"Atomic Blonde", RTL, 22:15 Uhr
Eine MI6-Agentin (Charlize Theron) wird während des Kalten Krieges nach West-Berlin geschickt, um dort den Mord an einem Agenten aufzuklären und eine Liste von Doppelagenten wieder zu beschaffen.
Die treibende Kraft hinter diesem US-Thriller war Hauptdarstellerin Charlize Theron. Die Südafrikanerin wollte in einem Agentenfilm mitwirken, der ein weibliches Pendant zu der "Jason Bourne"-Reihe bilden sollte. Ausgangspunkt bildete der 2012 veröffentlichte Comic "The Coldest City" des englischen Autoren Anthony Johnston.
Die Regie übernahm David Leitch ("Fast & Furious: Hobbs & Shaw"), der sich als Stuntman, Stunt-Koordinator und Co-Regisseur von "John Wick" einen Namen gemacht hatte. Die 30 Millionen Dollar teure Produktion wurde vor Ort in Berlin, hauptsächlich aber in Budapest, das für die geteilte Stadt einstand, und in den Studios Babelsberg gedreht.
"Atomic Blonde" überzeugt durch seine stilvollen Action-Sequenzen und die unwiderstehliche Hauptdarstellerin und macht damit die weniger überzeugende Handlung mehr als wett.
Die Focus Features-Produktion erhielt 2017 gute Kritiken und wurde mit einem weltweiten Einspiel von 100 Millionen Dollar ein solider Erfolg. Die Anfang des Jahres angekündigte Netflix-Fortsetzung ist in der Corona-Pandemie stecken geblieben.
Kritiker Gabriel Ricard schrieb in "Cultured Vultures": "Das visuelle Empfindungsvermögen und die spektakulären, realistischen Kampfszenen erhalten starke Unterstützung durch eine Besetzung, welche die verschiedenen Noten des Tonfalls, der Dialoge und des Tempos perfekt spielen."
"Carol", ARD, 23:50 Uhr
Eine Familienmutter (Cate Blanchett) beginnt im New York der Fünfziger eine verbotene Liebesbeziehung mit einer jüngeren Frau (Rooney Mara).
Dieses britische Drama hat eine lange und schwierige Produktionsgeschichte hinter sich, die - eigentlich peinlich, aber bezeichnend - auch mit der Tatsache zu tun hatte, dass hier eine lesbische Liebesgeschichte erzählt wurde, die natürlich auch zwei Schauspielerinnen in den Hauptrollen erforderte. Offensichtlich hatte sich selbst im 21. Jahrhundert nicht so viel im Vergleich zum Entstehungszeitraum der Romanvorlage von Patricia Highsmith aus dem Jahr 1952 verändert, zumindest nicht, was die kommerzielle Respektabilität in den Augen von Produzenten und Verlegern betraf.
Highsmith hatte ihren Roman "The Price of Salt" ("Salz und sein Preis") unter dem Pseudonym Claire Morgan veröffentlichen müssen, nachdem ihr Verlag das Manuskript zurück gewiesen und ihr Agent vor "beruflichem Selbstmord" gewarnt hatte, sollte sie eine offen lesbische Liebesgeschichte veröffentlichen. Erst 1990 erschien das Buch unter Highsmith's Namen mit dem Titel "Carol".
1996 verfasste die Drehbuchdebutantin Phyllis Nagy, eine Freundin der Autorin, ein erstes Skript, das nun über ein Jahrzehnt lang die Runde machte und mehrfach von Nagy selbst überarbeitet wurde. Verschiedene Versuche, eine Produktion auf die Beine zu stellen, fielen wegen fehlender Finanzierung immer wieder in sich zusammen. 2004 wurde die britische Produzentin Dorothy Berwin auf das Drehbuch aufmerksam, aber selbst ab da sollte es noch acht Jahre dauern, bis eine Filmversion in der Regie von John Crowley ("Brooklyn") mit Cate Blanchett und Mia Wasikowska angekündigt wurde.
Sowohl der irische Regisseur als auch Wasikowska mussten aus Termingründen dann absagen, aber mit dem US-Regisseur Todd Haynes ("Vergiftete Wahrheit") und Rooney Mara konnte erstklassiger Ersatz engagiert werden. Die 12 Millionen Dollar teuren Dreharbeiten fanden aus finanziellen Gründen, aber auch weil sich New York City in den sechzig Jahren so stark verändert hatte, statt dessen in Cincinatti im US-Bundesstaat Ohio statt, das als das New York der Fünfziger überzeugender wirkte als der Big Apple selbst.
Dass Haynes ein guter Film gelungen war, zeigte sich schon bei der Uraufführung auf den Filmfestspielen in Cannes im Jahr 2015, wo Rooney Mara den Preis als "Beste Schauspielerin" und der Streifen eine zehnminütige Stehende Ovation erhielten. Die Kritiken für das Werk, das seiner Bahn brechenden Romanvorlage gerecht wurde, waren durch die Bank hervorragend, dank Todd's geschickter Inszenierung, der starken Besetzung und hier insbesondere den exzellenten Darstellungen von Blanchett und Mara.
Mit 40 Millionen Dollar Umsatz weltweit wurde "Carol" ein Erfolg und erhielt über 200 Nominierungen und über 70 Preise. Bei den Academy Awards waren das Drehbuch von Phyllis Nagy, Hauptdarstellerin Cate Blanchett, Nebendarstellerin Rooney Mara, Kameramann Edward Lachman, Komponist Carter Burwell und Kostümbildnerin Sandy Powell nominiert. Bei den Golden Globes lagen der Film, Regisseur Todd Haynes, die Hauptdarstellerinnen Blanchett und Mara sowie Komponist Burwell im Rennen. Gleich neun Nominierungen, allerdings wieder keine Auszeichnung, gab es bei den Britischen Filmpreisen: Für den Film, Regisseur Haynes, Drehbuchautorin Nagy, Hauptdarstellerin Blanchett, Nebendarstellerin Mara, Kameramann Lachman, Kostümbildnerin Powell, Ausstattung und Maske.
Kritiker Kiko Martinez schrieb in "San Antonio Current": "Die Atem beraubend stimmungsvolle Romanze mit ihren ins Auge fallenden Ausstattung und Kostümen wirkt manchmal etwas gespreizt, aber man kommt nicht umhin, die cineastische Komposition in ihrer Gesamtheit anzuerkennen."
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