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Forrest Gump - Robin Wright und Tom Hanks
Forrest Gump - Robin Wright und Tom Hanks
© Universal Pictures International

TV-Tipps für Sonntag (16.2.): Tom Hanks wartet auf Robin Wright

Sat1 zeigt Meisterwerk "Forrest Gump"

Am TATORT-freien Sonntagabend ist für beste Spielfilmunterhaltung gesorgt. RTL strahlt als FreeTV-Premiere den grandiosen "Blade Runner 2049" im Hauptprogramm aus, mit dem Denis Villeneuve das Ridley Scott-Meisterwerk kongenial fortsetzte. Im Spätprogramm von Sat1 folgt dann das Oscar-gekrönte Meisterwerk "Forrest Gump" mit Tom Hanks in seiner wohl bekanntesten Rolle. In beiden Streifen gibt es ein Wiedersehen mit Robin Wright.

"Blade Runner 2049", RTL, 20:15 Uhr
Ein junger Blade Runner (Ryan Gosling) deckt ein Geheimnis auf, das mit dem seit 30 Jahren untergetauchten Rick Deckard (Harrison Ford) zusammen hängt.

Es ist immer ein Risiko, eine Fortsetzung, eine Neuverfilmung oder einen Neustart zu einem Meisterwerk zu produzieren. Die Gefahr, dass man hinter dem Original zurück bleibt und den dann wenig schmeichelhaften Vergleichen ausgesetzt wird, ist naturgemäß groß.

Doch "Blade Runner 2049" war 2017 ein anderes Kaliber. Es waren nicht 30 Jahre wie im Film seit dem Fast-Ableben des Replikanten Rick Deckard und seiner Erkenntnis - zumindest im Director's Cut -, dass er kein Mensch war, vergangen, sondern sogar 35 Jahre. Die Fortsetzung würde hauptsächlich auf eingeschweißte Fans bauen müssen, denn die aktuelle Kinogängergeneration war mit dem Ridley Scott-Streifen, der 1982 böse gefloppt war, nicht unbedingt vertraut. Wer immer eine neue Geschichte erzählte, musste nicht auf den kleinsten gemeinsamen Nenner des Massengeschmacks gehen, sondern konnte bewusst Motive aus dem Original weiter spinnen. Was allerdings die Gefahr barg, auch keine Zuschauermassen zu erreichen, sondern eher den Konvertierten zu predigen.

Zunächst sah es so aus, als würde Originalregisseur Scott wieder inszenieren und Hauptdarsteller Harrison Ford nicht zurückkehren. Doch dann übergab der Engländer das Projekt in die Hände des kanadischen Regisseurs Denis Villeneuve, der mit dem Originaldrehbuchautor Hampton Fancher und Drehbuchautor Michael Green ("Murder on the Orient Express") zusammen arbeitete.

Villeneuve gelang es, die Handlung des Originals und dessen visuelle Versatzstücke behutsam und folgerichtig zu erweitern, dabei um den Vorgänger zu kreisen, ohne redundant zu werden. Das visuell atemberaubende und erzählerisch befriedigende Sequel ist ein Werk aus eigenem Recht, das inhaltlich wie künstlerisch auf eigenen Beinen steht. Die Ausstattung, die Kameraführung und die Spezialeffekte erzeugen eine lebensunwerte Umgebung, die an das Original anknüpft und es weitertreibt. Die im letzten viertel Jahrhundert erfolgte digitale Revolution unterstützte die vollkommene Illusion natürlich ebenfalls. Gedreht wurde in den Korda Studios und in den Origo Studios im ungarischen Budapest. Die Casino-Szenen entstanden im alten Budapester Börsengebäude.

"Blade Runner 2049" erhielt hervorragende Kritiken, kam auch beim Publikum gut an, aber es kamen einfach zu wenige Zuschauer, um die mit 150 Millionen Dollar kostspieliege Columbia Pictures-Produktion profitabel zu machen. Weltweit setzte der US-Science Fiction-Film immerhin 259 Millionen Dollar um, dennoch wurde der Streifen als ein gefühlter Misserfolg aufgenommen. Der Personenkreis, der sich von einer "Blade Runner"-Fortsetzung elektrisieren ließ, war offenkundig zu begrenzt für ein Einspiel von 400 Millionen Dollar, das Columbia benötigt hätten, um nach den zusätzlichen Marketing- und Verleihkosten schwarze Zahlen zu schreiben. Oder vielleicht war das Werk wirklich "eine halbe Stunde zu lang", wie Ridley Scott grummelte...

Bei den Academy Awards wurde Kameramann Roger Deakins ausgezeichnet - in seinem 14. Anlauf! Ebenso gewannen die Visuellen Effekte. Nominiert waren Ausstattung, Tonschnitt und Tonmischung. Bei den Britischen Filmpreisen gewannen ebenfalls Kameramann Deakins und die Visuellen Effekte; nominiert waren Regisseur Denis Villeneuve, die Filmmusik von Benjamin Wallfisch und Hans Zimmer, Cutter Joe Walker, Ausstattung, Maske und Ton.

Kritikerin Marianna Neal schrieb in "Impression Blend": "Das Erstaunlichste an diesem Film ist, dass er es schafft, den Geist und den Stil des Originals einzufangen, zugleich aber komplett neu zu wirken."



"Forrest Gump", Sat1, 22:05 Uhr

Der unterbelichtete Forrest Gump (Tom Hanks) beeinflusst unwissentlich einige Momente der US-Historie der sechziger und siebziger Jahre, während er vergeblich auf eine Beziehung zu seiner wahren Liebe (Robin Wright) hofft.

"Hi, I'm Forrest. Forrest Guuu-uump." Kaum ein Zuschauer weltweit, der 1994 nicht Tom Hanks' unverwechselbare Intonation imitierte. Und auch das "Leben als Pralinenschachtel" ging schnell ins kulturelle Gedächtnis über. Kein Wunder, denn diese US-Komödie war ein gigantischer Erfolg. In den USA und Deutschland der erfolgreichste Film des Jahres, weltweit nur übertroffen von "The Lion King". Produziert für 55 Millionen Dollar, setzte die Paramount Pictures-Produktion 678 Millionen Dollar um, und der Glanz färbte auch auf den Soundtrack ab, der allein in den USA 12 Millionen Mal verkauft wurde.

Dabei waren die Kritiken nicht so enthuasiastisch wie die Reaktion der Zuschauer, die den Streifen und insbesondere die Titelfigur schnell ins Herz schlossen. Die - wenn vielleicht auch nur unterschwellige - Botschaft des Meisterwerks von Regisseur Robert Zemeckis und Drehbuchautor Eric Roth ("A Star Is Born"), der sein Skript lose auf dem gleichnamigen Roman von Winston Groom aus dem Jahr 1986 fußen ließ, war und ist umstritten. Einige gingen so weit, den Film als "faschistisch" zu bezeichnen, andere sahen in ihm zumindest eine Glorifizierung des konservativen Amerika und eine Verhöhnung der durch Robin Wright's Figur repräsentierten Gegenkultur, die am Ende für ihr Abweichen vom Weg der "schweigenden Mehrheit" mit AIDS bestraft werde. Die Kinogänger interessierte diese Lesart wenig, sie genossen die Süße und den Charme des übermäßig sentimentalen Streifens, der sich oftmals wahrer Tiefe und universeller Wahrheit nähert.

Und alle staunten über den inzwischen erreichten Stand der Computertechnik: Dass Hanks mit Hilfe von - damals noch - BlueScreen-Technik so nahtlos auf einmal in historischen Aufnahmen an der Seite von John F. Kennedy und Richard Nixon auftauchte oder Gary Sinise nur noch ein Bein hatte, war der herausragenden Arbeit von Ken Ralston und seinem Team bei Industrial Light & Magic zu verdanken.

Obwohl der Film im US-Bundesstaat Alabama spielt, wurde hauptsächlich in Georgia, North Carolina und South Carolina gedreht, aber auch in Washington D.C., Kalifornien, Montana, Utah, Maine und Arizona.

In der Preisverleihungssaison 1994/95 war "Forrest Gump" der große Gewinner. Bei den Academy Awards erhielten der Film, Regisseur Robert Zemeckis, Drehbuchautor Eric Roth, Hauptdarsteller Tom Hanks, Cutter Arthur Schmidt und das Spezialeffekte-Team den Oscar; nominiert waren zudem Nebendarsteller Gary Sinise, Kameramann Don Burgess, Komponist Alan Silvestri, die Ausstattung, die Maske, der Ton sowie der Schnitt der Toneffekte. Bei den Golden Globes gewannen der Film, Regisseur Zemeckis und Hauptdarsteller Hanks; nominiert waren Drehbuchautor Roth, Nebendarstellerin Robin Wright, Nebendarsteller Sinise und Komponist Silvestri. Bei den Britischen Filmpreisen wurden die Spezialeffekte prämiert; nominiert waren der Film, Regisseur Zemeckis, Drehbuchautor Roth, Hauptdarsteller Hanks, Nebendarstellerin Sally Field, Kameramenn Burgess und Cutter Arthur Schmidt.

2011 nahm die US-Library of Congress "Forrest Gump" als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsames Werk" ins National Film Registry auf, um es der Nachwelt zu erhalten.

Eine Zuschauerin meint: "Das ist ein gewaltiger und zugleich charmanter Film. Witzig wegen seiner Spezialeffekte und so tiefgründig, dass man noch lange über ihn nachdenkt. Ich finde Forrest's Einfalt fast zen-artig - im Moment lebend und keine besonderen Bedürfnisse und Wünsche habend, anders als seine geliebte Jenny. Wir lieben unsere Katzen und Hunde dafür, dass sie ganz im jeweiligen Moment sind, während uns ironischerweise unser Intellekt und unsere Sehnsüchte unglücklich machen, weil wir uns bewusst sind, was alles fehlt. Der Film fragt, ob alles vorher bestimmt ist oder zufällig passiert oder eine Kombination aus beidem ist. Und als Zuschauer kann man noch lange nach Ende des Streifens darüber sinnieren."



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