Ein Mädchen (Waad Mohammed) nimmt am Koran-Wettbewerb seiner Schule teil, um das Geld für das grüne Fahrrad zu gewinnen, auf das es ein Auge geworfen hat.
Ein Film für die Geschichtsbücher. "Wadjda" ist der erste in Saudi-Arabien - einem Land, in dem es aus religiösen Gründen keine Kinos gibt - gedrehte Spielfilm, und dann auch noch von einer Frau! Und er war der erste Streifen, den Saudi-Arabien nach Hollywood schickte, damit er für den Oscar als "Bester fremdsprachiger Film" nominiert würde - woraus nichts wurde.
Aber auf der ganzen Welt wurde das saudi-arabische Drama 2012 gefeiert, angefangen von seiner Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig und dann rund 20 Preisen von Göteborg über München bis Vancouver. Höhepunkt war 2014 die Nominierung für den Britischen Filmpreis; dort unterlag das Werk aber dem italienischen "La grande bellezza".
"Wadja" schien aus dem Nichts zu kommen, aber Regiedebutantin und Drehbuchautorin Haifaa Al-Mansour ("Die perfekte Kandidatin") musste fünf Jahre daran arbeiten, bis sie die Drehgenehmigungen und die Finanzierung beisammen hatte und zeigte sich dabei ähnlich zielstrebig und unbeirrbar wie ihre Titelheldin. Entscheidend war eine Vermittlung über eine Veranstaltung des Sundance Institute für Drehbuchautoren in Jordanien. Dort kam Al-Mansour in Kontakt mit den deutschen Produzenten Gerhard Meixner und Roman Paul, die mit ihrer Berliner Produktionsgesellschaft Razor Film bereits den palästinensischen "Paradise Now" und den israelischen "Waltz with Bashir" mitproduziert hatten. Sie organisierten die Finanzierung durch den Bayerischen Rundfunk, den Norddeutschen Rundfunk sowie die Filmförderungsanstalt, das Medienboard Berlin-Brandenburg, die Mitteldeutsche Medienförderung und den Filmfonds Babelsberg.
Die Dreharbeiten vor Ort in Riad gestalteten sich als schwierig - nicht nur wegen der fünffachen Unterbrechungen täglich durch die streng einzuhaltenden Gebetszeiten, sondern weil es einer Frau in Saudi-Arabien nicht gestattet ist, mit Männern zu interagieren, und ihnen dann gar auch noch als Regisseurin Anweisungen zu geben. Von der Religionspolizei überwacht, war Haifaa daher gezwungen, in einem Produktionswagen mit Monitoren zu sitzen und von dort via Walkie-Talkie mit den Schauspielern und der Crew zu interagieren.
Dem Film merkt man weder an, dass Al-Mansour eine Debutantin ist, noch die widrigen Umständen, unter denen sie arbeiten musste. "Wadjda" ist ein erstaunlich sicheres Werk, das unterhaltsam und spannend einen kritischen Blick auf eine erstarrte Gesellschaft mit ihren frauenfeindlichen Traditionen wirft.
Kritikerin Deborah Ross schrieb in "The Spectator": "Auch wenn die Leute davon spechen werden, wie der Film Grenzen überschreitet und wie bahnbrechend er ist, muss man das gar nicht wissen. Was am wichtigsten ist, ist, dass er ein faszinierender, mitreißender, bewegender und absolut exzellenter Streifen aus eigenem Recht ist."
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