Ein auf sich allein gestellter Jugendlicher (Vincent Gasperitsch) wird durch die Freundschaft mit dem Sohn (François Negret) eines brutalen Mannes (Bruno Cremer) in die kaputte Betonwelt eines Pariser Vororts eingeführt.
Noch bevor die Jugendgewalt in den sozial abgehängten Pariser Vororten, den Banlieues, ein großes Thema in den Medien wurde, brachte Regisseur und Drehbuchautor Jean-Claude Brisseau ("Heimliche Spiele") diese mit Brachialgewalt - im doppelten Wortsinne - auf die Leinwand. Allerdings nicht als semi-dokumentarische Betrachtung, sondern in einer Art magischen Realismus aus der Betonhölle - mit surrealen und erotischen Traumbildern, poetischen Einschüben und schwarzem Humor, ohne dass diese den Figuren oder dem Zuschauer Erleichterung verschaffen.
Brisseau konnte für "De bruit et de fureur" - so der Originaltitel - aus seinen eigenen Lebenserfahrungen schöpfen, nachdem er 20 Jahre als Lehrer an einer Schule im Banlieue gearbeitet hatte. In die in der Zeit zwischen Ende des Zweiten Weltkriegs und Ölpreisschock Mitte der Siebziger an den Rändern der Großstädte gewachsenen, oft aus Hochhäusern bestehenden Siedlungen waren während der "glorreichen 30 Jahre" Arbeiter aus dem ländlichen Frankreich und den Maghreb-Staaten Nordafrikas gezogen. Als die Deindustrialisierung begann, wurden die einst vergleichsweise komfortablen und modernen, aber stets unwirtlichen Wohntürme zu sozialen Brennpunkten, gekennzeichnet von hoher Arbeitslosigkeit, Fürsorgeempfängern, Kriminalität und Drogenkonsum. Das Frust- und Gewaltpotential begann sich bereits in den Achtzigern in Jugendunruhen niederzuschlagen, die 2005 einen unrühmlichen Höhepunkt erreichten.
Das heftige französische Drama, das Gegenteil eines feel good movies, zeigt eine zerfallende Gesellschaft, die für sich keinen Sinn des Lebens mehr definieren kann, der die Wertmaßstäbe abhanden gekommen sind und die sich in Zerstörung und Gewalt abreagiert.
Bei den Filmfestspielen in Cannes erhielt "De bruit et de fureur" den Spezialpreis der Jugendjury, aber einigen Zuschauern, Kritikern und schlussendlich auch den Zensoren ging die ungeschminkte Darstellung der Jugendgewalt zu weit. Der Streifen wurde erst "Ab 18 Jahren" freigegeben - eine ungewöhnliche Entscheidung, welche die kommerziellen Chancen des Films extrem beschnitt und wiederum für Proteste sorgte. In Westdeutschland wurde das Werk "Ab 16 Jahren" freigegeben.
Ein Zuschauer befindet: "Es ist etwa fünf Jahre her, seit ich diesen Film gesehen habe, und ich glaube, manche Szenen daraus werde ich nie vergessen können. Der Streifen ist wie 'Clockwork Orange' ohne das Science Fiction-Element, wirklich roh, und die Vergewaltigungsszenen sind echt heftig. Jean-Claude Brisseau filmt schöne wie schreckliche Dinge auf eine düstere, ultra-realistische Weise. Die Schauspieler sind phantastisch, und die Handlung lässt nie nach noch übertreibt sie. Ein Werk, das einen nicht mehr loslässt."
Hier geht es zum kompletten TV-Programm