"Bonnie und Clyde", Arte, 20:15 Uhr
Die gelangweilte Serviererin Bonnie Parker (Faye Dunaway) verliebt sich in den ehemaligen Sträfling Clyde Barrow (Warren Beatty). Zusammen rauben die Beiden Banken aus und werden zu einer nationalen Berühmtheit.
Dieser US-Kriminalfilm aus dem Jahr 1967 ist ein Meilenstein des amerikanischen Kinos, ein Paradigmenwechsel in Hollywood und der Beginn von "New Hollywood". Danach sah es allerdings lange Zeit nicht aus. Warner Brothers Pictures wollten das ungeliebte Projekt fast ungesehen beerdigen, bewarben es kaum und schickten es wie einen Programmkinotitel in nur wenige Kinos - zum Ärger von Produzent und Hauptdarsteller Warren Beatty, der mit einer Klage drohte, sollten Warner seinen Streifen nicht angemessen in die Lichtspielhäuser verleihen. Als das Studio nachgab, gab es kein Halten mehr: Die 2 Millionen Dollar teure Produktion spielte weltweit 70 Millionen Dollar ein und machte den gewinnbeteiligten Beatty mit 6 Millionen Dollar zum Multi-Millionär.
Das Happy End war da noch nicht mal gekommen - es sollten noch zahlreiche Preise und Nominierungen folgen -, aber alles zusammen fügte sich zum nicht absehbaren Triumph einer nicht gerade einfachen Produktion.
Ursprünglich hatten die beiden Drehbuchautoren Robert Benton und David Newman ihr Skript gerne im Stil der französischen Novelle vague, der Neuen Welle, à la "À bout de souffle" ("Außer Atem") verfilmt gesehen - frisch, frank, frei, jugendlich. Konsequenterweise wandte sich das Paar 1965 direkt an einen der französischen Meister, doch Francois Truffaut entschied sich, statt dessen "Fahrenheit 451" zu drehen. Nachdem Verhandlungen mit dem "À bout de souffle"-Kollegen Jean-Luc Godard scheiterten, kam das Projekt über Warren doch nach Hollywood.
Der damals 29-Jährige wollte die Geschichte über das berühmte Gangsterpaar, die es Anfang der Dreißiger mit Morden und Raubzügen zu "Public Enemies" gebracht hatte, mit sich selbst in der Hauptrolle verfilmen. Doch er fand nur mit Mühe ein Studio - Columbia Pictures und United Artists sagten ab - und ebenso mühevoll einen Regisseur. Nach vielen Körben konnte er schließlich Arthur Penn gewinnen, dem er ebenfalls eine Gewinnbeteiligung einräumte. Für die weibliche Titelrolle hatte Beatty auf Natalie Wood gehofft, die aber kein Interesse hatte. Nach vielen weiteren Optionen - neben anderen Jane Fonda und Cher -, erhielt schließlich Faye Dunaway den Part.
Wie für die echte US-Version eines Novelle Vague-Werkes wollte Warren den Film in Schwarzweiß drehen lassen, doch da stellte sich das Studio quer. Mit den Aufnahmen an Originalschauplätzen im US-Bundesstaat Texas kamen die Filmemacher dagegen durch, wobei sich Warner Bros. fortwährend über die höhren Kosten und längere Drehzeit beschwerten und lieber die gesamte Produktion bei sich auf dem Studiogelände in Hollywood gesehen hätten.
Alle Außeinandersetzungen zwischen Beatty und dem Studio machte der Riesenerfolg von "Bonnie & Clyde" ein Ende. Ganz offenkundig gab es ein Publikum für amoralische Anti-Helden, für offener dargestellte Sexualität, für noch nie gesehene Brutalität auf der Leinwand, auf der bis dahin Gewalttaten meist unblutig verlaufen waren, aber auch für den der Novelle Vague entliehenen Stil des abgehackten Schnitts und der plötzlichen Veränderungen im Tonfall. Penn zeigt das Gangsterpaar mit Komik und Empathie und kontrastiert dies mit den realistisch gezeigten Gewalttaten - ein aufregendes Kinoereignis, dessen Wirkung bis heute im Krimi-Genre nachhallt.
Für den späteren Kritikerpapst Roger Ebert, damals gerade sechs Monate im Geschäft, war es "das erste Meisterwerk, das ich gesehen hatte". Umgekehrt wurde Bosley Crowther von seiner "The New York Times" für seine Kritik, die so offenkundig Lichtjahre von der Publikumsmeinung entfernt schien, sogar gefeuert. Er hatte "Bonnie and Clyde" in Bausch und Bogen verdammt, sich über unmoralische Gewaltdarstellungen beschwert und gegen die seiner Meinung nach zunehmende Brutalisierung im amerikanischen Kino protestiert.
Noch dümmer stand er einige Monate später da, als die Academy of Motion Picture Arts and Sciences den Film für gleich zehn Oscars nominierte, von denen er zwei gewinnen konnte. Nominiert waren der Film, Regisseur Arthur Penn, die Drehbuchautoren Robert Benton und David Newman, Hauptdarstellerin Faye Dunaway, Hauptdarsteller Warren Beatty, Nebendarstellerin Estelle Parsons, die Nebendarsteller Gene Hackman und Michael J. Pollard, Kameramann Burnett Guffey und Kostümbildnerin Theadora Van Runkle. Der Goldjunge ging an Nebendarstellerin Parsons und Kameramann Guffey.
Für den Golden Globe nominiert waren der Film, Regisseur Penn, die Drehbuchautoren, Hauptdarstellerin Dunaway, Hauptdarsteller Beatty und Nebendarsteller Pollard. Der Britische Filmpreis ging an Hauptdarstellerin Dunaway; nominiert waren der Film, Hauptdarsteller Beatty und Nebendarsteller Pollard.
1992 nahm die US-Library of Congress den Film als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsam" in das National Film Registry auf, um es der Nachwelt zu erhalten.
Ein Zuschauer schwärmt: "Der Film ist weniger ein Experiment in Bilderstürmerei als eine postmoderne Rekonstruktion des Gangster-Films als eine echte amerikanische Folktale-Fantasy, die das Kino einige Jahre nach der französischen Welle und deren dekonstruktivistischen Herangehensweise an die etablierte Filmsprache, erschütterte. Die existenzielle Leere, welche die Novelle Vague durchzog, findet hier einen erneuerten Ausdruck in den unheimlich leeren Landschaften und Städten, in Clyde's charismatischer Ambivalenz gegenüber Verbrechen und in Bonnie's charmant fatalistischen Gedichten. Aber Arthur Penn ersetzt klugerweise die französische Frivolität durch eine hintergründige Spannung und Verzweiflung über den Verfall in der Zeit der Großen Depression. Auch wenn es ein verdammt lustiger Film ist, werden alle Lacher durch die Ahnung nahenden Verhägnisses gedämpft."
"Ein Herz und eine Krone", 3sat, 20:15 Uhr
Eine gelangweilte und abgeschirmt lebende Prinzessin (Audrey Hepburn) entschlüpft ihrem Hofstaat und lässt sich von einem amerikanischen Reporter (Gregory Peck) Rom zeigen.
Man kann William Wyler und seiner Standfestigkeit nur dankbar sein. Hätte der Regisseur ("Ben-Hur") nicht darauf bestanden, vor Ort in Rom zu drehen, wäre diese US-Komödie wohl ein Eldorado von Rückprojektionen gewesen und hätte niemals diesen Charme entfalten können. Keine Frage - neben der strahlenden Audrey Hepburn und Gregory Peck ist die italienische Hauptstadt der dritte Hauptdarsteller des im Original entsprechend passenden betitelten "Roman Holiday".
Erstmals entstand eine amerikanische Produktion komplett in Rom und deren Cinecitta-Studios. Als Konzession an Paramount Pictures, die aus Kostengründen natürlich lieber auf dem Hollywood-Studiogelände hätten filmen lassen, wurde der ursprünglich als Farbfilm geplante Streifen für 1,5 Millionen Dollar in Schwarzweiß gedreht.
Für die Hauptrollen waren Elizabeth Taylor beziehungsweise Jean Simmons und Cary Grant vorgesehen. Da Taylor und Simmons nicht verfügbar waren, entschied sich Wyler für die den Kinobesuchern noch unbekannte englische Darstellerin Audrey Hepburn, die als "Gigi" auf dem Broadway von sich reden machte, bis dahin aber nur in Nebenrollen in europäischen Produktionen mitgewirkt hatte.
Eine Probeaufnahme brachte ihr die Rolle und die Begeisterung und Großzügigkeit ihres Co-Stars Gregory Peck sorgte mit einer bis dahin noch nie vorgekommenen Geste in der Filmindustrie dafür, dass ihr Name ganz oben vor dem Filmtitel erschien - ungewöhnlich für einen Neuling. Peck hatte eigentlich vertraglich das Recht, alleine genannt zu werden, aber während der Dreharbeiten wurde dem Amerikaner wohl klar, wer hier der wahre Star war. Er sagte auch den Oscar-Gewinn der damals 24-Jährigen voaus - und sollte Recht behalten. Gleich mit ihrer ersten Hollywood-Rolle wurde Audrey zum Star.
"Roman Holiday" ist so schön wie witzig und setzt einen Standard für romantische Komödien. Die Kritiken fielen durchweg positiv aus, und mit 12 Millionen Dollar Umsatz weltweit wurde das Werk 1953 ein großer Erfolg.
Als der Streifen auf die Leinwand kam, begann er allerdings mit einer (Not)Lüge: Der im Vorspann genannte Drehbuchautor Ian McLellan Hunter hatte das Skript gar nicht geschrieben, sondern diente nur als Fassade für Dalton Trumbo, der in der Anti-Kommunisten-Hysterie seit 1947 quasi mit einem Berufsverbot belegt war. Als das Drehbuch den Oscar gewann, nahm ihn Hunter entgegen - dieses Unrecht machte die Academy of Motion Picure Arts and Sciences 1993 rückgängig, als es den Academy Award Trumbo's Witwe Cleo überreichte. Gleichfalls setzten Paramount bei der DVD-Veröffentlichung 2003 den Namen des Autoren wieder ein.
Neben Trumbo und Hepburn gewann noch Kostümbildnerin Edith Head den Oscar; nominiert waren noch der Film, Regisseur Wyler, Nebendarsteller Eddie Albert, die Kameramänner, Cutter Robert Swink und die Bühnenbildner. Audrey Hepburn gewann den Golden Globe und den Britischen Filmpreis; für einen BAFTA waren noch der Film, Hauptdarsteller Gregory Peck und Nebendarsteller Albert nominiert. 1999 nahm die US-Library of Congress den Film als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutend" in das National Film Registry auf, um es der Nachwelt zu erhalten.
Ein Zuschauer urteilt: "Um ehrlich zu sein, war ich nicht besonders erpicht darauf, diesen Streifen zu sehen. Wie so viele Leute meiner Generation mag ich keine Schwarzweiß-Filme. Mann, was lag ich daneben! Ich habe noch nie einen Film gesehen, der so viel Romantik, Komödie und emotionales Drama gleichzeitig geboten hat. Man geht nicht zu weit, indem man sagt, dass hier Magisches erschaffen wurde, nicht zuletzt durch Audrey Hepburn und Gregory Peck. Die Geschichte hat schon ihr Urteil gefällt: Der Film zählt zu den besten seines Fachs und einer der wenigen, der über alle kulturellen und nationalen Grenzen besteht. Zu meinem Erstaunen las ich, dass in einer Umfrage in Japan dieses Werk immer noch zur Nummer eins bei den ausländischen Lieblingsfilmen gewählt worden ist."
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