Als ein US-Pilot (Chris Pine) im Amazonas-Gebiet notlandet, erzählt er der Kriegerin Diana (Gal Gadot) vom derzeit tobenden Ersten Weltkrieg. Diese verlässt ihre Heimat, um mitzukämpfen, und entdeckt dabei ihre vollen Kräfte und wahre Bestimmung.
Wie viel Feminismus in diesem US-Fantasy-Film steckt, füllte ganze Artikel und bestimmte Debatten, in die sich sogar James Cameron glaubte, einmischen zu müssen. Aber unabhängig davon, zu welchem Schluss man kommt, bleibt es bemerkenswert, dass Warner Brothers Pictures ihr 149 Millionen Dollar schweres Projekt einer Filmemacherin anvertrauten. Das zeigt einerseits, dass es leider noch lange nicht selbstverständlich ist, dass Frauen in der Filmindustrie solche Aufträge erhalten. Andererseits bleibt Patty Jenkins eine überraschende Wahl, denn zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 2015 hatte die damals 44-Jährige seit 13 Jahren keinen Kinofilm mehr gedreht, sondern nur ab und an für das Fernsehen inszeniert. Und das Drama "Monster" deutete auch nicht gerade auf eine Blockbuster-Karriere hin.
Doch die Produzenten wollten für eine weibliche Superheldin eine weibliche Handschrift, wie schon das Engagement von Michelle MacLaren zeigte, der das Megaphon zuerst überreicht worden war, die sich dann wegen "künstlerischen Meinungsverschiedenheiten" aber vor Drehstart wieder von der Produktion verabschiedete. So kam Jenkins zum Zug, die bereits bei Marvel Studios als Leiterin von "Thor: The Dark World" vorgesehen war, aber auch dort von ihrem Job vorzeitig zurücktrat - ebenfalls wegen "kreativer Differenzen".
Die sollten bei "Wonder Woman" keine Rolle spielen. Patty bekam die Konzeptphase, die Dreharbeiten in Frankreich, Großbritannien und Italien sowie die Nachproduktion störungsfrei über die Bühne und servierte dem Publikum einen aufregenden, ernsthaften und spektakulären Streifen, der von Gal Gadot's charismatischer Darstellung in der Titelrolle angetrieben wurde.
Die Israelin war bereits im Vorjahr in einer Nebenrolle als Wonder Woman in "Batman v Superman: Dawn of Justice" eingeführt worden und dort als einer der wenigen Aktivposten gelobt worden. Gadot hatte sich in den Leinwandtests gegenüber Elodie Yung und Olga Kurylenko durchgesetzt und erwies sich als Volltreffer.
Das Drehbuch von Allen Heinberg, der bis dahin nur für das Fernsehen geschrieben hatte, orientiert sich im Wesentlichen an der Handlungsführung der DC Comics, in denen Wonder Woman 1941 erstmals eingeführt worden war. Allerdings spielt die Geschichte jetzt nicht während des Zweiten, sondern des Ersten Weltkriegs, womit die Filmemacher wohl dem inflationären Gebrauch der Nationalsozialisten als Bösewichter, die ja im Marvel-Universum die Gegenspieler von Captain America sind, entgegen wirken wollten.
Versuche, Wonder Woman auf die Leinwand zu bringen, hatte es seit Mitte der Neunziger gegeben, und Anfang der nuller Jahre war Sandra Bullock im Gespräch für den Part. Mitte der nuller Jahre versuchte sich Joss Wheadon, der dann jedoch die Seiten zu Marvel Studios wechselte und dort die Avengers in Szene setzte, an einem Drehbuch. Erst 2014 kündigten Warner Brothers an, dass Wonder Woman ihren Solo-Film im DC Extended Universe bekommen solle.
Es ist nicht der letzte gewesen; am 1. Oktober soll die Fortsetzung "Wonder Woman 1984" in den deutschen Kinos starten. Endlich einmal erhielt eine DC Comic-Verfilmung so gute Kritiken wie die Konkurrenz von Marvel und Disney, und der Erfolg an den Kinokassen sprach für sich: Mit weltweit 821 Millionen Dollar Umsatz wurde "Wonder Woman" ein Riesenerfolg.
Kritiker Ryan Pollard schrieb in "Starburst": "Der Film ist genauso episch wie 'Batman v Superman', bietet aber die Menschlichkeit und die Emotionen, welche jenem Film so schmerzlich abgingen."
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