"Fair Play", 3sat, 23:10 Uhr
Eine tschechoslowakische Sprinterin (Anna Geislerovà) mit Olympia-Ambitionen setzt im Jahr 1983 die verordneten Steroide ab, als sie Nebenwirkungen verspürt, und legt sich so mit der Staatsmacht an.
Regisseurin und Drehbuchautorin Andrea Sedlácková, von Hause aus Cutterin, verarbeitet mit diesem tschechischen Drama aus dem Jahr 2014 Zeitgeschichte ihrer Heimat. Ihr ernster und intensiver Streifen ist differenziert in der Darstellung der Periode und der weiblichen Charaktere, während die kommunistischen Autoritäten allzu sehr als Bösewichter gezeichnet werden. Gedreht wurde für umgerechnet rund 1,5 Millionen Euro in Prag sowie im slowakischen Bratislava und Vysoké Tatry.
"Fair Play" wurde von Tschechien als Anwärter auf den Academy Award als "Bester fremdsprachiger Film" nach Hollywood geschickt, kam dort aber nicht unter die fünf Nominierten. Tragisch lief es bei den Tschechischen Filmpreisen: Mit 15 Nominierungen war das Werk der meistnominierte Streifen des Jahres - und gewann keinen einzigen Löwen.
In Deutschland wurde der Film zwar 2015 auf dem Filmfestival in Cottbus gezeigt, kam aber nicht in die Kinos.
Kritikerin Alissa Simon schrieb in "Variety": "Der Film fängt die trostlose und angespannte Atmosphäre der Zeit, in der Menschen gezwungen sind zu lügen, zu kollaborieren oder wider besseres Wissen und ihrer Prinzipien zu handeln, um ihre Arbeit zu behalten oder ihre Verwandten zu schützen, exzellent ein. Der Streifen profitiert auch von den beiden starken Darstellerinnen Anna Geislerovà und Judit Bárdos, die für die Identifikation des Zuschauers ausreichend emotionale Aufhänger bieten."
"The Magic of Belle Isle - Ein verzauberter Sommer", ARD, 23:55 Uhr
Ein alkoholkranker Autor (Morgan Freeman) wird von seinem Sohn überredet, den Sommer auf einer ruhigen Insel zu verbringen. Dort freundet er sich widerwillig mit einer alleinstehenden Mutter (Virginia Madsen) und deren drei Töchtern an.
Dieses US-Drama von Rob Reiner ("The Princess Bride") kam 2012 nur in wenige amerikanische Kinos und in Deutschland überhaupt nicht; dort feierte die 5 Millionen Dollar teure Independent-Produktion ihre Premiere nur auf Disc. Die Kritiken waren für das kleine Werk einfach zu schlecht gewesen, als dass es nach seiner Runde über die Filmfestivals hätte Schwung aufnehmen können.
Doch die Zuschauer, die den Wohlfühlfilm mit ernsten Zwischentönen, der im Dorf Greenwood Lake im US-Bundesstaat New York gedreht worden war, sahen, beurteilten ihn positiver. Wenn "The Magic of Belle Isle" auch schamlos schmalzig und von der ersten Minute vorhersehbar sein mag, so gelingt es Reiner und seinen Schauspielern doch, das Publikum irgendwie zu verzaubern.
Kritiker Rex Reed schrieb im "New York Observer": "Man mag mit dem positiven Ausgang wirklich jeder Prüfung hadern, aber die Zärtlichkeit und der Optimismus sind so mächtig und einnehmend, dass nur ein völlig unsensibler Zuschauer unberührt bleiben dürfte."
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