"Little Miss Sunshine", Arte, 20:15 Uhr
Eine Familie fährt mit ihrem VW Bus von New Mexico nach Kalifornien, um die kleine Tochter (Abigail Breslin) zu einem Schönheitswettbewerb zu bringen.
Eine der schönen Geschichten, in der David zum Goliath wurde. Es war mühsam, diese US-Komödie auf die Leinwände zu bekommen. Die großen Studios sahen in der Produktion ohne Mega-Stars und dem skurrilen Tonfall kein kommerzielles Potential; Focus Features stiegen 2004 nach zwei Jahren in der Vorproduktion aus. Fünf Produzenten brachten die 8 Millionen Dollar auf und die Indepedent-Produktion mühsam ins Ziel - gerade mal fünf Tage vor der Premiere auf dem Sundance Filmfestival im Januar 2006 wurde der Streifen fertig.
Und dann gab es kein Halten mehr. "Little Miss Sunshine" erhielt hervorragende Kritiken und seine Verleihrechte wurden einen Tag nach der Premiere von Fox Searchlight für 10,5 Millionen Dollar plus 10 Prozent der Gewinne erworben - einer der größten Geschäftsabschlüsse in der Geschichte des Festivals. Mit weltweit 101 Millionen Dollar wurde der kleine Streifen auch an den Kinokassen ein großer Erfolg.
Drehbuchautor Michael Arndt ("Star Wars: Episode VII - The Force Awakens") schöpfte bei seinem Debut auch aus eigenen Kindheitserinnerungen mit dem VW Bus der Familie, und das ebenfalls debutierende Regie-Ehepaar Valerie Faris und Jonathan Dayton ("Battle of the Sexes") verfilmte sein Skript in den US-Bundesstaaten Arizona und California. Ihr Werk überzeugt durch das wunderbar witzige Drehbuch und das starke Schauspieler-Ensemble rund um die damals neunjährige Abigail Breslin.
Mit dem Kinoeinsatz endete der Ruhm von "Little Miss Sunshine" noch nicht. Bei den Academy Awards gab es zwei Oscars für Drehbuchautor Michael Arndt und Nebendarsteller Alan Arkin; nominiert waren noch der Film selbst und Nebendarstellerin Abigail Breslin. Bei den Golden Globes waren der Film und Hauptdarstellerin Toni Collette nominiert. Britische Filmpreise gingen an Drehbuchautor Arndt und Nebendarsteller Arkin; nominiert waren der Film, die Regisseure Valerie Faris und Jonathan Dayton sowie die Nebendarstellerin Breslin und Collette.
Kritiker Michael Dequina schrieb in "The Movie Report": "Eine urkomisch bissige Konfektion, die mit dem schlussendlichen Happy Ending wirklich einen Wohlfühlmoment bietet statt eines unerträglichen Zuckergusses."
"Baby Driver", RTL, 22:00 Uhr
Ein junger, hoch talentierter Autofahrer (Ansel Elgort) wird von einem Gangster (Kevin Spacey) gezwungen, als Fluchtwagenfahrer bei Banküberfällen mitzumachen.
Über 30 Jahre lang, seit seiner Zeit als unbekannter aufstrebender Filmemacher in London, hatte sich der englische Regisseur Edgar Wright mit der Idee zu einem Action-Film herumgetragen, bei dem die Musik ein integraler Bestandteil der Handlung sein würde. Ausgangspunkt seiner Vision war das Bild eines Fluchtwagenfahrers, der vor Beginn einer Verfolgungsjagd zu einem Song tanzt.
Mit "Baby Driver" wurde sein Herzensprojekt 2017 eine 34 Millionen schwere Realität - stilvoll, aufregend und mit einem Song-Soundtrack ohnegleichen. Wright hatte auch das Drehbuch zu seinem US-Thriller geschrieben und bewies, dass schnelle Action-Filme auch intelligent und spannend zugleich sein können.
Edgar drehte vor Ort in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia und in New Orleans im US-Bundesstaat Louisana. Die Dreharbeiten waren aufgrund der vielen Verfolgungsjagden aufwendig: Die koordinierten Stunts, darunter der wahnwitzige Bremsvorgang mit einer 180 Grad-Wendung inmitten fahrender Autos, mussten detailliert geplant werden. Visuelle Effekte wurden auf das Nötigste begrenzt und statt dessen praktischen Effekten direkt auf den Straßen der Stadt der Vorzug gegeben.
Die TriStar Pictures-Produktion erhielt durchweg gute Kritiken und wurde mit einem weltweiten Einspiel von 227 Millionen Dollar ein großer Erfolg, der nach dem unverdienten Reinfall mit "Scott Pilgrim vs the World" sieben Jahre zuvor den verspäteten Durchbruch für Wright auf dem amerikanischen Markt bedeutete. Letztes Jahr hat der Filmemacher sogar am Drehbuch einer "Baby Driver"-Fortsetzung gearbeitet.
Drei Oscar-Nominierungen gab es für den Schnitt, den Tonschnitt und die Tonmischung. Bei den Golden Globes war Hauptdarsteller Ansel Elgort nominiert. Die Cutter gewannen den Britischen Filmpreis; eine Nominierung ging an die Tontechniker.
Kritiker Dan Scully schrieb in "Cinema 76": "Das ist pures Filmemachen von einem wahren Filmemacher mit einer echten Vision, die sich aus einer Quelle aus Kreativität, Filmfan-Dasein und einer tiefen, beständigen Liebe für dieses Handwerk speist."
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