonistin Milla Jovovich legt einen großen Auftritt als toughes, mutiges Alpha-Weibchen hin, das trotz Härte Sympathie und Attraktivität ausstrahlt."

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"Nobody"
Thriller
USA
92 Minuten
FSK 16

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Ein scheinbar harmloser Familienvater (Bob Odenkirk) gerät ins Visier eines rachsüchtigen Drogenbarons (Aleksei Serebryakov).

Ein kleiner, aber feiner US-Thriller, der sicherlich kein cineastisches Neuland erschließt, aber eine witzige, brutale, flotte Geschichte mit vielen kreativen Stunts und unglaublich viel zu Bruch gehenden Teilen bietet. Regie bei der 16 Millionen Dollar teuren Universal Pictures-Produktion hat der russische Regisseur Ilya Naishuller in seinem zweiten Film nach dem wesentlich schwächeren "Hardcore Henry" geführt. Die Kritiken und Zuschauermeinungen sind positiv.

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"Nomadland"
Drama
USA
108 Minuten
FSK 0

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Eine ältere Frau (Frances McDormand) ist nach der Finanzkrise gezwungen, in ihrem Wohnwagen zu leben und durch die Lande zu ziehen.

"Die USA sind Glitzerstädte und dahinter Dritte Welt", beschreiben manche Amerikaner ihr Land selbstkritisch. Dieses US-Drama zeigt mal wieder die Schattenseite des kapitalistischen Tellerwäschertraums. Die chinesische Regisseurin, Drehbuchautorin und Cutterin Chloe Zhao ("The Rider") nimmt sich in ihrer langsamen und poetischen Charakterstudie den ruhelosen Vergessenen und Geknechteten der Gesellschaft an. Frances McDormand ist herausragend, und Kameramann Joshua James Richards fängt die weite Landschaft des Westens wundervoll ein. Von Beginn der Preisverleihungssaison 2020/21 war die Walt Disney Studios-Produktion ein Oscar-Favorit und konnte diese Verheißung tatsächlich einlösen. Bei über 200 Preisen insgesamt ragten zum Ende der Academy Awards-Triumph als "Bester Film", für Regisseurin Zhao und Hauptdarstellerin McDormand heraus. Die Kritiken sind durchweg hymnisch gewesen.

So auch bei unserem Rezensenten Björn Schneider, der begeistert ist. Er vergibt die Höchstwertung: Fünf von fünf Sternen! Er schreibt: "Ein mit atmosphärischem Feinsinn gedrehter, zutiefst menschlicher Film über einige Außenseiter der US-Gesellschaft, denen dieses feinfühlige Roadmovie ein filmisches Denkmal setzt."

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"Der Spion"
Thriller
Großbritannien
111 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Ein englischer Spion (Benedict Cumberbatch) und seine russische Quelle (Merab Ninidze) versuchen, die Kuba-Krise zu beenden.

Die spannende Handlung von "The Courier" - so der Originaltitel - basiert auf wahren Geschehnissen rund um die Kuba-Krise Anfang der Sechziger und wird von Regisseur Dominic Cooke ("On Chesil Beach" / "Am Strand") furios als altmodischer Spionagefilm erzählt. Sein britischer Thriller profitiert von Benedict Cumberbatch's nervöser Darstellung. Die Telepool-Produktion hat gute Kritiken und ebensolche Mundpropaganda erhalten.

Unsere Kollegin Bianka Piringer meint: "Der fesselnde Film taucht tief in die grimmige Atmosphäre des Kalten Krieges ein. Benedict Cumberbatch spielt den Amateurspion Wynne hervorragend in seiner inneren Zerrissenheit zwischen Angst und Pflichtgefühl. Die außergewöhnliche Freundschaft zweier Männer ist der innere Motor, der diese stilvoll mit Augenmerk für die Epoche inszenierte Geschichte bewegt."

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"Ich bin dein Mensch"
Komödie
Deutschland
108 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Um für ihre Studien Mittel zu erhalten, lässt sich eine Wissenschaftlerin (Maren Eggert) auf ein außergewöhnliches Experiment und für drei Wochen mit einem humanoiden Roboter (Dan Stevens) ein, der programmiert wurde, sie glücklich zu machen.

Eine Romcom der anderen Art, die Regisseurin und Drehbuchautorin Maria Schrader ("Vor der Morgenröte") hier auf Grundlage der gleichnamigen Kurzgeschichte von Emma Braslavsky aus dem Jahr 2019 serviert: Menschlich, witzig, zugleich mit Tiefgang und emotional anrührend. Die in Berlin und in Dänemark unter Pandemie-Bedingungen gefilmte Majestic-Produktion hat durchweg gute Kritiken erhalten und Hauptdarstellerin Maren Eggert den Silbernen Bären auf der diesjährigen Berlinale beschert.

Auch unser Kritiker Andreas Köhnemann rät zum Kartenkauf: "Ein cleverer Film voller Witz und origineller Einfälle mit einem hervorragenden Ensemble."

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"Judas and the Black Messiah"
Drama
USA
125 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Ein Kleinkrimineller (Lakeith Stanfield) entgeht dem Gefängnis, indem er sich vom FBI anwerben lässt, die Black Panther zu infiltrieren und Informationen über deren Vorsitzenden Fred Hampton (Daniel Kaluuya) zu sammeln.

Zunächst einmal ist dieses US-Drama ein Ausweis der Schauspielkunst des englischen Nebendarstellers Daniel Kaluuya, der in diesem Jahr den Grand Slam der Preisverleihungssaison gewonnen hat: Academy Award, Britischer Filmpreis, Golden Globe und Screen Actors Guild Award. Aber die 26 Millionen Dollar teure Warner Brothers Pictures-Produktion ist noch viel mehr: Regisseur und Drehbuchautor Shaka King ist es gelungen, wahre Geschehnisse elektrisierend nachzuzeichnen und eine wuchtige Verurteilung ethnischer Ungerechtigkeit zu fertigen - ein Triumph für alle Beteiligten! Die Kritiken sind durchweg positiv, ebenso wie die Zuschauermeinungen.

Unser Kritiker Andreas Köhnemann ist ebenfalls angetan: "Beeindruckendes politisches Kino, das erschreckend aktuell ist und zwei großartige Schauspieler im Zentrum zu bieten hat."

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"Percy"
Drama
Kanada
99 Minuten
FSK 6

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Ein kanadischer Farmer (Christopher Walken) legt sich mit dem US-Pharmariesen Monsanto an, nachdem deren genetisch verändertes Saatgut seine Ernte verunreinigt hat.

"Percy vs. Goliath" heißt dieses kanadische Drama im Original passend, und inzwischen kennt man auch hierzulande die Diskussionen um Monsanto und Roundup, die den Rechtsstreitigkeiten des im vergangenen Herbst verschiedenen Farmers Percy Schmeiser und dem US-Riesen zwischen 1999 und 2008 zu Grunde lagen. Regisseur Clark Johnson ("S.W.A.T.") wankt gefährlich in Richtung plumpe Botschaft, aber insbesondere Titeldarsteller Christopher Walken hält die MFA-Produktion auf Kurs. Die Kritiken sind gut, die Zuschauermeinungen geteilt.

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"Possessor"
Horror
Kanada
103 Minuten
FSK 18

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Eine Agentin (Andrea Riseborough), die für eine geheime Organisation arbeitet, die Gehirnimplantate nutzt, um über ahnungslose Dritte Attentate zu verüben, hat zunehmend Probleme, ihre Identität bewusst zu leben und die Aufträge auszuführen.

Vater dürfte stolz sein: Regisseur und Drehbuchautor Brendan Cronenberg ("Antiviral") liefert mit diesem spannenden kanadischen Horrorfilm eine provozierende Vision, eine überzogene Ausgangsidee und stilvoll verstörende Bilder in der besten Art von David ab. Die Kinostar-Produktion hat hervorragende Kritiken erhalten, ist bei den Zuschauern indes weniger gut gelitten.

Das ficht unseren Rezensenten Andreas Köhnemann überhaupt nicht an - er vergibt die Höchstwertung: Fünf von fünf Sternen! Er schreibt: "Eine faszinierende Mischung aus Mystery, hartem Splatter und philosophischem Drama, die tolle Bilder, exzellente Musik und großartiges Schauspiel bietet."

Hier geht es zu den kompletten Filmstarts

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