Ein junger Mann (Leonardo DiCaprio) steigt innerhalb kurzer Zeit in den Neunzigern zu einem der reichsten Börsenmakler der USA auf und lebt das ganz große Leben mit Partys, Luxus und Drogen. Doch seine hauptsächlich auf Betrug aufgebaute Existenz wird durch einen Bundesermittler (Kyle Chandler) ins Wanken gebracht.
Noch ein Film, der eine wahre Geschichte erzählt, die man in ihrer Krassheit für eine erfundene halten könnte. Aber selbst die absurde Episode mit der sinkenden Luxusyacht ist wahr. Jordan Belfort heißt der hier von Leonardo DiCaprio famos dargestellte Börsenmakler, der 2007 unter dem Titel "The Wolf of Wall Street" seine Autobiographie veröffentlicht hatte. Das Buch erregte sofort die Aufmerksamkeit Hollywoods, und DiCaprio trat für Warner Brothers gegen Brad Pitt für Paramount Pictures im Bieterwettstreit um die Verfilmungsrechte an. DiCaprio setzte sich mit seiner Firma Appian Way Productions durch.
Warner Brothers wollten 2010 Ridley Scott ("The Martian") für den Regieposten, verabschiedeten sich dann jedoch gänzlich aus dem Projekt, so dass sich Produzent DiCaprio an die Konkurrenz von Paramount wandte, die sich an der Finanzierung des 100 Millionen Dollar schweren Projekts beteiligten. Leonardo konnte dann Martin Scorsese ("The Irishman") für die Regie gewinnen, mit dem er bereits viermal zusammen gearbeitet hatte.
Scorsese erwies sich als der richtige Mann: Er und DiCaprio zeigten sich in ihrer unwiderstehlich dynamischsten Form, dieses US-Drama - das in weiten Teilen wie eine wilde Farce wirkt - witzig, selbstbezüglich und mit exzessiver Respektlosigkeit auf die Leinwand zu bringen. Eine Szene mit Leonardo und Jonah Hill muss man gesehen haben, um es glauben zu können. Wegen der Drogen- und Sexszenen und vor allem des mehr als 500 Mal gebrauchten Kraftausdrucks "fuck" in all seinen Konjugationen bekam die in New York City und New Jersey gedrehte Produktion Schwierigkeiten bei manchen Zensoren: Malaysia, Nepal, Simbabwe und Kenia verboten den Streifen sogar ganz.
Filmgeschichte schrieb "The Wolf of Wall Street" aber aus einem anderen Grund: Paramount entschieden sich, das Meisterwerk nur noch digital in die Kinos zu bringen und schlossen so als erstes großes Filmstudio den 35mm-Zelluloidfilm erstmals aus dem Verleihprozess aus. Zuvor hatte schon Scorsese - ein großer Verfechter von Zelluloid - schwer mit sich gerungen, ob er nicht wie schon bei "Hugo Cabret" nur digital drehen sollte, dann aber für eine Mischung aus traditioneller und digitaler Aufnahme entschieden.
Meistens haben die Werke des Filmemachers gute Kritiken erhalten - "The Wolf of Wall Street" machte da keine Ausnahme - wurden aber an den Kinokassen keine besonders großen Erfolge. Nicht so dieses Opus, das im Jahr 2013 mit weltweit 392 Millionen Dollar sehr gut abschnitt und damit Martin's umsatzstärkster Film seiner Karriere ist.
"The Wolf of Wall Street" wurde von vielen Kritikern auf ihre Jahresbestenlisten gesetzt und fünfmal für den Oscar nominiert: Als "Bester Film", für Regisseur Martin Scorsese, für Drehbuchautor Terence Winter, für Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio und Nebendarsteller Jonah Hill. DiCaprio gewann den Golden Globe; der Film war nominiert. Bei den Britischen Filmpreisen gab es BAFTA-Nominierungen für Regisseur Scorsese, Drehbuchautor Winter, Hauptdarsteller DiCaprio und Cutterin Thelma Schoonmaker.
Kritiker Anthony Morris schrieb in "The Vine": "Martin Scorsese zieht alle Register seiner raffinierten Tricks, um diese relativ eintönige Geschichte in eine dreistündige Achterbahnfahrt zu verwandeln, die nur ermattet wirkt, wenn es wesentlich für die Handlung ist."
Hier geht es zum kompletten TV-Programm