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Der zweite Atem - Lino Ventura
Der zweite Atem - Lino Ventura

TV-Tipps für Sonntag (29.3.): Lino Ventura spürt den Atem des Verfolgers

Arte zeigt "Der zweite Atem"

Schwarzweiß ist am Sonntagabend für Spielfilmfreunde angesagt. Zunächst im Arte-Hauptprogramm mit dem superben französischen Kriminalfilm "Der zweite Atem" von Meisterregisseur Jean-Pierre Melville, dann zum Wochenabschluss mit dem deutschen Dokudrama "Härte" von Rosa von Praunheim.

"Der zweite Atem", Arte, 20:15 Uhr
Ein Verbrecher (Lino Ventura) entkommt aus dem Gefängnis und will den großen Coup landen, um ein neues Leben beginnen zu könnnen, doch ein entschlossener Inspektor (Paul Meurisse) ist ihm auf den Fersen.

Was wie die Handlung zu einem Dutzendfilm klingt, bekommt in den Händen eines Meisterregisseurs wie Jean-Pierre Melville in der Tat einen "zweiten Atem". Der Filmemacher inszenierte diesen französischen Kriminalfilm in seiner unverwechselbaren Art kühl und distanziert, verzichtete auf Schaueffekte ebenso wie auf die klare Einteilung in "Gut"- und "Böse"-Schemata - die Methoden der Polizei erscheinen so fragwürdig wie die der Gangster. Die streng manirierte Ästhetik des Streifens erschafft eine eindeutig künstliche Umwelt, aber diese Umwelt ist so sorgfältig und durchdacht in Szene gesetzt, dass es atemberaubend eindringlich wird. Und nicht zuletzt spannend ist.

"Le deuxième souffle" - so der Originaltitel - basiert auf dem gleichnamigen Roman von José Giovanni aus dem Jahr 1958. Für den damals 50 Jahre alten Melville repräsentierte der Film 1966 den Übergang von seinen Macho-Krimis zu den für ihn typischen langsamen, philosophisch verfeinerten und kühl-klinischen Werken wie "Der eiskalte Engel" oder "Vier im roten Kreis" und war der letzte, den er in Schwarzweiß drehte.

Die Mischung kam an: Bei hervorragenden Kritiken wurde "Le deuxìeme souffle" mit 1,9 Millionen Zuschauern ein Erfolg in Frankreich.

Ein Zuschauer schreibt: "Die französische Variante eines Film Noir, der mit seinem Realismus, dem langsamen Tempo und der übermäßigen Detailgenauigkeit einen fast denken lässt, man würde hier eine Krimi-Dokumentation statt einer Fiktion sehen. Und dabei ist er mit seinen vielen Wendungen spannend."



"Härte", ARD, 00:05 Uhr
Die wahre Geschichte des Kampfsportlers und Zuhälters Andreas Marquandt (Hanno Kofler), der mit Hilfe seiner Freundin (Luise Heyer) seinen Weg ins bürgerliche Leben findet.

Produzent, Regisseur und Drehbuchautor Rosa von Praunheim hat sein deutsches Drama in einer Mischung aus Spielfilm- und Dokumentarfilmszenen zusammen gesetzt, in denen der echte Andreas Marquardt, der heute eine Kampfsportschule in Berlin-Neukölln leitet und eine Wohltätigkeitsorganisation für misshandelte und missbrauchte Kinder gegründet hat, und seine Freundin Marion zu Wort kommen. Das Skript basiert auf der 2006 veröffentlichten Autobiographie "Härte – Mein Weg aus dem Teufelskreis der Gewalt" von Marquardt.

Die heikle Darstellung des Kindesmissbrauchs ist von Praunheim zusammen mit seinen Schauspielern sensibel gelungen. Insgesamt ist es die Stärke des Werks, seinen offenen Blick auf die schwierige Geschichte nie voyeuristisch abgleiten zu lassen und trotz seiner Offenheit die Verhaltensweisen von Marquandt nicht zu rechtfertigen.

Seine Premiere feierte der spannende und hervorragend gespielte Streifen 2015 auf den 65. Internationalen Filmfestspielen Berlin und erhielt gute Kritiken. Hanno Kofler wurde als "Bester Hauptdarsteller" für den Deutschen Filmpreis nominiert.

Kritiker Manfred Riepe urteilte im "Filmdienst": "Ein kleiner, aber wuchtiger Film, dessen 'Härte' im Gedächtnis bleibt."



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