"Rosen für den Staatsanwalt", Arte, 20:15 Uhr
Ein ehemaliger Wehrmachtssoldat (Walter Giller), der kurz vor Kriegsende von einem Militärrichter (Martin Held) zum Tode verurteilt worden war, provoziert nach dem Krieg eine erneute Konfrontation vor Gericht mit dem immer noch im Amt befindlichen Juristen.
Regisseur Wolfgang Staudte ("Die Mörder sind unter uns") ist einer der wenigen Filmemacher, der in Westdeutschland konsequent die Verstrickung des "kleinen Mannes" in die Verbrechen im Dritten Reich und die Verschwiegenheit der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit thematisierte, in der die Schreibtisch-Täter nahtlos ihre alten Positionen nach einer Schamfrist wieder angetreten hatten. Während in Schulen bis in die Siebziger das Dritte Reich nicht mal Erwähnung fand, am Stammtisch dann aber doch, wenn gegreint wurde, sechs Millionen Juden seien ja gar nicht ermordet worden, so viele habe es ja gar nicht gegeben, legte Staudte mit seinen bitterbösen Dramen den Finger in eine schwelende Wunde.
In diesem wenn auch abgeschliffenen - Produzent Kurt Ulrich flehte Wolfgang immer wieder an: "Dämpfen, dämpfen! Um Gottes willen nicht zu scharf! Wir dürfen das Publikum nicht beleidigen" -, so doch treffsicheren deutschen Drama aus dem Jahr 1959 widmet sich Staudte erstmals in einem seiner westdeutschen Werke - er hatte bis 1955 in der DDR gearbeitet - der Verdrängung der faschistischen Vergangenheit und dem weiter den Ton angebenden Obrigkeitsstaat. Martin Held brilliert in der Rolle des Oberstaatsanwalts des in Kassel, Göttingen, Hannover und in den Filmateliers von Göttingen gedrehten Streifens.
"Rosen für den Staatsanwalt" wurde ein Erfolg bei Presse und Publikum und gewann bei den Deutschen Filmpreisen Silber als zweitbester Film hinter "Die Brücke"; ebenso wurden Hauptdarsteller Walter Giller und Drehbuchautor Georg Hurdalek prämiert; nominiert waren Hauptdarsteller Martin Held, Nebendarstellerin Ingrid van Bergen und Nebendarsteller Werner Peters.
Eine Zuschauerin meint: "Manche Filme schaffen es, das Gefühl, das Aussehen und die Präsenz einer bestimmten Zeit einzufangen. Dies ist einer dieser Filme. Alles kommt hier zusammen: Die Schauspielerleistungen, die Kameraführung, das Drehbuch und die Inszenierung arbeiten Hand in Hand, um eine Scheibe Nachkriegswestdeutschland abzuschneiden. Die beiden Hauptdarsteller Walter Giller und Martin Held sind phantastisch, und auch all die Nebencharaktere sind treffend dargestellt. Dieser zutiefst berührende Streifen schafft es dabei auch noch, witzig zu sein, während er all seine ernsten Themen abhandelt."
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