Ein Filmstar (Bill Murray) auf dem absteigenden Ast und eine vernachlässigte junge Frau (Scarlett Johansson) gehen eine ungewöhnliche Verbindung ein, nachdem sich ihre Wege in Tokio gekreuzt haben.
Ein sehr weiser Film, und das von einer Regisseurin und Drehbuchautorin, die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten gerade mal 31 Jahre alt war. Sofia Coppola ("Die Verführten") hatte in ihren Zwanzigern Tokio oft besucht, dort zeitweise gearbeitet und war von dieser Stadt fasziniert, die für sie eine zweite Heimat geworden war. Dieses leise, tragikomische US-Drama ist somit auch eine Art Liebesbrief an die japanische Hauptstadt, der ironischer Weise am Ende im Rest der Welt wesentlich besser ankam als bei den Japanern selbst.
Mit Bill Murray bekam Coppola ihre Traumbesetzung - allerdings erst nach monatelangem Werben um den Schauspieler, der sich von keiner Agentur vertreten lässt und schwer zu erreichen ist. Bis zu seinem Eintreffen in Tokio war sich die Filmemacherin nicht gänzlich sicher, ob Murray wirklich mitmachen würde, denn einen Vertrag hatte er nicht unterzeichnet. Letztendlich war die Entscheidung des notorisch grummeligen Darstellers für "Lost in Translation" eine goldrichtige. Er bezeichnete den Streifen im Nachhinein als den liebsten seiner Filme, wurde für den Oscar als "Bester Hauptdarsteller" nominiert und erhielt den Golden Globe und den Britischen Filmpreis für seine Leistung.
Neben Bill und Scarlett spielt Tokio die dritte Hauptrolle in der 4 Millionen Dollar teuren Independent-Produktion. Sofia und ihr Kameramann Lance Acord - mit dem sie dann drei Jahre darauf bei "Marie Antoinette" erneut zusammen arbeiten sollte - suchten vor Drehbeginn die passenden Drehorte und filmten dann mit so wenig künstlichem Licht wie möglich, was besonders für nächtliche Außenaufnahmen ungewöhnlich ist. Das Ganze erhielt so einen fast semi-dokumentarischen Charakter, bei dem eine kleine Crew ohne Drehgenehmigung durch die Stadt zog. Dazu kam, dass Coppola ihre Akteure ermunterte, Dialoge zu improvisieren. Die Szenen im Park Hyatt Hotel mussten nachts gedreht werden, da das Hotel den Tag über keine Dreharbeiten in den öffentlichen Räumen gestatten wollte.
Aus den Impressionen und den Improvisationen schuf Sofia dann einen bewegenden, melancholischen Streifen, der das vom Jetlag beeinflusste Gefühl eines "zwischen zwei Welten"-Hängens kongenial einfängt und wirkungsvoll Humor und zartes Pathos austariert. Und nicht zuletzt gehört das Werk den beiden hervorragenden Hauptdarstellern.
"Lost in Translation" erhielt 2003 durchweg glänzende Kritiken. In der Preisverleihungssaison 2003/04 wurde der Film einer der gefeiertesten und gewann nahezu 100 Preise. Der Höhepunkt war dabei der Oscar für das Originaldrehbuch; neben Murray waren noch der Film und die Regie nominiert, mussten sich da aber "The Lord of the Rings - The Return of the King" geschlagen geben. Golden Globes gingen neben Murray an den Film und Drehbuchautorin Sofia Coppola; nominiert waren Regisseurin Coppola und Hauptdarstellerin Scarlett Johansson. Britische Filmpreise gingen neben Murray an Hauptdarstellerin Johansson und Cutterin Sarah Flack. Nominiert waren der Film, Regisseurin Coppola, ihr Drehbuch, Kameramann Lance Acord und die Filmmusik. Auch finanziell wurde das Werk mit weltweit 120 Millionen Dollar ein großer Erfolg.
Ein Zuschauer schreibt: "Der Film hat dank Bill Murray's wunderbarer Darstellung großes komödiantisches Flair, aber er ist vielleicht auch einer der traurigsten und bewegendsten Filme, die ich gesehen habe. Es handelt sich um eine Art Romanze, aber letztlich entzieht sich der Streifen einer Kategorisierung. Sofia Coppola lässt einfach ihre beiden erstaunlichen Hauptdarsteller ihre Arbeit tun, und wenn das Werk seinen letzten, vieldeutigen Moment erreicht, ist das perfekt."
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