"Die Geschichte der Adele H.", Arte, 00:30 Uhr
Eine Frau (Isabelle Adjani) reist einem britischen Leutnant (Bruce Robinson), in den sie einseitig verliebt ist, von der Kanalinsel Guernsey nach Kanada und Barbados nach.
Die tragische Lebensgeschichte von Adele Hugo, der jüngsten Tochter des franzöischen Schriftstellers Victor Hugo ist Gegenstand zahlreicher Bücher und fand dank Francois Truffaut ("Sie küssten und sie schlugen ihn") 1975 auch ihren hochgelobten Weg auf die Leinwände. Der Regisseur und Drehbuchautor nutzte die Tagebuchaufzeichnungen und Briefe der Frau, die wohl an Schizophrenie litt und sich Mitte des 19. Jahrhunderts einbildete, dass ein britischer Soldat in sie verliebt sei.
Truffaut konzentriert sich bei seinem in einer englischsprachigen und einer französischsprachigen gedrehten Version gedrehten französischen Drama auf das Innenleben der Figur, die grandios von Isabelle Adjani verkörpert wird, die mit dieser Rolle und nur 20 Jahren zum Star wurde. Der bewegende Streifen, der gute Kritiken erhielt, wurde für 5 Millionen Francs an den Originalschauplätzen auf Guernsey und auf Barbados gedreht; nach Halifax reiste die Produktion indes nicht, Guernsey musste für die kanadische Stadt herhalten.
"L'histoire d'Adèle H." lief mit 752 000 Zuschauern nur mäßig erfolgreich auf dem Heimatmarkt, erfreute sich aber umso größerer Resonanz bei Presse und Industrie. Isabelle Adjani wurde als bis dahin jüngste Schauspielerin in der Hauptdarstellerinnen-Kategorie für den Oscar nominiert. Bei den Französischen Filmpreisen ging sie ebenfalls ins Rennen, zusammen mit Regisseur Francois Truffaut und Bühnenbildner Jean-Pierre Kohut-Svelko.
Ein Zuschauer befindet: "Als ich diesen Film vor 20 Jahren das erste Mal sah, war Isabelle Adjani's Portrait von Adele für mich das Beeindruckendste. Nachdem ich den Streifen jetzt wieder gesehen habe, konnte ich aber auch das gute Handwerk hinter der Kamera wertschätzen. Für mich ist dies eines der eindringlichsten Truffaut-Werke, das Adele's Umstände und ihre Pein geschickt darstellt, ohne in ein gefühliges Melodram abzugleiten, statt dessen zu einer interessanten psychologischen Studie wird. Der Film will nicht moralisch beurteilen oder emotional manipulieren. Adele scheint das Opfer der Gefühllosigkeit eines Anderen, ein Opfer der Umstände oder ein Opfer ihrer eigenen emotionalen Labilität zu sein. Oder ist sie überhaupt ein Opfer? Vielleicht hinterlässt der Streifen deshalb eine solch bleibenden Eindruck: Für den Zuschauer lässt er genug, um nachzudenken, sacken zu lassen und zu eigenen Schlüssen zu kommen."
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