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Fahrstuhl zum Schafott - Maurice Ronet
Fahrstuhl zum Schafott - Maurice Ronet
© Rialto Pictures

TV-Tipp für Montag (22.6.): Maurice Ronet bleibt stecken

Arte zeigt "Fahrstuhl zum Schafott"

"Fahrstuhl zum Schafott", Arte, 20:15 Uhr
Ein Geschäftsmann (Maurice Ronet) ermordet seinen Arbeitgeber und Ehemann (Jean Wall) seiner Geliebten (Jeanne Moreau). Als er eine Spur beseitigen will, bleibt er im Fahrstuhl stecken...

Dieser französische Kriminalfilm aus dem Jahr 1958 bietet eine hypnotische Mischung aus Film Noir und Novelle Vague, der damaligen neuen Stilrichtung junger Regisseure im französischen Kino, die neue Erzähltechniken und Ideen auf die Leinwand brachten. Hier war es mit Louis Malle ("Auf Wiedersehen, Kinder") ein 25-jähriger Debutant, der bis dahin lediglich einen Dokumentarfilm gedreht hatte. Hier inszenierte er mit Jump Cuts - scharfen Schnitten, die den Erzählrhythmus unterbrechen statt ihn wie üblich nahtlos weiter tragen - und teilweise dokumentarisch, dennoch verfremdeten Szenen wie dem nächtlichen Irren von Jeanne Moreau auf dem Champs-Élysées. Gedreht wurde dabei teilweise mit dem neuen, äußerst lichtempfindlichen, dafür aber grobkörnigen Filmmaterial Tri-X, um bei den Nachtaufnahmen ohne künstliches Licht auszukommen.

Als musikalische Begleitung setzte der Filmemacher einen von den Bildern losgelösten schwermütigen Jazz-Soundtrack von Miles Davis ein. Der US-Musiker gastierte gerade in Paris, und Jazz-Fan Malle konnte ihn überreden, einen improvisierten Jazz in nur einer Nacht für sein Werk einzuspielen.

"Ascenseur pour l'échafaud" - so der Originaltitel - basiert auf dem gleichnamigen Roman von Noel Calef aus dem Jahr 1956, den Malle zusammen mit dem Schriftsteller Roger Nimier adaptierte. Mehr als den Kniff der Geschichte behielt das Duo nicht bei, sondern veränderte die Handlung deutlich und wertete die Figur der weiblichen Protagonistin deutlich auf. Die Rolle machte Jeanne Moreau, die bis dahin vornehmlich im Theater gearbeitet hatte, bekannt.

Die raffinierte Handlung, die einprägsamen schauspielerischen Leistungen, die stimmungsvolle Kameraführung und der atmosphärische Soundtrack verbinden sich zu einem beeindruckenden Regiedebut, mit dem sich Louis gleich als erzählerische Kraft im Kino etablierte. Mit durchweg guten Kritiken und 1,9 Millionen Zuschauern in Frankreich wurde "Ascenseur pour l'échaufaud" ein großer Erfolg.

Eine Zuschauerin urteilt: "Unglaublich, dass dieser Streifen Louis Malle's erster gewesen ist. Ein lehrbuchmäßiger Film Noir, den er mit seinem eigenen Stil versetzt und Einflüsse wie die spannenden Szenen eines Alfred Hitchcock, den Zynismus eines Billy Wilder aus "Double Indemnity" und eine Graham Greene-"The Third Man"-mäßige Nachkriegspolitik mit Waffen- und Ölhändlern nutzt. Der Film schwappt vor Sex und Gewalt über - ohne beides zu zeigen. Eine sinnliche Jeanne Moreau, die während einer langen, regnerischen Nacht durch Paris läuft, reicht völlig aus, beides ins Gedächtnis zu rufen. Die Schwarzweiß-Photographie von Henri Dacae ist Atem beraubend schön."



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