"Der Mann der zuviel wusste", Arte, 20:15 Uhr
Ein Arzt (James Stewart) und seine Frau (Doris Day) versuchen auf eigene Faust ihren entführten Sohn aus der Hand internationaler Attentäter zu befreien.
Es ist selten, dass ein Regisseur sein eigenes Werk neu inszeniert. Zwar haben in der Vergangenheit immer wieder europäische Filmemacher ihre Werke für den amerikanischen Markt als Remakes neu gedreht, aber im Fall dieses US-Thrillers war es genuin Alfred Hitchcock's eigene Entscheidung, seinen britischen Thriller "The Man Who Knew Too Much" aus dem Jahr 1934 neu auf die Leinwände zu bringen - aufwendiger, länger, aufpolierter - und mit amerikanischen Stars in den Hauptrollen.
Mit James Stewart hatte Hitchcock ("Psycho") bereits zweimal - zuletzt sehr erfolgreich bei "Rear Window" drei Jahre zuvor - gearbeitet; für die weibliche Hauptrolle legte sich der Engländer auf Doris Day fest, die zu dem Zeitpunkt zwar schon eine etablierte Darstellerin war, aber noch mehr als Sängerin reüssierte. Daher bedingten sich Paramount Pictures aus, dass Day einen Song im Film zu singen hatte - den Drehbuchautor John Michael Hayes nicht ungeschickt als Handlungspunkt einbaute. Doris war von "Que Sera Sera" nicht besonders überzeugt - "das ist doch ein Kinderlied" -, aber der Song wurde ein Riesenhit, ist bis heute ein Gassenhauer und gewann den Oscar als "Bester Song".
Ungewöhnlich für eine Hitchcock-Produktion, war das Skript von Hayes zu Beginn der Dreharbeiten in Marokko noch nicht fertig, und Hayes sandte die weiteren Szenen nach und nach per Luftpost. Im Vergleich zum Original sind einige Szenen wie der Höhepunkt in der Royal Albert Hall fast identisch, aber ansonsten ist vieles neu hinzuerfunden - die Laufzeit beträgt hier 120 gegenüber 75 Minuten - oder verändert worden.
"The Man Who Knew Too Much" ist ein intelligent und raffiniert inszenierter, spannender Streifen mit pittoresken Schauplätzen - gedreht wurde auch noch vor Ort in London - und einer herrlich verdatterten Darstellung durch James Stewart. Hitchcock selbst meinte zu seiner Wiederverfilmung: "Die erste Version ist die eines talentierten Amateurs und die zweite die eines Profis."
Das Werk erhielt gute Kritiken und wurde auch ein kommerzieller Erfolg: Bei Kosten von 1,2 Millionen Dollar spielte es in den USA 11,3 Millionen Dollar ein.
Eine Zuschauerin lobt: "Einer der interessantesten, spannendsten und unterhaltsamsten Hitchcock-Filme, aber weil es sich um eine Remake handelte, hat er nie den Applaus erhalten, den er verdient. Dieser Streifen hat alles, inklusive komödiantischer Elemente und großartiger Musik wie "Que Sera Sera" und dem Soundtrack von Bernhard Herrmann."
"Jack Reacher", Pro7, 22:40 Uhr
Ein Privatermittler (Tom Cruise) untersucht den mysteriösen Fall eines Scharfschützen, der in Pittsburgh fünf Leute scheinbar wahllos erschossen hat.
Sobald 1997 der erste "Jack Reacher"-Roman erschienen war, wollte Hollywood die markante Figur aus Lee Child's Geschichten auf die Leinwand bringen. Doch es dauerte bis 2005, dass sich die Pläne bei Paramount Pictures konkretisierten. Inzwischen war der neunte "Jack Reacher"-Roman "One Shot" - in Deutschland als "Sniper" erschienen -, den man sich zur Adaption auserkor. Allerdings sollten bis zur Premiere 2012 weitere sieben Jahre ins Land ziehen.
Als Darsteller des Jack Reacher wurde Tom Cruise ausgewählt, was unter den Fans der Romanvorlagen einen Aufschrei erzeugte: Denn der Schauspieler mag vieles sein, aber nicht 1,95 Meter groß. Doch als Autor Lee Child seinen Segen erteilte ("Mit einem anderen Schauspieler bekommt man 100 Prozent der Größe, aber nur 90 Prozent Reacher. Mit Tom bekommt man 100 Prozent Reacher mit 90 Prozent der Körpergröße."), ebbte die Empörung etwas ab.
Das Regie-Megaphon erhielt Christopher McQuarrie ("Mission: Impossible - Fallout"), der das Drehbuch zu Cruise's "Operation Walküre" geschrieben hatte und auch hier das Skript verfasste. Doch der wahre Clou bestand in der unerwarteten Besetzung des deutschen Regisseurs Werner Herzog, der sein unverkennbares Timbre dem unheimlichen Bösewicht lieh.
Aber auch Cruise überzeugt mit einer ruhigen, kontrollierten und dennoch charismatischen Darstellung in diesem gut inszenierten Film, der bereits mit einer ungewöhnlich langen, dialogfreien Eröffnungsszene verblüfft, die nur von Musik getragen wird, während weite Teile dann ohne Musik auskommen, so auch während der Verfolgungsjagden.
Die Kritiken fielen indes nur gemischt aus, und in den USA war der 60 Millionen Dollar teure Film lediglich mäßig erfolgreich. Aber im Rest der Welt lief es etwas besser, so dass am Ende ein Erfolg mit insgesamt 218 Millionen Dollar stand. Paramount Pictures ließen daher vier Jahre später mit "Jack Reacher: Never Go Back" eine Fortsetzung folgen, die weder künstlerisch noch kommerziell an das Original anknüpfen konnte.
Kritiker Jeremy Lebens schrieb: "Der Film ist diese seltene Mischung aus harter Action und gedämpften Dialogen, die sich zu einem unterhaltsamen Film fügt."
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