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Selma - Marsch von Selma nach Montgomery
Selma - Marsch von Selma nach Montgomery
© Studiocanal

TV-Tipps für Samstag (4.7.): David Oyelowo muss über die Brücke gehen

3sat zeigt "Selma"

Am Samstagabend ist die Kanalwahl für Spielfilm-Fans eine Frage des Geschmacks: Gegeneinander treten im Spätprogramm das ernste Historiendrama "Selma" mit David Oyelowo als Martin Luther King auf 3 sat und der überkandidelte Action-Kracher "The Expendables" von und mit Sylvester Stallone in der ARD an.

"Selma", 3sat, 23:00 Uhr
Der Pfarrer und Bürgerrechtler Martin Luther King (David Oyelowo) organisiert einen Marsch von Selma nach Montgomery, um die gleichen Wahlrechte von Afro-Amerikanern und Weißen einzufordern.

Pünktlich zum 50. Jahrestag des Protestmarsches der Bürgerrechtsbewegung im März 1965 in den US-Südstaaten erschien dieses US-Drama zum Jahreswechsel 2014/15 auf den Leinwänden - rund sechs Jahre, nachdem Drehbuchdebütant Paul Webb sein Skript über die historischen Ereignisse geschrieben hatte. Die Selma-Protestmärsche, die das eigentlich im Civil Rights Act von 1964 garantierte Recht auch der Afro-Amerikaner, wählen zu können, einklagten, weil es besonders in den US-Bundesstaaten wie Alamaba nur auf dem Papier existierte, sind ein wichtiges Datum in der US-Bürgerrechtsgeschichte. Sie führten zur Verabschiedung des Voting Rights Act von 1965, einem Meilenstein der US-Gesetzgebung, der die gleiche Wahlberechtigung auch von Minderheiten sicher stellen sollte.

Um Webb's Drehbuch zu produzieren, fanden sich nach und nach kleinere Produktionsgesellschaften wie Brad Pitt's Plan B Entertainment zusammen, um das 20 Millionen Dollar schwere Budget zu stemmen. Der eigentlich für die Regie vorgesehene Lee Daniels verließ 2010 die Produktion indes, um "The Butler" zu drehen. Es vergingen drei Jahre, bis das Projekt mit Ava DuVernay ("A Wrinkle in Time") eine Filmemacherin fand, die nun aber große Teile des Drehbuchs umschreiben musste, denn inzwischen hatte die Erbengemeinschaft von Martin Luther King die Rechte an dessen Reden an DreamWorks und Warner Brothers Pictures verkauft, die einen Spielfilm über den Bürgerrechtsaktivisten produzieren wollten - wozu es nicht kommen sollte. DuVernay war gezwungen, die Reden so umzuschreiben, dass sie im Tonfall und in den Aussagen, nicht aber im Wortlaut denen von King glichen.

2014 konnten dann endlich die Kameras vor Ort in Selma im US-Bundesstaat Alabama und rund um Atlanta im US-Bundesstaat Georgia laufen. Für die ikonische Rolle von Martin Luther King besetzte man den englischen Akteur David Oyelowo. Dass der Part nicht an einen Amerikaner ging, sorgte sicherlich für das ein oder andere Stirnrunzeln, dem Samuel L. Jackson drei Jahre darauf eine Stimme verlieh, als er kritisierte, dass insgesamt zu viele Rollen afro-amerikanischer Charaktere an Briten vergeben würden. Auf kaukasischer Seite sah es allerdings nicht viel anders aus - die entscheidenden Parts von US-Präsident Lyndon B. Johnson und des Alabama-Gouverneurs George Wallace gingen an die Engländer Tom Wilkinson und Tim Roth.

Das grandiose Ensemble sorgte dafür, dass der Streifen keine verstaubte Geschichtsstunde, sondern ein packendes Werk wurde, bei dem DuVernay es schaffte, die Parallelen zur Gegenwart einfließen zu lassen - und wie weit nach einem halben Jahrhundert die Vereinigten Staaten von Amerika immer noch von einer Gleichberechtigung der Rassen entfernt sind. Die treibende Qualitätskraft des Ganzen, da waren sich die Presse, die den Streifen fast einhellig pries, wie das Publikum einig, war indes Oyelowo, der mit seiner fesselnden Darstellung potentielle Kritiker an seiner Fähigkeit, in die Schuhe von King zu schlüpfen, von vornherein verstummen ließ.

Um so mehr Unverständnis riefen daher die Oscar-Nominierungen 2015 hervor, bei denen "Selma" zwar als "Bester Film" genannt wurde, ansonsten aber nur noch für den "Besten Song", den Common und John Legend für ihren "Glory" dann auch erhalten sollten. Dass David nicht als "Bester Hauptdarsteller" zur Wahl gestellt wurde, war ein entscheidender Faktor für die #oscarssowhite-Kampagne, die kritisierte, dass ausschließlich weiße Mimen nominiert worden waren.

Freundlicher hatte es noch bei den Golden Globes ausgesehen: Zwar konnte Oyelowo hier nicht gewinnen, aber er war zusammen mit Regisseurin Ava DuVernay - die erste afro-amerikanische Filmemacherin, der das gelang - und dem Film wenigstens nominiert. Auch hier siegte das Lied "Glory".

Kritikerin Hilary White schrieb in der irischen "Sunday Independent": "Ein sehr gemessener und gediegener Film, einer der seltenen Fälle, wo das Kino und heilige Kühe erfolgreich zusammen kommen."



"The Expendables", ARD, 23:25 Uhr
Ein CIA-Agent (Sylvester Stallone) engagiert eine Gruppe von Söldnern, um einen lateinamerikanischen Diktator (David Zayas) und einen abtrünnigen CIA-Agenten (Eric Roberts) zu töten.

"Es ist ein Action-Kracher der alten Schule, in dem Leute mit Messern kämpfen und aufeinander schießen", beschrieb Nebendarsteller Dolph Lundgren das Konzept dieses US-Thrillers treffend. Mit einem 80 Millionen Dollar-Budget.

Wenn es in den Nullern immer hieß, dass Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger Kinofiguren der Achtziger seien, deren spezifische Art von Rollen in einer bestimmten Art von Filmen nun ja nicht mehr gefragt seien, muss das Stallone gereizt haben. "The Expendables" ist seine offensichtliche Antwort auf diese Meinungen - mit Gusto!

Sylvester versammelte als Regisseur und Drehbuchautor dieser Millenium Films-Produktion so ziemlich die gesamte Garde der vermeintlichen Achtziger-Stars wie Lundgren - für den es nach Jahren von Direct to Disc sein erster Kinofilm seit 1995 werden sollte -, Schwarzenegger und Bruce Willis, letztere beide in Gastauftritten. Dazu kamen Jet Li, Mickey Rourke und Jason Statham. Jean-Claude Van Damme und Steven Seagal konnte Stallone nicht überzeugen.

Das Drehbuch stammt ursprünglich von David Callaham ("Zombieland: Double Tap"), der es 2006 Warner Brother Pictures angeboten hatte. Dort wurde es nicht verfilmt, aber Stallone griff zu und schrieb das Skript für seine Zwecke zu einem Ensemble-Film um.

Gedreht wurde im brasilianischen Rio de Janeiro und weiteren Orten wie Mangaratiba, Niteroi, Guanabara Bay, Colônia Juliano Moreira and Parque Lage sowie in Elmwood und New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana.

"The Expendables" gehört zu den Werken, die niemals für einen Oscar vorgeschlagen werden, aber das einlösen, was das Poster und der Trailer versprechen - in diesem Fall also gute old-school Action aus der Videocassetten-Ära mit etwas Augenzwinkern und ohne Computer-Schnickschnack.

Der Streifen erhielt 2010 gemischte Kritiken, wurde aber mit weltweit 274 Millionen Dollar ein großer Erfolg. Ganz offensichtlich gab es noch ein Publikum, das diese Stars in dieser Art von Film sehen wollte. Millenium Films ließen daher im Abstand von jeweils zwei Jahren direkt zwei Fortsetzungen folgen, von denen "The Expendables 2", bei dem Van Damme nun dabei war, noch erfolgreicher als das Original sein sollte.

Kritiker Jack Porter in "CineVue" schrieb: "Dieser Film behandelt die Zuschauer als Freunde und lädt alle ein, zusammen Spaß zu haben. Die Dialoge, so grauenhaft sie auch sind, werden von den Stars aufgesagt in dem Wissen, dass das Publikum auf der anderen Seite der Leinwand die Witze versteht."



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