"Der Zug", Arte, 20:15 Uhr
Die französische Widerstandsbewegung will 1944 einen Zug stoppen, den ein deutscher General (Paul Scofield) mit Kunstschätzen beladen nach Deutschland geschickt hat - ohne die Ladung zu beschädigen.
Gerade drei Tage liefen die Dreharbeiten vor Ort in Frankreich zu diesem US-Thriller, da ließ Hauptdarsteller Burt Lancaster Regisseur Arthur Penn ("Bonnie and Clyde") feuern. Während der Filmemacher einen ruhigen Streifen drehen wollte, der ins Detail darüber geht, was den von Lancaster gespielten Widerstandskämpfer so viel für Kunstwerke riskieren lässt, wollte der Schauspieler ein Werk, das den Schwerpunkt auf Action legt. Die Dreharbeiten wurden unterbrochen, das Drehbuch umgeschrieben und das Budget auf 5,8 Millionen Dollar verdoppelt.
Derweil knüpfte Burt Bande zu Regisseur John Frankenheimer ("Ronin"), mit dem er in den Jahren zuvor erfolgreich bei "Birdman of Alcatraz" und "Seven Days in May" zusammen gearbeitet hatte, um ihn als Ersatz für Penn zu gewinnen. Frankenheimer nutzte die Notlage der United Artists-Produktion Gewinn bringend aus: Unter anderem handelte er das Recht auf die finale Schnittfassung und einen Bonus-Ferrari für sich heraus und setzte durch, dass der aus Steuergründen vorgeschriebene französische Co-Regisseur nicht an den Drehort durfte. Gedreht wurde vor Ort in Acquigny in der Normandie, in Saint-Ouen nördlich und in Varies östlich von Paris.
"The Train" verrät nichts von diesen Produktionswirren; Frankenheimer inszeniert nüchtern und schnörkellos einen detailreich realistischen, packenden und intelligenten Film, der mit 6,8 Millionen Dollar Umsatz in den USA im Jahr 1964 erfolgreich lief und für den Britischen Filmpreis nominiert wurde.
Das Drehbuch von Franklin Coen und Frank Davis erhielt eine Oscar-Nominierung. Es basiert auf einer wahren Geschichte, welche die französische Kunsthistorikerin Rose Valland 1961 in ihrem Sachbuch "Le front de l'art" geschildert hatte. Allerdings war die Realität deutlich weniger dramatisch als das Leinwandgeschehen: 1944 hatten die Franzosen den Zug einfach mit Bürokratie so verlangsamt, dass er es nur ein paar Kilometer aus Paris hinausschaffte...
Eine Zuschauerin lobt: "Eine tour de force mit herausragenden Darstellungen des gesamten Ensembles. Erfrischend ist, dass die deutschen Offiziere hier nicht karikiert werden. Sie mögen brutal und mörderisch sein, aber sie werden niemals als unintelligent gezeichnet. Der Film verbindet unglaubliches Spektakel mit sehr menschlichem Drama, dessen Spannung zu keinem Zeitpunkt nachlässt. Und der originelle Plan, den sich der Widerstand einfallen lässt, ist alleine schon das Eintrittsgeld wert."
"John Wick", Pro7, 22:55 Uhr
Ein ehemaliger Auftragsmörder (Keanu Reeves) jagt die Gangster, die ihm alles genommen haben.
Für die Rolle eines eiskalten Killers, einer urbanen Legende der Unterwelt, würde einem der Name Keanu Reeves, noch dazu mit seinen damals 49 Jahren, nicht unbedingt einfallen - aber in diesem stilvollen, aufregenden und Schwindel erregend dynamischen US-Thriller von 2014 passte der Part dem Mimen unerwartet exzellent.
Reeves selbst hatte das Potential des Parts erkannt, als er sich bereit erklärte, bei der 20 Millionen Dollar teuren Independent-Produktion mitzumachen, zu der Derek Kolstad das Drehbuch geschrieben hatte. Der Schauspieler brachte als Regisseure die Stunt-Koordinatoren Chad Stahelski und David Leitch ins Gespräch, mit denen er bei der "Matrix"-Trilogie zusammen gearbeitet hatte und die er für den kinetischen Stil dieses Werks als sehr geeignet ansah. Diese zeigten tatsächlich Interesse und wurden von den Produzenten für ihr Regiedebut engagiert. Da die Regisseursgewerkschaft nur einen Namen als Regisseur zulässt, konnte indes nur Stahelski im Vorspann genannt werden. Gedreht wurde in und um New York City.
"John Wick" erhielt gute Kritiken und wurde mit weltweit 88 Millionen Dollar ein Achtungserfolg. In den folgenden Jahren setzte die positive Mundpropaganda ein, so dass die zwei Fortsetzungen ihre Einnahmen gegenüber dem jeweiligen Vorgänger jeweils so gut wie verdoppeln konnten: "John Wick: Chapter 2" kam 2017 weltweit auf 171 Millionen Dollar und "John Wick: Chapter 3 - Parabellum" 2019 auf 327 Millionen Dollar. Im Mai kommenden Jahres soll der vierte Part auf die Leinwände kommen.
Kritiker Kevin Ranson schrieb in "Movie Crypt": "Eines der wenigen Drehbücher, das eine fesselnde Action-Figur einführt, eine ganze Welt jenseits der unseren erschafft und diese dann von innen unterhaltsam innerhalb von 100 Minuten zerstört."
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