"Romeo und Julia", RTL2, 20:15 Uhr
Ein junger Mann (Leonardo DiCaprio) verliebt sich ausgerechnet in das Mädchen (Claire Danes) einer verfeindeten Familie.
Genau 400 Jahre, nachdem das Theaterstück "Romeo and Juliet" von William Shakespeare auf die Bühne gekommen war, brachte der australische Regisseur und Drehbuchautor Baz Luhrmann ("The Great Gatsby") 1996 seine Version des bereits oft verfilmten Klassikers im ganz neuen Gewand auf die Bühne - als Update für die MTV-Generation: Grell, schnell, voller Songs und versetzt vom italienischen Verona im 14. Jahrhundert ins amerikanische Verona Beach der Gegenwart. Aus rivalisierenden Adelsfamilien machte Luhrmann Mafia-Clans.
Gedreht wurde hauptsächlich in den mexikanischen Städten Mexico City und Boca del Rio und in Miami im US-Bundesstaat Florida, während Vor- und Nachproduktion der 14 Millionen Dollar teuren 20th Century Fox-Produkton in Australien liefen.
Luhrmann's Konzept ging auf: Seine visuelle Ästhetik ist frisch und überbordend einfallsreich, und die Mischung aus dem Originaltext mit Action-Kino-Versatzstücken und Popmusikkultur macht das US-Drama zu einem fulminanten Sehvergnügen.
"Romeo + Juliet" erhielt bloß gemischte Kritiken, wurde aber mit einem weltweiten Umsatz von 152 Millionen Dollar ein Publikumserfolg. Eine Oscar-Nominierung ging an die Bühnenbildnerinnen. Regisseur Baz Luhrmann, sein Drehbuch, Komponist Craig Armstrong und die Bühnenbildnerinnen erhielten den Britischen Filmpreis; nominiert waren noch Kameramann Donald McAlpine, Cutterin Jill Bilcock und die Tontechniker. Auf der Berlinale erhielten Regisseur Luhrmann und Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio den Silbernen Bären.
Ein Zuschauer lobt: "Manche werden erstmal skeptisch sein, wenn sie von solch einer Modernisierung des Klassikers hören. Aber keine Sorge: Die Tragödie ist perfekt in die Gegenwart transferiert: Schusswaffen ersetzen Schwerter, die Kleidung ist genauso überkandidelt. Der Soundtrack bietet lauter große Namen, und Songs werden perfekt im Original oder neu abgemischt genutzt, um die Spannung zu erhöhen. Da ist fraglos ein exzellenter Film und eine großartige Modernisierung."
"Die durch die Hölle gehen", 3sat, 23:30 Uhr
Der Vietnam-Krieg beeinflusst und zerstört das Leben von Menschen in einer kleinen Industriestadt in Pennsylvania.
Ein Film, bei dem alles passt: Die Kritiker liebten ihn, die Zuschauer liebten ihn und machten ihn zu einem Riesenerfolg, und schlussendlich liebte ihn auch die Filmindustrie. "The Deer Hunter" - "Die Hirschjäger", so der Originaltitel - wurde für neun Academy Awards nominiert, von denen er fünf gewinnen konnte: Als "Bester Film", für Regisseur Michael Cimino, für Nebendarsteller Christopher Walken, für Cutter Peter Zinner und die Tontechniker. Nominiert waren Drehbuchautor Deric Washburn, Hauptdarsteller Robert De Niro, Nebendarstellerin Meryl Streep und Kameramann Vilmos Zsigmond. Der Golden Globe ging an Regisseur Cimino; nominiert waren der Film, Drehbuchautor Washburn, Hauptdarsteller De Niro, Nebendarstellerin Streep und Nebendarsteller Walken. Bei den Britischen Filmpreisen triumphierten Kameramann Zsigmond und Cutter Zinner; Nominierungen gingen an den Film, Regisseur Cimino, Drehbuchautor Washburn, Hauptdarstellerin Streep, Hauptdarsteller De Niro, Nebendarsteller Walken und die Tontechniker.
Die US-Library of Congress nahm die Produktion 1996 in das National Film Registry auf, um es wegen seiner "kulturellen, historischen oder ästhetischen Bedeutung" für alle Zeiten zu sichern. Und noch heute zählt dieser Streifen zu den großen Meisterwerken der Filmgeschichte.
In epischer Breite erzählen Regisseur Cimino und Drehbuchautor Washburn vom Leben der Menschen in einer kleinen Industriestadt in Pennsylvania. Obwohl es besonders die Szenen in Vietnam sind - darunter die umstrittene Sequenz, in welcher der Vietcong Walken und De Niro dazu zwingt, zum Wettspaß Russisches Roulette zu spielen -, die das Werk berühmt gemacht haben, spielt nur ein Drittel des dreistündigen Streifens wirklich im Krieg. Das Drittel davor und danach schildert das Leben der Hauptfiguren in ihrer Heimat. Cimino hatte klar gesagt, dass er einen Film über "Amerika und den Krieg", nicht über den Vietnam-Krieg per se machen wolle.
Die in Vietnam spielenden Szenen wurden in Thailand produziert, wobei Bangkok als Kulisse für Saigon genutzt wurde. Cimino, der alles so detailgetreu und realistisch wie möglich darstellen wollte, drehte alles vor Ort, ohne Filmstudios. Wie so beinahe zu erwarten, dauerten die Dreharbeiten länger und wurden fast doppelt so teuer als geplant. Als Cutter Zinner das Filmmaterial auf den Tisch bekam, hatte es eine Länge von unfassbaren 182.000 Metern, das entspricht einer zeitlichen Länge von 270 Stunden. Zinner schaffte es, einen Film von dreieinhalb Stunden daraus zu schneiden, der Cimino zufrieden stellte, das Filmstudio Universal Pictures allerdings weniger.
Universal-Chef Thom Mount taufte den Film damals sarkastisch "The Deer Hunter and the Hunter and the Hunter". Es begann ein zähes Ringen zwischen den Produzenten und dem Regisseur, der um jede einzelne Einstellung kämpfte. Schließlich führte man im Mittleren Westen bei Probeaufführungen dem Publikum sowohl 150 wie 180 Minuten lange Fassungen vor, wobei sich Cimino's längere durchsetzte. Schließlich behielten alle Recht: Der gewaltige Erfolg war der Gradmesser für den so mühsam hergestellten - alleine die Tonmischung nahm fünf Monate in Anspruch - und dann doch so meisterhaften Streifen.
Auf der Berlinale 1979 sorgte die Russisches Roulette-Szene für den Auszug der sowjetischen Delegation, die gegen die Darstellung der vietnamesischen Soldaten protestierte. Auch Jury-Mitglied Julie Christie verließ demonstrativ die Vorführung. Bei der Oscar-Verleihung gab es ebenfalls Proteste durch Demonstranten, die mit Plakaten wie "Nein zu Rassismus" und "'The Deer Hunter' ist eine Lüge" die Limousinen der Stars begrüßten. Ebenso diskutierten die Medien kontrovers darüber, wie viel "kreative Freiheit" erlaubt sei. Der Asien-Kenner Peter Scholl-Latour zeigte sich zum Beispiel empört über das frei erfundene Russisches Roulette.
Diese Einseitigkeit in der Darstellung des Kriegsgeschehens und die Über-Länge des Films mögen seine Schwächen sein, aber die mit den Charakteren mitfühlende Inszenierung und die gewaltigen schauspielerischen Leistungen machen es mehr als wett.
Ein Zuschauer beschreibt: "Dies bleibt trotz der Kontroversen eines der besten Werke des amerikanischen Kinos - ein berührender, ergreifender und schlussendlich deprimierender Film, der fragt, ob die Wirkungen des Krieges über das rein Körperliche hinaus in den Bereich der menschlichen Natur hineinreichen."
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