Eigentlich sind alle vier Produktionen, die in dieser Woche in den deutschen Kinos starten, für ein Familienpublikum geeignet und können hoffentlich dementsprechend ein breites Publikum in die Pandemie-geplagten Lichtspielhäuser locken. Insbesondere eignen sich natürlich die beiden Kinderbuchverfilmungen "Drachenreiter" und "Der geheime Garten" für einen Ausflug vor die Leinwände. Was lohnt den Kinobesuch? Und wann lässt man die Geldbörse besser stecken?
"Drachenreiter"
Animation
Deutschland
91 Minuten
FSK 0
Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!
Ein Waisenjunge (gesprochen von Mike Singer) begibt sich mit einem Drachen (gesprochen von Julien Bam) und einem Koboldmädchen (gesprochen von Dagi Bee) in ein großes Abenteuer.
Der 1997 veröffentlichte gleichnamige Roman von Cornelia Funke war nicht nur hierzulande ein Erfolg, sondern kam 2004 sogar auf den ersten Platz der Bestseller-Liste der "The New York Times". Kein Wunder, dass sich Constantin Film bei ihrem deutschen Animationsstreifen diese Popularität zunutze machen wollen und auf den internationalen Markt schielen. Der Originaltitel des von Regiedebutant Tomer Eshed verantworteten Werks lautet "Dragon Rider", das Skript schrieb der englische Drehbuchautor Johnny Smith ("Royal Corgi - Der Liebling der Queen") auf Englisch, und eingelesen wurden die Dialoge von Felicity Jones, Freddie Highmore und Patrick Stewart. Der Streifen ist absolut überraschungsfrei, gleicht dies mit Action und Humor aber so weit aus, dass zumindest die jüngeren Zuschauer unterhalten werden dürften.
Unserem Kritiker Björn Schneider gefiel es gemischt: "Inhaltlich und inszenatorisch wenig origineller, überraschungsarmer Film, der zu sehr auf Nummer sicher geht. Die schrulligen Nebenfiguren und die detailreichen, magisch-mystischen Schauplätze sowie Handlungsorte aber sind gut gelungen und gleichen die Schwächen aus."
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"Der geheime Garten"
Abenteuer
Großbritannien
99 Minuten
FSK 6
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Ein Waisenmädchen (Dixie Egerickx) entdeckt auf dem Anwesen ihres Onkels (Colin Firth) einen Blick in eine magische neue Welt, die wahre Wunder vollbringen kann.
Der Roman "The Secret Garden" der englischen Autorin Frances Hodges Burnett aus dem Jahr 1911 hat schon etliche Adaptionen in Film und Fernsehen und sogar als Musical erfahren. Nun kommt die Neuverfilmung fürs Zeitalter der computeranimierten Bilder. Der für seine Arbeit im Fernsehen mehrfach preisgekrönte Regisseur Marc Munden hat hier mal wieder für das Kino inszeniert, und Jack Thorne ("Marie Curie - Elemente des Lebens") das Drehbuch verfasst. Ihre Version ist dem Geist der Vorlage verpflichtet, aber sie verpassen dem Stoff auch ihre eigenen Wendungen für ein insgesamt charmantes Remake. Die Kritiken der Studiocanal-Produktion sind gemischt, die ersten Zuschauerreaktionen eher ablehnend.
Unser Kollege Falk Straub hebt den Daumen: "Die filmische Neuauflage des Kinderbuchklassikers kommt mit einigen Änderungen daher. Das Ergebnis ist ein visuell phantasievoller und erzählerisch erwachsener Kinderfilm, der behutsam ernste Themen behandelt, Rollenbilder infrage stellt und auf die heilende Kraft der Gemeinschaft setzt. In diesem Film bringen die Kleinen den Großen etwas bei."
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"Mrs. Taylor's Singing Club"
Komödie
Großbritannien
112 Minuten
FSK 6
Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!
Eine Gruppe von Soldatenehefrauen beschließt, auf ihrer Militärbasis einen Chor zu gründen.
Diese britische Komödie von Peter Cattaneo ("Ganz oder gar nicht") mit Kristin Scott Thomas ist vollkommen vorhersehbar, aber deshalb nicht weniger amüsant geraten. "Military Wives" - so der Originaltitel der Universum-Produktion - hat gute Kritiken, aber weniger positive Zuschauerreaktionen hervorgerufen.
Unser Rezensent Falk Straub urteilt wohlwollend: "Gut besetzt und gespielt, bleibt der Film stets vorhersehbar und ist letztlich ziemlich leicht verdaulich."
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"Astronaut"
Drama
Kanada
98 Minuten
FSK 6
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Ein einsamer Witwer (Richard Dreyfuss) kämpft um die einmalige Gelegenheit, ins Weltall fliegen zu dürfen.
Regiedebutantin Shelagh McLeoad, von Hause aus Schauspielerin, kann den Schmalzfaktor ihres kanadischen Dramas nicht ganz im verträglichen Rahmen halten, aber ihr großer Aktivposten Hauptdarsteller Richard Dreyfuss sorgt für ein angenehm kurzweiliges Vergnügen. Die Jets-Produktion hat gute Kritiken erhalten und wurde bei den Kanadischen Filmpreisen für ihre Visuellen Effekte nominiert.
Unsere Kollegin Bianka Piringer rät zum Kartenkauf: "Das Spielfilmdebut von Shelagh McLeod überzeugt als charmanter, berührender Familienfilm, der sich mit der Gewohnheit, alte Menschen aufs Abstellgleis zu schieben, kritisch auseinander setzt. Hauptdarsteller Richard Dreyfuss hebt die Geschichte, die nicht realitätsfern sein will und sich dennoch einen kindlich-naiven Blick erlaubt, auf das Niveau eines bezaubernden Filmerlebnisses."
Hier geht es zu den kompletten Filmstarts