Heute ist Ennio Morricone im Alter von 91 Jahren in einem Krankenhaus in seiner Geburtsstadt Rom an den Folgen eines Sturzes vergangene Woche, bei dem er sich den berüchtigten Oberschenkelhalsbruch zugezogen hatte, gestorben. Er war einer der berühmtesten und bedeutendsten Komponisten, dessen Scores insbesondere zu den Spaghetti-Western der Sechziger jedem Kino-Fan geläufig sind. Von 1961 bis 2016 komponierte Morricone über 400 Filmmusiken unterschiedlicher Stile und für verschiedene Genres. Noch vor vier Jahren wurde er für seine Komposition zu Quentin Tarantino's Western "The Hateful 8" mit einem Oscar ausgezeichnet.
Ennio's pulsierende Kompositionen vollendeten die Western von Sergio Leone - so die Dollar-Trilogie "Per un pugno di dollari" ("Für eine Handvoll Dollar") von 1964, "Per qualche dollaro in più" ("Für ein paar Dollar mehr") von 1965 und "Il buono, il brutto, il cattivo" ("Zwei glorreiche Halunken") von 1966 sowie "C'era una volta il West" ("Spiel mir das Lied vom Tod") von 1968, dessen Mundharmonika-Melodie zu den ikonischen Kompositionen der Filmgeschichte zählt, und "Giù la testa" ("Todesmelodie") von 1971.
Leone beschrieb sein Verhältnis zu Morricone im Jahr 1989: "Seine Musik ist unverzichtbar, denn meine Filme könnten eigentlich Stummfilme sein. Die Dialoge zählen wenig, und so unterstreicht eher die Musik die Handlung und die Gefühle. Ich ließ ihn die Musik vor den Dreharbeiten komponieren, so dass sie wie ein Teil des Drehbuchs wurde."
Vor seinem Oscar-Gewinn für "The Hateful Eight" war Morricone bereits fünfmal nominiert gewesen: Für "Days of Heaven" von 1978, "The Mission" von 1986, "The Untouchables" von 1987, "Bugsy" von 1991 und "Malena" von 2000. Sieben Jahre später erhielt er den Ehren-Oscar für sein Lebenswerk.
Auch bei den Golden Globes war er häufig zu Gast: 1982 war er für seinen Song "It's Wrong for Me to Love You" im Film "Butterfly" nominiert; 1985 für "Once Upon a Time in America", eine erneute Zusammenarbeit mit Leone, dessen letzter Film dies werden sollte. 1986 gewann Ennio den Globe für "The Mission"; es folgten Nominierungen für "The Untouchables" von 1987, "Casualties of War" ("Die Verdammten des Krieges") von 1989 und "Bugsy" von 1991. Den zweiten Golden Globe erhielt der Komponist dann 2000 für "La leggenda del pianista sull'oceano" ("Die Legende vom Ozeanpiansten"). Ein Jahr darauf war er für "Malena" nominiert, bevor er 2016 für "The Hateful Eight" gewann.
Bei den Britischen Filmpreisen räumte er jedesmal mit einem BAFTA ab: Für "Days of Heaven", "Once Upon a Time in America", "The Mission", "The Untouchables", "Cinema Paradiso" von 1988 und natürlich wieder "The Hateful Eight". Dazu kamen, unter den rund 80 Auszeichungen, noch neun Italienische Filmpreise.
Ennio Morricone wurde am 10. November 1928 in Rom geboren. Sein Vater spielte die Trompete, und diese wurde auch Ennio's erstes Instrument. Er war ein Naturtalent, das bereits mit sechs Jahren Musik schrieb, und ab 1940 das Santa Cecilia Conservatorium besuchte, wo er Trompete, Kompostion und Chormusik studierte. Nach seinem Abschluss 1954 komponierte er Musik für das Radio und das Fernsehen, spielte in einer Jazz-Band und arbeitete als Arrangeur bei einer Schallplattenfirma, wo er unter anderem mit Mario Lanza, Paul Anka, Charles Aznavour und Chet Baker zusammen arbeitete. 1961 komponierte er erstmals für das Kino: Die Komödie "Il federale" ("Zwei in einem Stiefel").
Durch seine Musik für die "Dollar"-Filme wurde Hollywood auf Ennio aufmerksam, der 1966 für "The Bible" erstmals für eine amerikanische Produktion arbeitete. Allerdings nutzte Regisseur John Huston seine Komposition nicht, sondern entschied sich für einen Score von Toshiro Mayuzumi. So wurde der Shirley MacLaine-Western "Two Mules for Sister Sara" ("Ein Fressen für die Geier") 1970 sein offizielles US-Debut.
Morricone liebte den Ton der elektrischen Gitarre und der Maultrommel und wob Pfeifen, Kirchenglocken, Peitschen, Koyote-Geheul, Vogelgezwitscher, tickende Uhren, Schüsse und Frauenstimmen in seine Soundtracks ein.
Ennio Morricone hinterlässt seine Frau Maria Travia, mit der er seit 1956 verheiratet war und die Texte zu seinen Liedern beisteuerte, so zum Beispiel die lateinischen in "The Mission", seine Tochter Alessandra und seine drei Söhne Marco, Andrea und Giovanni.