Für das junge Publikum bietet die neue Kinowoche mit "Die fantastische Reise des Dr. Dolittle" und "Die Heinzels" eine große Hollywood-Komödie und einen deutschen Animationsstreifen, während gesetztere Zuschauer Interesse an den neuen Werken von Greta Gerwig, Ken Loach und Terrence Malick finden dürften. Was lohnt den Kinobesuch? Und wann lässt man das Portemonnaie besser stecken?
"Die fantastische Reise des Dr. Dolittle"
Komödie
USA
106 Minuten
FSK 6
Unsere Empfehlung: Spart Euch das Geld!
Ein Arzt (Robert Downey Jr.) entdeckt, dass er mit Tieren sprechen kann.
19 Jahre nach dem letzten bitteren Leinwandaufguss der 1920 erstmals erschienenen Romanfigur des englischen Autoren Hugh Lofting stellen Universal Pictures nun die nach Rex Harrison und Eddie Murphy dritte Leinwand-Inkarnation vor. Sie ist nicht viel besser geraten, wie die angeordneten Nachdrehs, an denen Regisseur Stephan Gaghan schon nicht mehr beteiligt wurde, als Alarmsignal andeuteten. Für ganz junge Zuschauer mag es noch erträglich sein, ansonsten stößt die missratene Mischung aus chaotischer Handlung und ausgelutschten Witzen böse auf. Die Kritiker hassen die US-Komödie, die Zuschauermeinungen sind gemischter.
Unser Kritiker Falk Straub findet, man sollte dem Werk eine Chance geben: "Die US-Kritiken waren mies, das Einspielergebnis bescheiden, dennoch ist der Film besser als sein Ruf. In dieser Adaption des berühmten Kinderbuchs geht zwar vieles drunter und drüber und wild durcheinander. Gerade dieser anarchische Charme, das Tempo und die Gags machen den Streifen aber zu einem kurzweiligen Spaß für das junge Zielpublikum."
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"Die Heinzels - Rückkehr der Heinzelmännchen"
Animation
Deutschland
77 Minuten
FSK 0
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Ein tollpatschiges Heinzelmädchen (gesprochen von Jella Haase), das besonders neugierig ist und die Welt der Menschen erkunden möchte, bekommt die Gelegenheit, Gutes zu tun, als es einen alten Konditor (gesprochen von Detlef Bierstedt) kennen lernt.
Den Zeichentrick-Profis Regisseurin Ute von Münchow-Pohl ("Die Häschenschule - Jagd nach dem goldenen Ei") und Drehbuchautor Jan Strathmann ("Die Tigerentenbande - Der Film") ist mit ihrem deutschen Animationsstreifen eine runde Modernisierung des aus dem 19. Jahrhundert stammenden Märchens um die Kölner Hausgeister gelungen. Sympathisch, witzig, turbulent, das Herz am rechten Fleck und mit einer phantastischen Jella Haase hinter dem Mikrophon. Die Kritiken für die Tobis-Produktion sind positiv, ebenso die ersten Zuschauerreaktionen.
Unserem Rezensenten Falk Straub gefiel es auch recht gut: "Behutsam ans 21. Jahrhundert angepasst, ist Ute von Münchow-Pohl ein amüsanter Spaß mit einem selbstbewussten Heinzelmädchen im Zentrum geglückt."
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"Little Women"
Drama
USA
135 Minuten
FSK 0
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Vier sehr unterschiedliche Schwestern (Florence Pugh, Saoirse Ronan, Eliza Scanlen und Emma Watson) werden in der Zeit nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg erwachsen.
Einer der besten Filme des vergangenen Jahres kommt auf die Leinwände. Regisseurin und Drehbuchautorin Greta Gerwig ("Lady Bird") beweist mit der ersten großen Wiederverfilmung des gleichnamigen Romans von Louisa May Alcott aus dem Jahr 1868 seit einem viertel Jahrhundert, dass mit einer tollen Besetzung und einer intelligenten und gefühlvollen Inszenierung jeder Klassiker zeitlos sein kann. Nominiert für sechs Academy Awards, hat die Columbia Pictures-Produktion exzellente Kritiken erhalten und ist vom Publikum enthusiastisch aufgenommen worden.
Unser Kollege Björn Schneider ist auch angetan: "Ebenso mutige wie einfühlsam umgesetzte Interpretation eines der wichtigsten Romane des 19. Jahrhunderts, mit einem grandiosen Ensemble und glaubhafter Ausstattung realisiert. Da ist die sich ab dem zweiten Drittel einschleichende Langatmigkeit leicht zu verschmerzen."
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"Countdown"
Horror
USA
91 Minuten
FSK 16
Unsere Empfehlung: Spart Euch das Geld!
Eine geheimnisvollen App prophezeit den Todeszeitpunkt ihrer Nutzer stets richtig. Eine Krankenschwester (Elizabeth Lail) versucht, sich und ihr nahestehende Menschen vor dem Tod zu bewahren.
Ein Videoband? Eine DVD? Eine Internet-Seite? Nein, eine App! Regisseur und Drehbuchautor Justin Dec schockiert bei seinem Debut schon mal nicht mit Originalität. Außer den üblichen kurzlebigen Schockmomenten fehlt es dem US-Horrorfilm auch an Witz und Kreativität. Die Kritiken für die Universum-Produktion sind ebenso ablehnend wie die Zuschauerreaktionen
Unser Kritiker Falk Straub reiht sich da ein: "Der Film fügt der technikaffinen Spielart des Horrorfilms nichts Neues hinzu. Auch leidet dieses Debut unter seiner Unentschlossenheit bezüglich Tonfall und Inszenierung. Letztlich bietet der Streifen viel Mischmasch irgendwo zwischen 'Final Destination' und 'In 3 Tagen bist du tot'."
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"Sorry We Missed You"
Drama
Großbritannien
101 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Ein Familienvater (Kris Hitchen) hofft, als scheinselbstständiger Paketauslieferer seiner Familie aus finanziellen Schwierigkeiten zu hellfen, findet sich aber statt dessen in einem Kreislauf moderner Ausbeutung wieder.
Nach "I, Daniel Blake" schiebt das bewährte Duo aus Regisseur Ken Loach und Drehbuchautor Paul Laverty das nächste sozialkritische britische Drama nach, das zwar manchmal arg wohlmeinend belehrend wirkt, nichtsdestotrotz aber dank der leidenschaftlichen Herangehensweise wirkungsvoll ist. Die Kritiken für die NFP-Produktion sind positiv, ebenso die Zuschauermeinungen.
Auch unser Rezensent Andreas Köhnemann hebt den Daumen: "Ein genau beobachtetes, klug geschriebenes und versiert in Szene gesetztes Sozialdrama, das zudem von seinem Ensemble überaus einfühlsam interpretiert wird."
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"Ein verborgenes Leben"
Drama
USA
173 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Der Bauer Franz Jägerstätter (August Diehl) verweigert aus Gewissensgründen den Militärdienst unter den Nazis. Trotz Inhaftierung und drohender Todesstrafe hält er an seiner Überzeugung fest.
Nach seinem Hattrick aus den verquasten und nervenstrapazierenden Fehlschlägen "To the Wonder", "Knight of Cups" und "Song to Song" gelingt Regisseur und Drehbuchautor Terrence Malick ("Der schmale Grat") mit diesem US-Drama, das auf wahren Begebenheiten beruht, ein beeindruckendes Comeback. Die Pandora-Produktion mag für Zuschauer, die Malick's Stil generell nichts abgewinnen können, immer noch zu undurchschaubar vorkommen, aber für diejenigen, die auf seiner Wellenlänge funken, dürfte der ambitionierte und visuell faszinierende Film ein weiterer Beleg für das Genie des Filmemachers sein. Die Kritiken und Zuschauermeinungen sind positiv.
Differenziert sieht es unser Kollege Björn Schneider: "Stilistisch eindrucksvolles und brillant photographiertes Drama, das jedoch mindestens 30 Minuten zu lang geraten ist und es mit seiner religiösen Symbolhaftigkeit etwas übertreibt."
Hier geht es zu den kompletten Filmstarts