"Der Untertan", 3sat, 20:15 Uhr
Ein Opportunist (Werner Peters) versucht durch Anpassung Karriere im Kaiserreich zu machen.
Heinrich Mann's Roman "Der Untertan" aus dem Jahr 1918, eine ätzend-scharfe Abrechnung mit dem Untertanengeist im Deutschen Kaiserreich und dessen als tugendhaftes Preußentum verbrämten nationalen Chauvinismus, war in der DDR Pflichtlektüre im Schulunterricht. Auch wenn Mann mit Sozialismus und Kommunismus nichts am Hut hatte - und in dieser Verfilmung sollten sie dann auch keine entscheidende Rolle spielen, was manchem in der DDR sauer aufstieß -, so lag die antireaktionäre Schlagrichtung des Buches doch ganz auf Staatslinie.
Nachdem der 1950 im US-Bundesstaat California gestorbene Autor, der 1933 vor den Nationalsozialisten aus Deutschland geflohen war, der ostdeutschen Filmgesellschaft DEFA die Verfilmungsrechte an seinem Roman überlassen hatte, machte die Regierung die Adaption zur Staatsangelegenheit. Das ostdeutsche Drama sollte zu einem Prestigeprojekt der DDR-Filmkunst werden, und man ließ Regisseur und Drehbuchautor Wolfgang Staudte ("Die Mörder sind unter uns"), der den Roman zusammen mit seinem Vater Fritz Staudte adaptierte, freie Hand. Gedreht wurde in den Filmstudios Babelsberg.
Vater und Sohn Staudte sollten die Hoffnungen nicht enttäuschen - "Der Untertan" ist einer der großen Erfolge des ostdeutschen Kinos, der auch international Anerkennung fand. Das brilliant inszenierte, auf beißend scharfe satirische Wirkung und Kontrastrierung gebürstete Werk seziert wie der hellsichtige Roman die unselige Tradition des Untertanengeistes, der Totalitarismus ermöglicht und befeuert. Regisseur Wolfgang Staudte und der überragende Hauptdarsteller Werner Peters erhielten für ihre Leistungen den Nationalpreis der DDR.
Überall erfuhr "Der Untertan" Anerkennung - nur nicht bei den "westdeutschen Brüdern und Schwestern" - hier wurde er gar verboten und kam erst 1957 in einer gekürzten Fassung und mit einer idiotischen Titelkarte zu Beginn, die sinnverfälschend erklärt, hier werde "ein Einzelfall" gezeigt, in die Kinos. Erst 1971 war die Produktion in Gänze zu sehen. Im Kampf der Systeme im Kalten Krieg sah man in dem Film einen Angriff auf die Bundesrepublik. Aber getroffene Hunde bellen halt auch - in Westdeutschland hielt sich bis in die Sechziger genau der im Film kritisierte Untertanengeist und eine Rechtfertigungs-, Beschönigungs-, Verschweigens- und Entschuldigungskultur über die deutsche Politik und Gesellschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Zu einem ausgewogenen Urteil kam Waldemar Wilken 1957 in der Zeitschrift der Protestantischen Kirche "Kirche und Mann": "Wer einen guten Film sehen möchte, darf sich den 'Untertan' nicht entgehen lassen. Selten haben wir einen Film besprochen, der so voller optischer Einfälle und genialer Regiekünste steckte. Aber: Ihn haben die verkehrten Leute hergestellt. Er kommt ja aus der Staatsfilmküche der DEFA in der DDR. Und da kann man wirklich nur seufzen: Die haben es nötig!"
Ein Zuschauer meint: "Exzellent gespielt und zum Nachdenken anregend. Als Geschichtsstunde ein bisschen holzschnitzartig, aber gut gemacht und fesselnd."
"Gefährliche Brandung", RTL2, 00:15 Uhr
Ein FBI-Agent (Keanu Reeves) infiltriert eine Gruppe Surfer, die Bankräuber sein könnten.
Ein Film über Surfer - und Patrick Swayze hatte schon ein paar Mal auf dem Brett gestanden, Keanu Reeves indes noch nie, und Lori Petty war niemals auch nur auf dem Meer gewesen. Also hieß es zwei Monate vor Drehbeginn für die Darsteller, Surf-Unterricht zu nehmen. Profi-Surfer Dennis Jarvis unterrichtete die Akteure auf der Hawaii-Insel Kauai. Dabei stellte sich Swayze als Naturtalent heraus, der darauf bestand, während des Drehs die gefährlichen Stunts selbst durchzuführen und sich dabei vier Rippen brach.
Produzent James Cameron engagierte seine damalige Frau Kathryn Bigelow ("The Hurt Locker") als Regisseurin, und diese schuf für 24 Millionen Dollar einen Energie geladenen, visuell beeindruckenden, spannenden Kriminalfilm, dessen großartige Action den Puls in die Höhe treibt und das Gehirn nicht allzu sehr beansprucht. Der Macho-Streifen ist auch ein interessantes Dokument seiner Zeit, eine Mischung aus den klassischen Polizisten-Filmen der Achtziger und der gesteigerten Physikalität der Action-Streifen der neunziger Jahre.
"Point Break" - so der Originaltitel, ein Begriff aus der Surfer-Sprache, der eine Stelle oder Linie im Wasser bezeichnet, die das Brechen einer Welle verursacht -, war 1991 mit weltweit 84 Millionen Dollar ein solider Erfolg für 20th Century Fox an den Kinokassen und hat seitdem eine wachsende Fan-Gemeinde durch Video und Disc versammelt. 2015 kam die enttäuschende und überflüssige Neuverfilmung auf die Leinwände, die sich für Warner Brothers Pictures als Mega-Flop entpuppte.
Ein Zuschauer lobt: "Surfen, Autoverfolgungsjagden, Banküberfälle, Verfolgungen zu Fuß, coole Musik, Faustkämpfe, Schießereien, schöne Frauen, verrückte Charaktere, Skydiving, Kidnapping, atemberaubende Landschaften und Humor. Dieser Film hat all das und mehr - zum Beispiel tolle Darsteller und non-stop Action, superb in Szene gesetzt von Kathryn Bigelow."
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