"Der Soldat James Ryan", RTL2, 20:15 Uhr
Nach der Landung in der Normandie im Juni 1944 begibt sich eine Gruppe US-Soldaten hinter die feindlichen Linien, um einen Fallschirmjäger (Matt Damon) zu finden, dessen Brüder alle im Krieg getötet worden sind, um ihn unbeschadet zurück in die USA zu bringen.
Rund um den 50. Jahrestag der Landung in der Normandie am 6. Juni 1944 las Drehbuchautor Robert Rodat viel über den D-Day und stieß dabei auch auf die Geschichte der Niland-Brüder: Ein Bruder galt als gefallen - irrtümlich, wie sich später herausstellen sollte - zwei weitere starben innerhalb von 24 Stunden bei der Invasion, so dass der vierte Bruder aufgrund der "Sole Survivor Policy" zurück in die USA durfte, um zu verhindern, dass die Eltern alle Söhne verlieren würden. Rodat machte aus dieser Geschichte eine dramatische Rettungsaktion, für die sich Steven Spielberg interessierte.
Der Regisseur strebte einen Kriegsfilm an, wie es ihn bis dahin noch nicht gegeben hatte: Realistisch, ungeschönt, brutal. Dazu setzte er verstärkt auf Handkameras, um möglichst nahe und mitten im Geschehen filmen zu können, ließ seinen Kameramann Janusz Kaminski die Farben ausbleichen, um dem Aussehen alter Nachrichtenfilmaufnahmen nahezukommen, und verzichtete auf die sonst übliche detaillierte Vorplanung seiner Kameraeinstellungen, sondern ließ sich improvisiert mehr vom Moment leiten.
Nirgends gelang das besser als in der erschütternden 27 Minuten langen Eröffnungssequenz, welche die beinahe missglückte Landung der Amerikaner am Omaha Beach-Abschnitt der Normandie zeigt und an der rund 1500 Komparsen, darunter einige irische Soldaten, teilnahmen. Gedreht am irischen Ballinesker Beach in County Wexford, definierte allein diese entschlossen realistische Sequenz das Kriegsfilm-Genre neu. Veteranen des Krieges bestätigten, dass selten der Krieg so wahrheitsgetreu abgebildet wurde wie in diesem Film und insbesondere in dieser Bravura-Eröffnung.
Spielberg entwirft ein gnadenloses Bild des Kampfgeschehens und beeindruckt durch seine strikte Weigerung, Krieg als Stätte menschlicher Bewährung darzustellen, sondern als Schreckensbild des kollektiven Todes, und macht seinen US-Abenteuerfilm gerade dadurch zu dem humanistischen Werk, das nur geringfügig durch seinen fatalen Hang zum Pathos am Schluss - ähnlich wie in "Schindler's Liste" - beeinträchtigt wird. Rund um die starken Hauptdarsteller Tom Hanks und Tom Sizemore versammelte die 70 Millionen Dollar DreamWorks Pictures-Produktion eine Garde jüngerer, heute durchweg bekannter Darsteller wie Edward Burns, Barry Pepper, Vin Diesel und Giovanni Ribisi.
Eine stillgelegte Anlage der British Aerospace nördlich von London diente als Drehort für viele weitere Teile des Streifens. Ausstatter Thomas Sanders und sein Team bauten hier im Maßstab 1:1 das zerbombte französische Dorf auf, das im Finale des Films eine Rolle spielt.
"Saving Private Ryan" gehört zu Spielberg's besten Filmen und ist eines der großen Meisterwerke der Filmgeschichte. Neben den hymnischen Kritiken und dem Riesenerfolg beim Publikum - mit weltweit 481 Millionen Dollar war der Streifen nach "Armageddon" der zweiterfolgreichste Film des Jahres 1998 - erhielt er auch über 70 Preise, darunter fünf Academy Awards für Regisseur Steven Spielberg, Kameramann Janusz Kaminski, Cutter Michael Kahn, die Tontechniker und die Toneffekte-Cutter. Dazu war er noch als "Bester Film" nominiert - und verlor skandalöser Weise gegen "Shakespeare in Love"-, und für Tom Hanks als Bester Hauptdarsteller, für Drehbuchautor Robert Rodat, Komponist John Williams, die Bühnenbildner und die Maskenbildner.
Bei den Golden Globes gewannen der Film und Regisseur Spielberg; nominiert waren Drehbuchautor Rodat, Hauptdarsteller Hanks und Komponist Williams. Britische Filmpreise gingen an die Spezialeffekte-Künstler und die Tontechniker; nominiert waren der Film, Regisseur Steven Spielberg, Hauptdarsteller Hanks, Kameramann Kaminski, Cutter Kahn, die Bühnenbildner und die Maskenbildner.
2014 nahm ihn die US-Library of Congress ins National Film Registry als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsames Werk" auf, um es der Nachwelt zu erhalten.
Ein Zuschauer schwärmt: "Es gibt eine Million Gründe, nicht in den Krieg zu ziehen, und einen sehr mächtigen Grund, in den Krieg zu ziehen. Der Film ist eine betäubend realistische Darstellung, wem sich unsere Urgroßväter, Großväter, Väter, Onkel, Brüder und Söhne in den dunkelsten Momenten der Menschheit gegenüber sahen. Nicht nur im Zweiten Weltkrieg, sondern in jedem Krieg. Keiner kann diesen Film sehen, ohne in irgendeiner Weise verändert zu werden. Keiner sollte ihn verpassen, außer den Veteranen, die so etwas durchgemacht haben. Der Surround Sound versetzt das Publikum mitten in die Schlacht. Steven Spielberg hat sich selbst übertroffen und hält der Zivilisation einen Spiegel vor für Geschehnisse, für die wir uns alle schämen müssen. Als US-Marine sage ich: Jedes Mal, wenn der Krieg als Überlegung im Raum stehen sollte, dann müsste man sich diesen Film ansehen."
"Die glorreichen Sieben", Arte, 20:15 Uhr
Ein unter Banditen leidendes mexikanisches Dorf engagiert sieben Revolverhelden, um sich zu verteidigen.
Dieser großartige US-Western aus dem Jahr 1960 ist nicht allein der Inspiration amerikanischer Filmschaffender zu verdanken, sondern genau genommen eine Neuverfilmung. Sechs Jahre zuvor hatte Akira Kurosawa diese Geschichte in seinem Meisterwerk "Sieben Samuari" erzählt. Drehbuchautor Walter Newman - der seinen Namen nicht genannt haben wollte, nachdem Co-Autor William Roberts auch im Vorspann genannt werden sollte - verlegte die in Japan spielende Geschichte nach Mexiko. Dass dem ganzen Film der Streifen von Kurosawa zu Grunde liegt, erfährt man übrigens durch die credits nicht. Offenbar nahm man es vor 65 Jahren mit Copyright-Fragen noch nicht so genau...
Regisseur John Sturges ("Gesprengte Ketten") drehte vor Ort, bekam die Drehgenehmigung der mexikanischen Behörden aber nur gegen die Zusicherung, kein Klischee des "dreckigen, kleinen Mexikaners" zu bedienen. Alle Dorfbewohner liefen daher in blütenweißer Kleidung herum, und einer der ersten Sätze lautet: "Ich komme immer wieder gerne in euer sauberes Dorf."
Das Dorf war dabei extra für die United Artists-Produktion aufgebaut worden. Mit Yul Brynner an der Spitze setzten sich "The Magnificent Seven" aus einer erlesenen Darstellerschar mit Steve McQueen, Charles Bronson, Horst Buchholz, Robert Vaughn, Brad Dexter und James Coburn zusammen. Humorvoll, tragisch, spannend und mit erinnerungswerten Kampfszenen, profitiert der Film von den schauspielerischen Leistungen so vieler Hochkaräter, von denen einige damals wie McQueen, Bronson oder Coburn noch am Anfang ihrer Karriere standen.
Das 2 Millionen Dollar teure Werk Film war mit einem weltweiten Umsatz von 10 Millionen Dollar so erfolgreich, dass es drei Fortsetzungen - eine davon noch mit Brynner - und in den Neunzigern eine Fernsehserie - in der Vaughn mitwirkte - erfuhr. Noch bekannter als der Streifen selbst wurde allerdings die Oscar-nominierte Filmmusik von Elmer Bernstein, die als die ultimative Western-Musik gilt und daher in unzähligen anderen Filmen wie "Moonraker" oft als parodistische Anspielung verwendet und massiv in der Werbung eingesetzt wurde.
2013 wurde "The Magnificent Seven" als "kulturell, historisch oder ästhetisches bedeutsames Werk" von der US-Library of Congress in das National Film Registry aufgenommen, um die Produktion für die Nachwelt zu erhalten. 2016 brachte Antoine Fuqua ein Remake mit Denzel Washington in die Kinos, das mit dem Original nicht mithalten kann.
Ein Zuschauer lobt: "Der Film mag nicht perfekt sein, aber hat viel für sich, nicht zuletzt Elmer Bernstein's Musik, superbe Photographie und die geschickte Inszenierung einiger Schlüsselszenen. Absolut packend."
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