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Frühstück bei Tiffany - George Peppard und Audrey Hepburn
Frühstück bei Tiffany - George Peppard und Audrey Hepburn

TV-Tipps für Sonntag (13.9.): Audrey Hepburn lebt in den Tag hinein

Arte zeigt "Frühstück bei Tiffany"

Am Sonntagabend diktieren die Öffentlich-Rechtlichen das Programm für Spielfilm-Fans mit zwei ganz unterschiedlichen Streifen. Arte strahlt im Hauptprogramm den Audrey Hepburn-Klassiker "Frühstück bei Tiffany" aus. Im 3sat-Spätprogramm folgt dann der belgische Kriminalfilm "Die Behandlung" nach einem Roman von Mo Hayder.

"Frühstück bei Tiffany", Arte, 20:15 Uhr
Eine junge Salonlöwin (Audrey Hepburn) beginnt sich in New York City für den Mann (George Peppard) zu interessieren, der in ihr Apartmenthaus gezogen ist, aber ihre Vergangenheit droht dazwischen zu funken.

Truman Capote was not amused. "Paramount haben mich auf jede erdenkliche Weise reingelegt", schimpfte der Autor, auf dessen gleichnamiger Novelle aus dem Jahr 1958 diese US-Komödie fußt. Capote hatte Marilyn Monroe für die Hauptrolle der Holly Golightly favorisiert - Paramount Pictures' Wahl von Audrey Hepburn hasste er ebenso wie das Happy Ending der Filmversion, die es im Buch so nicht gibt. Dabei war Hepburn nicht mal die erste Wahl gewesen, das Studio wollte eigentlich Shirley MacLaine, die sich aber statt dessen für das Projekt "Two Loves" entschied. Auch missfiel dem Schriftsteller die Weichgespültheit der 2,5 Millionen Dollar teuren Hollywood-Produktion: Im Buch ist sehr klar, dass die Hauptfigur eine Edelprostitutierte ist; der Film macht sie zu einer Gesellschaftsdame.

Der große Erfolg von "Breakfast at Tiffany's" 1961 bei Kritik, Publikum und Industrie gab Paramount und Regisseur Blake Edwards aber schlussendlich recht. Audrey Hepburn lässt die Leinwand regelrecht glühen, und ihre Darstellung ist eine der ikonischsten der Filmgeschichte. Photos von ihr mit Zigarettenspitze oder vor dem Juweliergeschäft Tiffany's gehören zum allgemeinen Kulturgut, und ihr Kleines Schwarzes von Hubert de Givenchy wurde 2006 bei Christie's in London für umgerechnet 692 000 Euro ersteigert.

Komödienspezialist Edwards ist ebenfalls in Hochform und inszeniert die bittersüße Geschichte elegant mit viel Witz, aber auch tragischen Elementen. Bei der von Mickey Rooney dargestellten Figur des japanischen Nachbarn I. Y. Yunioshi verkalkulierte er sich indes. Schon zeitgenössische Kritiken hatten zu bedenken gegeben, dass diese Knallchargendarstellung eines Asiaten durch einen Weißen "viele verärgern könnte", wie "The Hollywood Reporter" zu bedenken gab. Aber erst ab den Neunzigern wurde diese Charakterisierung als eine der rassistischsten der Filmgeschichte gebranntmarkt, so dass sich Edwards, Rooney und Produzent Richard Shephrd dafür entschuldigten.

14 Millionen Dollar spielte "Breakfast at Tiffany's" ein. Bei den Academy Awards gewann Edwards' Haus- und Hofkomponist Henry Mancini zwei Oscars für seine Filmmusik und den Song "Moon River". Nominiert waren zudem Hauptdarstellerin Audrey Hepburn, Drehbuchautor George Axelrod und die Ausstattung. Bei den Golden Globes ging das Werk als "Bester Film" und für die "Beste Hauptdarstellerin" ins Rennen. 2012 wurde der Film als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsames Werk" in das National Film Registry der US-Library of Congress aufgenommen, um es der Nachwelt zu erhalten.

Eine Zuschauerin urteilt: "Wer darüber hinwegsehen kann, wie abgemildert der Film im Vergleich zum viel düsteren Buch ist, wird diesen Streifen aus eigenem Recht unterhaltsam finden. Die beiden Hauptdarsteller Audrey Hepburn und George Peppard sind entzückend, die Chemie zwischen ihnen ist superb. Eine schwächere Schauspielerin als Hepburn hätte den Part leicht vermasseln können, aber sie spiegelt die verschiedenen Ebenen dieser komplexen Figur sehr wirkungsvoll wider."



"Die Behandlung", 3sat, 23:10 Uhr
Die brutale Entführung einer Familie deutet für einen Kriminalkommissar (Geert Van Rampelberg) auf frühere ungelösten Fälle hin.

Jack Caffery heißt der von der englischen Autorin Mo Hayder ersonnene Detektiv, den sie bis jetzt siebenmal hat ermitteln lassen. Vorlage dieses belgischen Kriminalfilms ist dabei der zweite Fall "The Treatment" aus dem Jahr 2001. Regisseur Hans Herbots und Drehbuchautor Carl Joos haben den in London spielenden Fall nach Belgien verlegt, und aus Jack Caffery ist Nick Cafmeyer geworden.

Die Verpflanzung der Handlung auf den Kontinent hat der Geschichte nicht geschadet. Herbots inszeniert die düstere Geschichte spannend und dicht als böses Alptraumkino. Gedreht wurde in Antwerpen.

"De behandeling" - so der Originaltitel - erhielt 2014 sehr gute Kritiken, lief allerdings in Deutschland nicht im Kino an, sondern feierte nach einer Aufführung auf dem Fantasy-Filmfest seine Premiere nur auf Disc.

Kritikerin Tara Brady schrieb in "Irish Times": "Unbarmherzig traurig im Ton, vollkommen widerwärtig im Inhalt und brillant wirkungsvoll in der Ausführung."



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