Ein Sicherheitsteam versucht während eines Angriffs auf das US-Konsulat in Libyen den Überblick zu behalten.
Es hätte schlimmer kommen können. Dass sich ausgerechnet Michael Bay ("Transformers"), Experte für krachende Action mit garantierter Oberstübchen-Ausschaltgarantie, den in den USA politisch aufgeladenen Vorgängen um den Angriff auf das amerikanische Konsulat am 11. September 2012 im libyschen Bengasi annahm, sorgte für Sorgenfalten bei den Kommentatoren. Würde Bay die tragischen Ereignisse, bei denen der US-Botschafter J. Christopher Stevens ums Leben kam, zu einer hurrapatriotischen Travestie missbrauchen?
Die Antwort ist jein. Bay entkommt der Kontroverse, ob die Botschaft zu schwach gesichert gewesen sei und die Verteidigungsmaßnahmen fehlerhaft durchgeführt worden seien, womit die politische Rechte in den USA und dabei insbesondere ihr Sprachrohr Fox News die ehemalige Außenministerin Hillary Clinton und US-Präsident Barack Obama treffen wollten, indem er sämtlichen Kontext der Angriffe allerhöchstens streift. Statt dessen konzentriert er sich auf die sechs Elitesoldaten, die in den Gewaltorkan geraten, und inszeniert die 50 Millionen Dollar teure Paramount Pictures-Produktion wie ein Ego Shooter-Videospiel, mit dem ungewöhnlich besetzten John Krasinski als ehemaligen U.S. Navy SEAL und jetzigem Paramilitär unter CIA-Kommando in der Hauptrolle.
Der US-Thriller basiert auf dem Sachbuch "13 Hours: The Inside Account of What Really Happened in Benghazi" von Mitchell Zukoff aus dem Jahr 2014 und gibt das Geschehen weitgehend realistisch wieder, wobei entscheidende Details - wurde Luftunterstützung verwehrt und sollten die Einsatzkräfte sich zurückziehen? - umstritten sind. Gedreht wurde in Marokko und auf Malta, wo die Ausstatter und Kulissenbauer die Gebäude und Lokalitäten Bengasis nachbauten.
Für Bay's Standards ist "13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi" ein vergleichsweise gereiftes und zurückhaltendes Werk, das auf technischer Seite beeindruckt, aber der wahren Geschichte und ihrer Auswirkung nicht ganz gerecht wird.
Die Kritiken fielen gemischt aus, die Zuschauer waren zufrieden, aber es kamen 2016 zu wenige von ihnen. Mit lediglich 69 Millionen Dollar weltweit floppte das Werk und ist bislang Michael's umsatzschwächste Produktion seiner Karriere. Immerhin gab es eine Oscar-Nominierung für die "Beste Tonmischung".
Kritiker Rachit Gupta schrieb in "Filmfare": "Hier gibt es viel zu bejubeln und wirklich nichts zu überdenken oder zu feiern. Außer der Tatsache, dass Michael Bay honorige Absichten verfolgte, als er diesen auf wahren Begebenheiten beruhenden Film drehte."
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