"Agenten sterben einsam", Arte, 20:15 Uhr
Allierte Agenten (u.a. Richard Burton und Clint Eastwood) versuchen im Zweiten Weltkrieg einen amerikanischen General (Robert Beatty) aus deutscher Gefangenschaft in einem österreichischen Schloss zu befreien.
Den einem Shakespeare-Dialog aus "Richard III" entliehenen Originaltitel "Where Eagles Dare" (Wo Adler es wagen) verballhornten die beiden Hauptdarsteller - der Waliser Richard Burton und der Amerikaner Clint Eastwood - während der Dreharbeiten zu "Where Doubles Dare". Denn die Stars wurden in fast allen Action-Szenen von Stuntmen vor der Kamera vertreten, angeleitet von dem aus Hollywood importierten Yakima Canutt. Manchmal musste Alf Joint, das Burton-Double, auch ungeplant vor die Linse, wenn der alkohohlkranke Mime wieder mal nach Trinkexzessen nicht am Drehort erschien. Dies und die schlechten Wetterbedingungen an den österreichischen Drehorten zogen die Arbeiten an diesem britischen Abenteuerfilm in die Länge.
Der amerikanische Regisseur Brian G. Hutton, der bis dahin drei Streifen unterschiedlicher Genres inszeniert hatte, meisterte die Widrigkeiten dieser umgerechnet 7 Millionen Dollar teuren Produktionen aber exzellent. Der schottische Autor Alistair MacLean verarbeitete sein eigenes Drehbuch später auch zu einem gleichfalls erfolgreichen Roman. Die Kinoversion unterhält frei von jeglicher historischen Realität als spannendes und gut gespieltes Abenteuer.
Gedreht wurde in den österreichischen Ortschaften Werfen, Lofer, Ebensee mit dessen Feuerkogelseilbahn und Aigen im Ennstal; dort nutzte man den Fliegerhorst Fiala Fernbrugg als Flugplatz Oberhausen. Das Schloss Adler ist in Wirklichkeit die Festung Hohenwerfen nahe Salzburg. Weitere Innen- und Trickaufnahmen entstanden in den MGM-Studios in der englischen Grafschaft Herfortshire im Londoner Speckgürtel.
Zum Einsatz kam bei der Produktion auch das noch neue Front Projection-Verfahren, das im Vergleich zur seit Jahrzehnten eingesetzten Back Projection schärfere und bildsattere Bilder lieferte. Hier wurden mit Hilfe eines Spiegels Bilder über die Schauspieler vor einer reflektierenden Leinwand gelegt. So entstand zum Beispiel der Kampf auf der Seilbahn.
"Where Eagles Dare" erhielt 1968 gute Kritiken und wurde mit weltweit 21 Millionen Dollar Umsatz ein großer Publikumserfolg.
Ein Zuschauer befindet: "Falsch in den Details; die Helden überleben Katastrophen, bei denen sie in der realen Welt ein Dutzend Mal umgekommen wären, mit kaum einer Schramme; und die Intrige, an der die gesamte Handlung hängt, lässt die Nazi-Drahtzieher in Sachen Leichtgläubigkeit wie sabbernde Dreijährige wirken, wenn man sich die Zeit nimmt, darüber nachzudenken. Aber wen interessiert das, wenn alles so verdammt viel Spaß macht? Dies ist mit Sicherheit der ultimative "Krieg als Abenteuer für große Jungs"-Film, voller Heldentaten, knappen Entkommen, finsteren Bösewichtern und Legionen inkompetenten Kanonenfutters, die niedergestreckt werden wie Hakenkreuz-Unkraut. Das ist schicht und ergreifend eine Klamotte, die nicht mehr will als Nervenkitzel mit großer Wirksamkeit zu bieten. Was sie tut."
"Das Appartement", 3sat, 00:00 Uhr
Ein Versicherungsangestellter (Jack Lemmon) macht Karriere, indem er seinen Vorgesetzten seine Wohnung für Seitensprünge leiht. Als er sich selbst verliebt, wird die Situation kompliziert.
Der Karrierehöhepunkt des Billy Wilder ("Some Like It Hot") einer an Höhepunkten reichen Karriere. Am Abend der Oscar-Verleihung am 17. April 1961 stand der Regisseur, Drehbuchautor und Produzent von "The Apartment" dreimal auf der Bühne und ging mit drei Academy Awards nach Hause: Für den "Besten Film", für seine Regie und sein zusammen mit dem langjährigen Partner I.A.L Diamond geschriebenen Originaldrehbuch. Dazu gewannen noch Ausstatter Alexandre Trauner und Cutter Daniel Mandell. Nominiert gewesen waren zudem Hauptdarstellerin Shirley MacLaine, Hauptdarsteller Jack Lemmon, Nebendarsteller Jack Kruschen, Kameramann Joseph LaShelle und der Tonverantwortliche Gordon Sawyer - insgesamt also satte zehn Nennungen.
Und das für einen Streifen, mit dem nicht alle Zeitgenossen einverstanden waren. So erzählte Fred MacMurray, dass ihn eine Frau auf offener Straße wegen dieses "dreckigen, miesen Films" beschimpft und mit der Handtasche geschlagen habe. In der Tat ist diese Geschichte über eheliche Untreue und außerehelichen Sex für das Jahr 1960 ziemlich gewagt. Aber weil Wilder's typischer Zynismus hier durch zärtlichen Humor, Romantik und wahrhaftes Pathos gemildert wird, ergab dies die bestmögliche Mischung und begeisterte Industrie, Kritiker und Zuschauer gleichermaßen. Mit weltweit 25 Millionen Dollar Umsatz wurde die 3 Millionen Dollar teure United Artists-Produktion ein riesiger Erfolg.
Was das Werk aber laut Billy nicht war, ist eine Komödie, obwohl "The Apartment" als solche vermarktet und schon immer als solche eingeordnet wurde. Aber der leichtgewichtige Ton zu Beginn des Films weicht schnell einem düsteren; und es ist fraglich, ob ein Film, in welchem die Hauptdarstellerin Selbstmord begehen möchte, wirklich als Schenkelklopfer zu klassifizieren ist. In der Drama-Spalte ist das hervorragend gespielte Meisterwerk wohl besser aufgehoben, eines der schärfsten, bittersten, und trotzdem erfolgreichsten Billy Wilder-Werke über den Preis der Menschlichkeit.
Bei den Golden Globes und den Britischen Filmpreisen wurden der Film, Hauptdarstellerin Shirley MacLaine und Hauptdarsteller Jack Lemmon prämiert; Regisseur Billy Wilder war zudem für den Globe nominiert und gewann noch den Directors Guild Award und den Writers Guild Award.
1994 nahm die US-Library of Congess "The Apartment" als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsames Werk" in das National Film Registry auf, um es der Nachwelt zu erhalten.
Ein Zuschauer schreibt: "Es ist schwierig, den Film einem bestimmten Genre zuzuordnen. Die scharfzüngigen, witzigen Dialoge und Jack Lemmon's urkomische Mimik sprechen für eine Komödie. Aber man kann die tragischen Elemente nicht übersehen, die einen nachdenklich stimmen. Dann wiederum funktioniert der Streifen auch auf einer satirischen Ebene und behandelt die Unternehmenskultur der damaligen Zeit: Die Manager - Frauen fehlen natürlich in der oberen Ebene - scheinen ihre Firma als einen gigantischen Harem zu betrachten. Das Bemerkenswerte ist, wie perfekt sich diese drei Qualitäten miteinander vermischen, ohne je aus der Balance zu geraten. Manchmal erbauend, manchmal deprimierend, manchmal beides zugleich. Und ich muss noch einen Film sehen, der solche witzigen und gut getimten Dialoge aufbietet, so viele zitierfähige Sätze und eine Besetzung, welche diese so toll von sich gibt. Darüber hinaus entschied sich Billy Wilder, das Werk in Schwarzweiß und Breitbild zu drehen, mit wunderschöner, leuchtender Photographie, die dem Film eine ganz spezielle melancholische Stimmung verleiht."
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