Die neue Kinowoche beschert den deutschen Lichtspielhäusern eine bunte Mischung kleinerer Produktionen, auch aus den Vereinigten Staaten. Gefühligkeit mit dem christlichen Drama "I Still Believe" und dem Sally Potter-Werk "Wege des Lebens", Grusel mit "The Witch Next Door" sowie Romantik mit der deutschen Komödie "Der göttliche Andere". Was lohnt den Kinobesuch? Und wann lässt man das Portemonnaie stecken?
"I Still Believe"
Drama
USA
114 Minuten
FSK 6
Unsere Empfehlung: Spart Euch das Geld!
Ein junger, aufstrebender Musiker (K.J. Apa) hofft, dass sein Glaube seine schwer krebserkrankte Frau (Britt Robertson) retten kann.
Dieses US-Drama erzählt die wahre Lebensgeschichte von Jeremy Camp, einem in den nuller Jahren sehr erfolgreichen Sänger und Autoren christlicher Lieder, und seiner Frau Melissa. Beide heirateten im Jahr 2000, als Melissa bereits schwer krank war. Camp schrieb inmitten des emotionalen Aufruhrs seinen ersten Song "I Still Believe" und verarbeitete 2003 die Geschehnisse zu der Autobiographie gleichen Namens. Das auf religiös angehauchte Dramen spezialisierte Brüderpaar Andrew und Jon Erwin ("I Can Only Imagine") hat sich des Stoffes angenommen und mit spürbar guten Absichten adaptiert und inszeniert. Das Problem ist - wahre Geschichte hin oder her - neben der absoluten Vorhersehbarkeit der Handlung der predigerhafte Tonfall der Studiocanal-Produktion, die für die christliche Zielgruppe Eulen nach Athen trägt, während der Rest des Publikums eher irritiert sein dürfte. Die Kritiken waren gemischt, ebenso die Zuschauerreaktionen.
Überhaupt keinen Zweifel lässt unser Kritiker Andreas Köhnemann in seiner Bewertung aufkommen - er verhängt die Höchststrafe: Einer von fünf Sternen! Er schreibt: "Ein Krebs- und Liebesdrama mit unsäglichen Dialogen, oberflächlicher Inszenierung und penetrant vorgetragener Botschaft."
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"Der göttliche Andere"
Komödie
Deutschland
91 Minuten
FSK 6
Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!
Ein atheistischer Reporter (Callum Turner), der in Rom über die Papstwahl berichten soll, verliebt sich in eine angehende Nonne (Matilda De Angelis). Doch als er ihr den Hof machen will, scheint ihm Gott höchstpersönlich Hindernisse in den Weg zu legen...
Regisseur und Drehbuchautor Jan Schomburg ("Vergiss mein Ich") zeigt mit dieser deutschen, allerdings auf Englisch in Rom und Köln gedrehten Komödie eine "etwas andere Dreiecksbeziehung", die laut Christiane Bosch von dpa "göttlich blasphemisch" daherkommt - und damit nicht jedermanns Geschmack sein dürfte. Auf jeden Fall ist es - wenn auch kein Feuerwerk - ein schöner Sommerfilm mit romantischer Stimmung und netten Gags geworden. Die ersten Kritiken für die Warner Brothers Pictures-Produktion sind gemischt.
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"The Witch Next Door"
Horror
USA
95 Minuten
FSK 16
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Ein Teenager (John Paul Howard), der den Sommer bei seinem Vater (Jamison Jones) und dessen Freundin (Piper Curda) verbringt, muss den Kampf mit einer uralten, teuflisch bösen Hexe aufnehmen, die von einer Nachbarin (Zarah Maler) Besitz ergriffen hat.
Wieder ein Brüderpaar, das als Autoren- und Regieduo arbeitet, aber hier einen ganz andere Art Film geschaffen hat. Brett und Drew Pierce ("Deadheads") bieten mit "The Wretched" - "Die Elenden", so der Originaltitel - eine geschickte und spannende Mischung aus Horrorelementen und "Das Fenster zum Hof" an. Die Kritiker sind von der Koch Films-Produktion angetan, die Zuschauer weniger.
Unser Rezensent Falk Straub rät zum Kartenkauf: "Brett und Drew T. Pierce erfinden den Horrorfilm nicht neu. Ihr zweites abendfüllendes Werk setzt aber auf bewährte Mittel, die vielen zeitgenössischen Vertretern abgehen: Dichte Atmosphäre, gute Effekte und Spannung. Wer von den üblichen Gemetzeln, die einen plumpen Schockmoment an den nächsten reihen, die Nase voll hat, ist hier genau richtig."
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"Wege des Lebens - The Roads Not Taken"
Drama
USA
86 Minuten
FSK 0
Unsere Empfehlung: Spart Euch das Geld!
Eine junge Frau (Elle Fanning) kümmert sich um ihren demenzkranken Vater (Javier Bardem). Da sie das Ausmaß seiner Erkrankung zunächst nicht wahrhaben will, gerät sie mit ihm immer wieder in schwierige Situationen.
Man kann der englischen Regisseurin und Drehbuchautorin Sally Potter ("The Party") nicht vorwerfen, dass sie nicht über einen einzigartiges Vorstellungsvermögen verfügt, aber der Grat zwischen Genialität und Maniriertheit ist ein schmaler, wie auch Zuschauer von Terrence Malick schon leidvoll haben erfahren müssen. Dieses US-Drama schleppt sich frustrierend dahin. Die Universal Pictures-Produktion hat schlechte Kritiken erhalten, und auch die ersten Zuschauerreaktionen sind negativ.
Keine Ausnahme macht unser Kollege Björn Schneider: "Ebenso formelhafter wie unausgereifter Film über die zentralen Themen des Lebens, der jedoch zu viele Aspekte und Fragen unbeantwortet lässt. Vage, verworren und zu kryptisch."
Hier geht es zu den kompletten Filmstarts