Als seine heimliche Braut (Mhairi Calvey) hingerichtet worden ist, weil sie sich gegen einen englischen Soldaten wehrte, der sie zu vergewaltigen suchte, beginnt William Wallace (Mel Gibson) eine Revolte gegen König Edward I von England (Patrick McGoohan).
2009 setzte "The Times" diesen US-Abenteuerfilm auf Rang zwei der "historisch fehlerhaftesten Filme aller Zeiten". Und in der Tat: Historiker schüttelten entweder den Kopf oder sich vor Lachen, wenn sie gehalten waren, dieses dreistündige Epos zu begutachten. Die schottische Geschichtswissenschaftlerin Elizabeth Ewan erklärte: "Der Film opfert dem epischen Abenteuer fast gänzlich die historische Richtigkeit." Das beginnt bei der Tatsache, dass William Wallace kein armer Bauernsohn war, sondern aus dem Landadel stammte, es keine Kilts zu jener Zeit gab, er keine Affäre mit der französischen Prinzessin Isabella (Sophie Marceau) haben konnte, weil die zu seiner Lebenszeit ein Kleinkind war, geht weiter über den Fakt, dass Robert the Bruce (Angus Macfayden) Wallace nicht verriet bis zu der Tatsache, dass König Edward I erst zwei Jahre nach Wallace's Hinrichtung in einer Schlacht starb, nicht während der Exekution im Bett. Und so weiter und so fort.
Doch was soll's? Das geneigte Publikum war und ist en detail nicht über die geschichtlichen Abläufe zwischen 1280 und 1314 informiert und möglicherweise auch nicht interessiert. Wofür die Zuschauer gerne ihr Eintrittsgeld auf die Theke legten, war die Aussicht auf einen Streifen mit beeindruckender Action, bewegendem Drama und Herz zerreißender Romanze - und all das lieferte Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller Mel Gibson in diesem Meisterwerk haufenweise. Historisch mag das ganze Unterfangen also fragwürdig sein, aber cineastisch ist es ein Hochgenuss.
Gibson zeigte sich mit seinem zweiten Werk als Regisseur nach "The Man Without a Face" ambitioniert, aber die Filmstudios waren skeptisch angesichts der zu erwartenden Kosten und zweifelhaften Gewinnaussichten einer schottischen Geschichtserzählung auf dem amerikanischen Markt. Der Australier hatte Probleme, das Budget in Höhe von 72 Millionen Dollar zu erhalten. Warner Brothers Pictures wollten "Braveheart" nur finanzieren, wenn Mel die Unterschrift unter das Arbeitspapier für einen vierten "Lethal Weapon"-Teil setzen würde, was der Akteur verweigerte. Schließlich taten sich 20th Century Fox und Paramount Pictures zusammen, um das Budget gemeinsam zu stemmen.
Randall Wallace ("Heaven Is for Real"), der bis dahin nur für das US-Fernsehen Drehbücher geschrieben hatte, erarbeitete das Skript auf Basis des Gedichts "Wallace" des Minnesängers Blind Harry aus den Jahren um 1470, mit dessen Veröffentlichung William Wallace Anfang des 16. Jahrhunderts überhaupt erst als schottischer Freiheitsheld bekannt geworden war. Der Rest war Phantasie und Wellenschlag.
Gibson drehte vor Ort in Schottland und in Irland und nutze für die Schlachtszenen rund 1600 Reservisten der irischen Armee. Der Film ließ das Interesse an Schottland weltweit steigen, kurbelte den Tourismus an und spielte wohl auch eine Rolle im Erstarken des schottischen Nationalismus in den Neunzigern.
"Braveheart" erhielt 1995 gute Kritiken, wobei sich einige Rezensenten an den ihrer Meinung nach zu drastischen Gewaltdarstellungen störten. Mit weltweit 210 Millionen Dollar Umsatz wurde der Streifen ein großer Erfolg und erhielt Oscar-Weihen: Den Acadamy Award gab es für den Film selbst, Regisseur Mel Gibson, Kameramann John Toll, die Maske und den Schnitt der Toneffekte. Nominiert waren Drehbuchautor Randall Wallace, Komponist James Horner, Cutter Steven Rosenblum, Kostümbildner Charles Knode und die Tontechniker. Bei den Golden Globes erhielt Gibson den Preis für seine Regie; nominiert waren der Film, Drehbuchautor Wallace und Komponist Horner. Bei den Britischen Filmpreisen gewannen Kameramann Toll, Kostümbildner Knode und die Tontechniker; nominiert waren Regisseur Gibson, Komponist Horner, Bühnenbildner Thomas E. Sanders und die Maskenbildner.
Ein Zuschauer lobt: "Dieser Film ist so nahe an der Perfektion, wie ein Film nur sein kann. Die schauspielerischen Leistungen sind superb, das Ganze ist prächtig anzuschauen, und die Bilder der schottischen Landschaft oder die Zeitlupenaufnahmen der sich für die Schlacht vorbereitenden Krieger auf ihren Pferden wirken wie Kunstwerke. Und ja - der Film ist brutal. Aber die Gewalt dient einem Zweck: Freiheit muss manchmal durch Tod, Schrecken und Grausamkeit erkauft werden."
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