"Das grüne Zimmer", Arte, 23:05 Uhr
Unter dem Eindruck seiner Erlebnisse im Ersten Weltkrieg und des frühen Todes seiner Frau wendet sich ein französischer Journalist (Francois Truffaut) ganz den Verstorbenen und ihrer Erinnerung zu.
Seine Freunde und die meisten Kritiker priesen dieses Werk von Produzent, Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller in Personalunion Francois Truffaut ("Sie küssten und sie schlugen ihn") als eines seiner besten - aber sehen wollte "Le chambre vert" - so der Originaltitel - im Jahr 1978 kaum jemand. Das französische Drama war einer der größten Flops für den Filmemacher, der daraufhin schwor, nicht wieder sich selbst vor der Kamera in Szene zu setzen.
Vermutlich war das Thema um Trauern und Tod einfach zu sperrig. Truffaut erkannte dies selbst, als er im sich abzeichnenden Misserfolg an den Kinokassen die Ausrichtung der Werbekampagne änderte und das den Film bestimmende Thema auszusparen versuchte. Ohne Erfolg. Schließlich überwarf der Künstler sich mit der amerikanischen Produktions- und Verleihgesellschaft United Artists, denen er eine falsche Marketing-Strategie vorwarf. 3 Millionen Francs hatten die Amerikaner Francois zur Verfügung gestellt; nur 161 000 Zuschauer in Frankreich waren viel zu wenig, um auch nur annähernd in die schwarzen Zahlen zu kommen. "Das leere Zimmer" bespöttelte Truffaut schweren Herzens seinen eigenen, sehr persönlichen Film. In Deutschland kam der Streifen gar nicht in die Kinos.
Die Idee war dem Regisseur Anfang der Siebziger nach der Lektüre der Kurzgeschichte "The Altar of the Dead" des amerikanischen Autoren Henry James aus dem Jahr 1895 und der Überlegung, wie viele Mentoren und Weggefährten bereits gestorben waren, gekommen. Francois mischte Motive aus dieser Geschichte mit denen aus den Kurzgeschichten "The Beast in the Jungle" und "The Way It Came" und drehte in Honfleur in der Normandie im Nordwesten Frankreichs.
"Le chambre verte" ist eine subtile Auseinandersetzung mit Treue über den Tod hinaus und Offenheit für Veränderungen im Leben. Ein beanspruchender und origineller Film, wunderschön photographiert von Néstor Almendros, der für den Französischen Filmpreis nominiert wurde.
Eine Zuschauerin lobt: "Einer der faszinierendsten Filme, unglaublich tiefgründig. Dazu scharfsinnig, recht kurz, kompakt, schwermütig, traurig, ungemein poetisch, äußerst bewegend und düster. Francois Truffaut verstand die extravagante, bizarre, unheimliche Seite seines Themas hervorragend und hält die morbide, bizarre Atmosphäre mit Takt und Instinkt. Die Musik von Maurice Jaubert ist wundervoll und Néstor Almendro's Kameraführung hinreißend."
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