Carey Mulligan hat sich an einer Kritik in "Variety" zu ihrem Thriller "Promising Young Woman" gestoßen und dessen Autoren Dennis Harvey als sexistisch geziehen. Das hat zu einer Entschuldigung des Branchenblatts gegenüber der Engländerin und zu Protesten des Kritikers geführt.
Mulligan spielt in dem hoch gelobten "Promising Young Woman" eine Frau, die Männer in Bars glauben macht, sie sei betrunken und "leichte Beute", dann aber den Spieß umdreht und die Männer beschämt.
Harvey hatte zur Premiere der Independent-Produktion im Januar 2020 auf dem Sundance Film Festival geschrieben: "Carey Mulligan, eine gute Schauspielerin, scheint eine seltsame Wahl für diese zugegebenermaßen vielschichtige scheinbare Femme Fatale - Margot Robbie ist hier die Produzentin, und man kann nur vermuten, dass die Rolle einst für sie gedacht gewesen ist. Mit diesem Star sitzt der Figur Cassie ihre Aufrissmontur wie ein schlecht sitzendes Kleid, selbst ihr langes blondes Haar wirkt wie aufgesetzt." Der Kritiker lobt die Darstellung der 35-Jährigen zwar auch als "geschickt, unterhaltsam und herausfordernd", aber das konnte Carey nicht besänftigen.
"Ich denke, dass es wichtig ist, dass Kritik konstruktiv ist. Ich finde, dass es wichtig ist, dass wir bezüglich der Arbeit auf die richtigen Dinge achten, auf die Kunst und auf die Darstellung", erklärte die Aktrice in mehreren Interviews. "Und ich glaube nicht, dass dieses das Erscheinungsbild eines Schauspielers oder die eigenen persönlichen Vorlieben, wie ein Darsteller aussieht oder wie er nicht aussieht, umfasst, was meiner Meinung nach dieser Artikel getan hat. Es ist keine persönliche Beleidigung gewesen, indem der Autor meine mangelnde Attraktivität kritisiert oder beklagt hat. Das hat mein Ego nicht verletzt, aber es hat mich beunruhigt, dass in einer solch großen Zeitung das Aussehen einer Schauspielerin kritisiert werden kann und dass das als vollkommen akzeptable Kritik durchgeht. Die Kritik hat im Grunde gesagt, dass ich nicht heiß genug sei, um diese Art von List anwenden zu können. Echt jetzt? Im Jahr 2020?"
"Variety" hat sich inzwischen bei Mulligan entschuldigt: "Wir bedauern die instinktlose Sprache und die Unterstellungen in unserer Besprechung von 'Promising Young Woman', die ihre mutige Darstellung herabgemindert hat."
Die Mimin zeigte sich erfreut über diese Veröffentlichung, während einige Kritikerkollegen Dennis Harveys sich auf dessen Seite oder die von Carey geschlagen haben. Der Autor selbst zeigt sich irritiert: "Ich habe weder geschrieben noch gemeint, dass Mulligan 'nicht heiß genug für die Rolle' ist. Ich bin ein 60 Jahre alter schwuler Mann. Ich verbreite mich nicht über die vergleichbare Attraktivität junger Schauspielerinnen, geschweige denn, dass ich darüber schreibe." Er sei entsetzt, dass er im Netz als Frauenfeind beschimpft werde.
"Mir tut es leid, dass Carey Mulligan so empfindet. Aber mir tut es auch leid, dass sie zu so einer Einschätzung gekommen ist, denn das ist ein ziemlicher Sprung", schreibt Harvey, der süffisant darauf hinweist, dass der Verleiher ihres Films sofort um Erlaubnis gebeten habe, Aussagen aus seiner Besprechung für die Werbekampagne nutzen zu dürfen, und elf Monate lang niemand an seiner Kritik etwas auszusetzen gehabt habe.
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