"Kaltblütig", Arte, 21:50 Uhr
Nachdem ihr beabsichtiger Raubüberfall zum Mord an einer vierköpfigen Familie eskaliert ist, fliehen zwei Ex-Sträflinge (Robert Blake und Scott Wilson) vor der Polizei.
Der US-Schriftsteller Truman Capote hatte sich in den Kopf gesetzt, ein wahres Verbrechen für einen Tatsachenroman zu nutzen und dabei zu beweisen, dass "das wahre Leben" und dessen Rekonstruktion genauso spannend sein konnte wie ein fiktionaler Krimi. Sechs Jahre lang recherchierte er einen Mordfall aus dem Jahr 1959, als zwei Männer eine wohlhabende Familie in Holcomb im US-Bundesstaat Kansas überfielen, weil sie in einem Tresor viel Geld vermuteten. Als sie nur 40 Dollar fanden, geriet die Situation außer Kontrolle, und sie erschossen die vierköpfige Familie. Capote erzählte nicht nur von der Tat, der Flucht und der polizeilichen Fahndung, sondern bezog auch die Vorgeschichte mit den Biographien der beiden Täter Richard Hickock und Perry Smith ein.
Bereits der Vorabdruck des 1966 erschienenen Romans "In Cold Blood" ein Jahr zuvor in "The New Yorker" erlangte großes Aufsehen - dass der Autor von "Breakfast at Tiffany's" sich einem grausigen Mordfall und vor allem den Tätern so näherte, hatte niemand erwartet. Im US-Bundesstaat Kansas waren schnell alle "The New Yorker"-Exemplare ausverkauft, die Romanveröffentlichung wurde ebenfalls zum Riesenerfolg.
Regisseur und Drehbuchautor Richard Brooks ("Cat on a Hot Tin Roof") war als Bekannter von Capote früh von dessen Arbeit am Roman in Kenntnis gesetzt worden und sicherte sich die Drehbuchrechte für 400 000 Dollar. Ihm schwebte ein filmisches Äquivalent des Bestsellers vor - genauso authentisch und an den Tatsachen interessiert. Den Wunsch von Columbia Pictures, Steve McQueen und Paul Newman für die Hauptrollen der beiden Mörder zu besetzen, wischte er daher beiseite und bestand auf zwei unbekannten Akteuren: Robert Blake und Scott Wilson, die nach einem Vorsprechen von rund 500 Darstellern besetzt wurden.
Brooks drehte, so weit es möglich war, mit Originalrequisiten, Komparsen, die in die Mordermittlungen und die Gerichtsverhandlung involviert gewesen waren, und vor Ort an den Originalschauplätzen in Garden City und Holcomb, so auch sogar im Haus der ermordeten Familie, wofür man den aktuellen Besitzern 15 000 Dollar Kompensation zahlte.
"In Cold Blood" überzeugt wie der Roman als nüchterner, ernsthafter und um Authentizität bemühter US-Kriminalfilm, der packt und in seinem Plädoyer gegen die Todesstrafe aufrüttelt. Die beiden Hauptdarsteller liefern großartige Darstellungen ab.
Die 3,5 Millionen Dollar teure Produktion erhielt 1967 hervorragende Kritiken und war mit 13 Millionen Dollar Umsatz in den USA ein großer Erfolg. Sie wurde für vier Oscars nominiert: Für Regisseur Richard Brooks, sein Drehbuch, Kameramann Conrad L. Hall und Komponist Quincy Jones. Bei den Golden Globes lag der Streifen als "Bester Film" im Rennen, musste sich aber "In the Heat of the Night" geschlagen geben. 2008 nahm die Library of Congress das Werk als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsam" ins National Film Registry auf, um es der Nachwelt zu erhalten.
Ein Zuschauer schwärmt: "In Schwarzweiß gedreht, knallhart, verstörend und direkt in seiner Darstellung einer brutalen und sinnlosen Tat. Es gibt hier keine Heldentaten oder wilde Verfolgungsjagden, nur einen realistischen Blick auf ein Verbrechen. Es ist die Sinnlosigkeit des Ganzen, die so bestürzend ist. Herausragende Darstellungen der gesamten Besetzung. Meisterhaft."
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