"Trainspotting", Kabel1, 22:05 Uhr
Ein junger Mann (Ewan McGregor) aus der Edinburgher Drogenszene versucht trotz der Verlockung der Drogen und des Einflusses seiner Freunde clean zu werden.
Regisseur Danny Boyle ("Slumdog Millionaire") und Drehbuchautor John Hodge gelingt mit diesem Meisterwerk gleich zwei grandiose Gratwanderungen. Nur wenige Filme schaffen es, Komik und Schrecken so nahtlos miteinander zu verschmelzen, und kaum einem Streifen gelingt es so großartig, Drogenkonsum als elektrisierende Erfahrung zu schildern und zu bebildern und zugleich ihre Folgen so schonungslos brutal darzustellen.
Dazu nutzt Boyle sein gesamtes cineastisches Arsenal, das dem britischen Drama seine atemlose und halluzinierende Atmosphäre verleiht: Handkameras, Jump Cuts, Zooms, eingefrorene Bilder und weite Linsen. Dazu der bei Danny gewohnte hervorragende Einsatz von Pop- und Rock-Songs, die den Soundtrack zu einem Bestseller machten.
Der 1993 veröffentlichte gleichnamige Roman des schottischen Autoren Irvine Welsh galt als nahezu unverfilmbar. Boyle gelang es, Welsh die Verfilmungsrechte abzukaufen, indem er ihn überzeugte, aus dem Buch keinen "düsteren Sozialrealismus wie 'Christiane F.' oder 'The Basketball Diaries' zu machen", wie es der Autor formulierte. Danny und John brachten die Romanvorlage dann in eine verfilmbare Form, indem sie viele Figuren und Handlungsstränge des Buches einfach strichen und dem Ganzen eine für den Zuschauer verdauliche Form mit Anfang, Mitte und Ende verliehen. Das in Edindburgh spielende Werk wurde bis auf die Eröffnungsszene und die Schlusssequenz in London komplett für 1,5 Millionen Pfund in Glasgow gedreht.
Das einfühlsame Portrait der Junkie-Szene ist nichts für Zartbesaitete, sondern eine ebenso realistische wie stilisiert-unterhaltsame Abbildung des schönen Schreckens des Drogenkonsums. Bei seiner Premiere außer Konkurrenz auf dem Filmfestival in Cannes wurde es 1996 gefeiert. Neben den hervorragenden Kritiken war es auch die einprägsame Marketing-Kampagne, die "Trainspotting" bekannt und als Teil des "Brit Pop" nachgerade sexy machte. Mit einem weltweiten Einspiel von 48 Millionen Pfund wurde die Channel Four Films-Produktion ein großer Erfolg. 21 Jahre später ließ das gleiche Kreativ-Team vor und hinter der Kamera die Fortsetzung "T2 Trainspotting" folgen.
Das Drehbuch von John Hodge wurde für den Academy Award nominiert. Bei den Britischen Filmpreisen waren der Streifen als "Bester britischer Film" und ebenfalls Drehbuchautor Hodge nominiert.
Ein Zuschauer befindet: "Ein Film, in dem alles in die richtige Richtung läuft. Wenige Streifen haben so ein Glück wie dieser gehabt, zur richtigen Zeit am richtigen Ort herausgebracht zu werden, aber selbst wenn man ihn heute guckt, hat er die gleiche Wirkung, die gleiche Kraft. Das ist nicht weniger und nicht mehr als eines der beeindruckendsten und perfektesten Kunstwerke, die jemals auf Zelluloid gebannt worden sind. Die Drogenabhängigen werden hier nicht herabgewürdigt, sondern ständig in ihrem brutal realistischen und schrecklich tragischen Kontext gezeigt. Nur weil der Film den Zuschauer nicht manipuliert, die Charaktere zu verabscheuen, bedeutet das umgekehrt aber auch nicht, dass er Drogenkonsum propagiert. Es zeigt, dass dies ein verständnisvoller Film ist, der aufpasst, in keine rührselige und melodramatische Hollywood-Produktion abzugleiten. Die Schauspieler sind phänomenal, die Musik phantastisch, die Montagen brillant, der Schnitt antreibend, und das Drehbuch eines der besten, das je geschrieben worden ist - abwechselnd vergnüglich, erschreckend, tragisch und von einer seltenen Tiefe und Resonanz. Ein britischer Klassiker."
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