"Avatar", Sat1, 20:15 Uhr
Ein querschnittsgelähmter Soldat (Sam Worthington) wird auf den Mond Pandora versetzt, wo er eine einzigartige Mission ausführen soll - und in einen Konflikt gerät zwischen seinen Befehlen und dem Wunsch, eine Welt zu bewahren, in der er sich mehr und mehr heimisch fühlt.
"Ich weiß nicht, was verrückter ist: Dass wir Sie das machen lassen, oder dass Sie denken, dass Sie das schaffen können." Die Skepsis bei 20th Century Fox gegenüber James Cameron und seinem Projekt "Avatar" war groß, wie diese Äußerung eines Fox-Managers belegt. Obgleich dies der Regisseur war, der dem Studio mit "Titanic" seinen größten Erfolg beschert hatte, wollte man dem Filmemacher nicht das Budget für seine ehrgeizige Produktion zur Verfügung stellen. 10 Millionen Dollar gestattete man Cameron, um eine Art Testversion zu drehen, damit sich die Studio-Chefs davon überzeugen konnten, wie das fertige Produkt überhaupt einmal aussehen würde.
Immerhin war vieles von dem, was der Künstler hier 2005 vortrug, nur durch aktuelle technische Innovationen möglich - einige davon, wie ein 3D-HD-Kamerasystem, hatte James selbst mit entwickelt. Und die Technik war es auch, die den Regisseur bewogen hatte, die Arbeit an "Avatar" nicht, wie ursprünglich angekündigt, direkt nach "Titanic" 1998 aufzunehmen, sondern bis 2007 zu warten, nachdem Weta Digital mit der Figur des Gollum in "The Lord of the Rings" bewiesen hatten, wie weit die Motion Capture-Technologie - computergenerierte Figuren werden über die Darstellung des Schauspielers gelegt, wobei dessen Gestik und Mimik genutzt werden -, fortgeschritten war. Auch war es nun möglich, Realszenen viel organischer in computeranimierte Szenen zu mischen, zumal noch in 3D. Cameron erklärte, dass "Avatar" zu 60 Prozent aus Computeranimationen und zu 40 Prozent aus Realfilm bestehe.
Bereits 1994 schrieb der Filmemacher erste Drehbuchentwürfe, wobei er sich Geschichten bediente, die er in seiner Jugend gelesen hatte, am offensichtlichsten "John Carter of Mars" und "Pocahontas". Die Drehbuchentwürfe standen jahrelang frei zugänglich im Internet - als sie 2006 verschwanden, war das ein Zeichen, dass es ernst wurde. 20th Century Fox hatten zugestimmt, Cameron's Film zu produzieren - aber erst, als dieser fast schon mit Walt Disney Studios handelseinig war.
James arbeitete mit zahlreichen Designern wie Fantasy-Illustratoren zusammen, um das Aussehen Pandoras und der Navi'i-Bewohner zu entwickeln. An der Produktion wirkten je zwei Produktionsdesigngruppen und Ausstattungsteams mit, jeweils für die Pandora-Welt und für die menschlichen Maschinen und Raumschiffe. Der Sprachwisenschaftler Paul Frommer wurde engagiert, um eine eigene Sprache für die Navi'i zu kreieren und ersonn rund 1000 Wörter.
Die Dreharbeiten dauerten von April bis November 2007 und fanden in einer Flughafenhalle in Los Angeles und im neuseeländischen Wellington, dem Sitz von Weta, statt. Für die Hauptrolle engagierte Cameron, der zunächst an Matt Damon und Jake Gyllenhaal gedacht hatte, den unbekannteren Engländer Sam Worthington. Insgesamt arbeiteten an der rund 250 Millionen Dollar teuren Produktion etwa 1000 Künstler und Techniker mit. Mit der Rechenleistung, die zur Realisierung der Computeranimationen notwendig war, hätte man wahrscheinlich eine Großstadt für ein Jahr versorgen können. Industrial Light and Magic kamen an Bord, um Weta zu unterstützen.
Als "Avatar" zu Weihnachten 2009 in die Kinos kam, konnte sich niemand sicher sein, ob Cameron's Vision bei den Zuschauern Anklang finden würde oder ob das Unternehmen an den Kinokassen schneller untergehen würde als die Titanic. Doch der Wagemut aller Beteiligten machte sich mehr als bezahlt: Die Kritiken waren positiv, die Zuschauer begeistert, und bereits im Januar lag "Avatar" auf Kurs, James' eigenes Werk "Titanic" als erfolgreichsten Film aller Zeiten abzulösen. Weltweit spielte der Streifen rund 2,8 Milliarden Dollar ein. Da die 3D-Tickets vergleichsweise teuer waren, spiegelt das Ergebnis allerdings nicht die Zuschauerzahl wider: Da erreicht "Avatar" Platz 15 in der Liste der zuschauerstärksten Filme aller Zeiten. Im Anschluss brachen auch die Verkäufe auf Disc Rekorde.
Es war weniger die Handlung - Regisseur Duncan Jones ("Warcraft") meinte, er wolle denjenigen Zuschauer sehen, der nicht genau wüsste, was in "Avatar" als nächstes passiere - als die bahnbrechende, augenöffnende technische Errungenschaft, die bewies, dass James Cameron auch zwölf Jahre nach seinem letzten Spielfilm ein Meister des einfallsreichen und packenden Kinos blieb.
Dennoch ging er persönlich bei der Oscar-Verleihung leer aus - und unterlag für die "Beste Regie" pikanterweise seiner Ex-Gattin Kathryn Bigelow mit deren "The Hurt Locker". Das Werk erhielt aber drei Academy Awards für Kameramann Mauro Fiore, die Ausstattung und Visuelle Effekte. Zudem waren neben der Regie noch der Film selbst, Komponist James Horner, der Schnitt, die Tonmischung und der Tonschnitt nominiert. Bei den Golden Globes gewannen der Film und Regisseur Cameron; nominiert waren noch Komponist Horner und sein Song "I See You". Bei den Britischen Filmpreisen gewannen Ausstattung und Visuelle Effekte. Nominiert waren hier zudem der Film, Regisseur Cameron, Kameramann Fiore, Komponist Horner, Schnitt und Ton.
Kritiker Will Leitch schrieb in "Deadspin": "Der Film zeigte mir etwas, was ich noch nie zuvor gesehen habe. Er erinnerte mich daran, was Kino kann, wozu es fähig ist, und was die Erfahrung, sich drei Stunden lang in einen dunklen Raum zu setzen, wirklich bedeuten kann."
"John Wick: Kapitel 3", Pro7, 23:00 Uhr
14 Millionen Dollar sind auf den Kopf von John Wick (Keanu Reeves) ausgesetzt, so dass er zur Zielscheibe jedes Auftragsmörders weltweit wird.
Kinokenner wissen, dass in Sachen Fortsetzungen aller guten Dinge nicht immer drei sind. Aber "John Wick: Kapitel 3" ist die angenehme und überzeugende Ausnahme von dieser Regel. Bei dem US-Thriller, der im Jahr 2019 zwei Jahre nach dem zweiten Part erschien und dessen Handlung unmittelbar an die des Vorgängers anknüpft, stimmt wie bei den ersten beiden Teilen wieder alles: Brillant choreographierte und überkandidelte knallharte Action von Anfang bis Ende.
Die in New York City, Montreal und Marokko gedrehte 75 Millionen Dollar teure Lionsgate-Produktion - fast doppelt so teuer wie der zweite Part und dreimal so teuer wie der erste - lag in bewährten Händen: Wieder führte Chad Stahelski - von Hause aus Stuntman - Regie, Derek Kolstad schrieb das Drehbuch, Dan Laustsen photographierte, Tyler Bates komponierte und Evan Schiff schnitt. Das eingespielte Team liefert wie eine gut geölte Maschine eine Fortsetzung, die keinerlei Ermüdungs- und Abnutzungserscheinungen zeigt.
Das zeigte sich dann auch an den guten Kritiken, vor allem aber am Publikumszuspruch: Schon nach zehn Tagen war "John Wick: Chapter 3 - Parabellum" der umsatzstärkste Part des Trios. Am Ende standen weltweite 326 Millionen Dollar - beihahe doppelt so viel wie beim zweiten Teil und fast viermal so viel wie beim ersten. Kein Wunder, dass im Mai 2022 der vierte Part in die Kinos kommen soll.
Kritiker Stephen Russell schrieb in "The New Daily": "Als ein lädierter und blutverschmierter Keanu Reeves durch ein Regen gepeitschtes und Neon beleuchtetes New York auf einem buchstäblich schwarzen Pferd reitet, um Motorrad fahrende Auftragsmörder abzuwehren, ist das so brillant aberwitzig, wie man es von der John Wick-Reihe erwarten darf."
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