Samstagabend ist der britische Schauspieler Alec Guinness im Alter von 86 Jahren im englischen Westsussex gestorben. Laut britischen Zeitungen soll der Mime bereits seit Jahren an Krebs gelitten haben. Guinness war ein halbes Jahrhundert als Filmschauspieler tätig und erfreute sich auch im Herbst seiner Karriere bei jüngeren Zuschauern großer Popularität, seit er 1977 die Rolle des Obi-Wan Kenobi in "Krieg der Sterne" verkörpert hatte.
Der 1914 in London geborene Guinness war zunächst als Werbetexter tätig und studierte dann am Fay Compton Studio of Dramatic Art Schauspielerei, so dass er 1934 sein Bühnendebut gab. Von 1936 erwarb er sich einen Ruf als Akteur am Londoner Old Vic Theatre, wo er in Shakespeare-, Shaw-, und Tschechow-Stücken mitwirkte. 1938 heiratete Alec die Schauspielerin Merula Salaman, mit der er bis zu seinem Tod zusammen gewesen ist. 1941 wurde er als einfacher Matrose zur Marine eingezogen, durfte mit einer Sondererlaubnis aber ein Jahr darauf nach New York, wo er seine amerikanische Theaterpremiere feierte.
1946 spielte Guinness dann erstmals vor einer Kamera - gleich bei dem britischen Regisseur David Lean, mit dem er zusammen die größten Erfolge seiner Karriere bestreiten sollte - zunächst in der Charles Dickens-Verfilmung "Große Erwartungen". Mit Lean folgten dann noch 1948 "Oliver Twist", 1957 der Triumph seines Lebens "Die Brücke am Kwai" - für den er unter anderem den Oscar als "Bester Schauspieler" errang - 1962 "Lawrence von Arabien", drei Jahre darauf "Dr. Schiwago" und schließlich Lean's letzter Film "Reise nach Indien" von 1984. Trotz der immer wieder gesuchten Zusammenarbeit über Jahrzehnte war das Verhältnis zwischen den beiden Künstlern dabei nicht einfach.
Neben den Lean-Epen wurde Guinness hauptsächlich durch seine vielseitigen Rollen in britischen Komödien bekannt. 1949 spielte er in "Adel verpflichtet" acht Rollen, darunter auch eine weibliche. Weitere Komödienklassiker, in denen der Darsteller mitwirkte, waren "Einmal Millionär sein" und "Der Mann im weißen Anzug" von 1951, sowie "Ladykillers" von 1955. Die Ausflüge nach Hollywood waren eher selten: Erstmals arbeitete er dort 1956 an dem Grace Kelly-Film "Der Schwan" mit.
Für "Des Pudels Kern" schrieb Guinness 1958 auch das Drehbuch - das prompt für einen Oscar nominiert wurde. Weitere Nominierungen für den Academy Award erhielt der Akteur 1953 für "Einmal Millionär sein", 1978 für "Krieg der Sterne" und 1989 für "Little Dorrit", einer sechsstündigen Charles Dickens-Adaption, die hierzulande nur auf Video erschienen ist. 1980 hatte Guinness, der schon 1959 von der Königin wegen seiner Leistungen auf Bühne und Leinwand geadelt worden war, einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk und "die Weiterentwicklung des Leinwandspielens durch eine Menge erinnerungswürdiger und bedeutsamer Darstellungen" erhalten.
Das Kino machte Alec weltberühmt, aber seine wahre Liebe galt weiter der Bühne. Er betonte, nie mehr als zwei Filme hintereinander zu machen, ohne danach Theater zu spielen, denn: "Ich habe zu viele Schauspieler gesehen, die in den Studios verloren gingen und nie mehr aufgefunden worden." So konzentrierte er sich in den Sechzigern und Siebzigern wieder stark auf seine Arbeit am Theater. Ausflüge ins Fernsehen waren dagegen selten.
1979 spielte er die Hauptrolle in sechs Episoden á 60 Minuten des John Le Carré-Romans "König, Dame, As, Spion", der 1981 drei Episoden von je zwei Stunden "Smiley's Leute" folgten. Dazwischen spielte Guinness 1980 in "Der kleine Lord" mit, der inzwischen zum Standardprogramm im deutschen Fernsehen zu Weihnachten geworden ist.
Ab Mitte der Achtziger begann der Schauspieler, seine Auftritte zu reduzieren, schrieb 1985 seine Memoiren "Das Glück hinter der Maske", denen 1996 "My Name Escapes Me: Memoirs of a Retiring Actor" folgten, und hatte 1994 seinen letzten Kurzauftritt im Kino im dem Thriller "Stumme Zeugin". Zuletzt zu sehen war er allerdings auf der Mattscheibe zwei Jahre darauf in "Eskimo Day".