Einer der profiliertesten französischen Schauspieler ist bereits am 12. Mai gestorben, wie seine Familie heute bekannt gegeben hat. Michel Piccoli wurde 94 Jahre alt. Der Star wirkte seit 1949 in über 170 Spielfilmen mit, arbeitete mit Regiegrößen wie Luis Bunuel, Jean Luc Godard, Alfred Hitchcock, Jean-Pierre Melville, Jean Renoir, Claude Sautet und war zuletzt 2013 in dem Drama "Le gout des myrtilles" auf der Leinwand zu sehen.
Oft spielte er ruhige Typen mit einer düsteren Seite oder verführerische Typen, denen man nicht trauen sollte. "Wenn man spielt", so Piccoli in einem Interview im Jahr 2011, "muss man von sich selbst zurücktreten und sehr diskret mit dem Charakter, den man darstellt, verfahren."
Michel Piccoli wurde am 27. Dezember 1925 in Paris als Sohn einer französischen Pianistin und eines schweizerischen Violinisten geboren. Er studierte Schauspiel und trat erstmals 1949 in dem Drama "Le point du jour" ("Vor Tagesanbruch") in einem Kinofilm auf. Für ein Jahrzehnt war er in Nebenrollen zu sehen, bevor er 1963 an der Seite von Brigitte Bardot in Jean Luc Godard's "Le mépris" als unzufriedener Schriftsteller einem breiten Publikum bekannt wurde. 1967 spielte er in "Belle du jour" an der Seite von Catherine Deneuve für Luis Bunuel - eine von insgesamt sechs Kooperationen, darunter "Le Charme discret de la bourgeoisie" ("Der diskrete Charme der Bourgeosie") von 1972.
Fünfmal arbeitete Michel in den Siebzigern mit Claude Sautet, so "Les choses de la vie" ("Die Dinge des Lebens") von 1970 und "Max et les ferrailleurs" ("Das Mädchen und der Kommissar") von 1971 und "Mado" von 1976, jeweils zusammen mit Romy Schneider. 1980 gewann er den Preis als "Bester Darsteller" im italienischen Drama "Salto nel vuoto" ("Der Sprung ins Leere") auf dem Filmfestival in Cannes. Zwei Jahre darauf erhielt er den Silbernen Bären für seine Leistung in dem französischen Drama "Une étrange affaire" ("Eine merkwürdige Karriere"). Weitere bekannte Titel sind die Komödie "Milou en mai" ("Eine Komödie im Mai") von Louis Malle aus dem Jahr 1990, das Drama "La Belle Noiseuse" ("Die schöne Querulantin") von Jacques Rivette von 1991 und "Habemus Papam" von Nanni Moretti aus dem Jahr 2011, für den er für den Europäischen Filmpreis nominiert war.
Zwei weitere Nominierungen für den Europäischen Filmpreis gab es für das französische Drama "Je rentre à la maison" ("Ich geh nach Hause") von 2001 und für das französische Drama "Belle toujours" von 2006. Viermal war Michel für den Französischen Filmpreis nominiert: Für "Une étrange affaire", für "La diagonale du fou" ("Duell ohne Gnade") von 1984, für "Milou en mai" und für "La Belle Noiseuse".
Piccoli führte auch dreimal Regie: 1997 bei der Komödie "Alors voilà", 2001 beim Drama "La plage noire" und 2005 beim Drama "C'est pas tout à fait la vie dont j'avais rêvé" ("Das Leben ist eine Orgie"), wobei keiner der Streifen überzeugen konnte. Neben dem Kino war der Akteur auch ein bedeutender Bühnenschauspieler, der zweimal für den Theaterpreis Moliere nominiert war.
Michel Piccoli war dreimal verheiratet: 1954 mit der schweizerischen Schauspielerin Eléonore Hirt, mit der er die Tochter Anne-Cordelia hatte, von 1966 bis 1977 mit der französischen Sängerin Juliette Greco und von 1980 bis zu seinem Tod mit der Drehbuchautorin Ludivine Clerc.