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Mit der Faust in der Tasche - Paola Pitagora, Liliana...Castel
Mit der Faust in der Tasche - Paola Pitagora, Liliana Gerace und Lou Castel

TV-Tipp für Mittwoch (6.11.): Lou Castel rebelliert gegen seine Familie

Arte zeigt "Mit der Faust in der Tasche"

"Mit der Faust in der Tasche", Arte, 23:10 Uhr
Der Sohn (Lou Castel) einer italienischen Bürgerfamilie rebelliert mit Mord und Totschlag gegen seine Verwandte und deren Terror heuchlerischer Wohlanständigkeit.

Dieses italienische Drama ist das beeindruckende Debut des damals 25-jährigen Regisseurs und Drehbuchautoren Marco Bellocchio, der noch dieses Jahr mit "Il traditore" in den Kinos gewesen ist. "I pugni in tasca" - so der Originaltitel - feierte 1965 eine beachtete Premiere auf den Filmfestspielen von Locarno und erhielt einige Auszeichnungen auf Filmfestivals.

Bellochio lieh sich das Geld für seine Produktion ironischer Weise bei seiner Familie, um dann einen Frontalangriff auf die überkommenen Werte der Familie auf die Leinwand zu bringen, was wiederum die Katholische Kirche erzürnte, die Front gegen sein Werk machte. Der Filmemacher drehte in seiner Heimatgemeinde und in seiner Villa aus Kindertagen in Bobbio in der Region Emilia-Romagn.

"I pugni in tasca" erzählt wütend, radikal und konsequent von der hoffnungslosen Situation der italienischen Nachkriegsgeneration und der Stagnation der italienischen Gesellschaft, der Klaustrophobie in Familien mit ihren starren Moralvorstellungen, hohlen Konventionen und ihrer heuchlerischen Frömmigkeit mit einer bemerkenswert kraftvollen Intensität. Die Familie ist hier nicht der Träger sozialer Werte und der Gesellschaft, sondern die Keimzelle sozialer und gesellschaftlicher Missstände.

Ein Zuschauer schwärmt: "Als Kind dachte ich, das wäre ein Horrorfilm. Nachdem ich ihn als Erwachsener in Gänze gesehen habe, weiß ich, dass man ihn nicht als solchen bezeichnen kann, aber der Streifen hat eine wahrhaft morbide, quasi-gotische Atmosphäre, die ihn von Beginn bis Ende durchdringt. Alle Schauspieler sind exzellent, aber Lou Castel's Darstellung als frustrierter, durchgeknallter, vom Tode besessener Bruder ist besonders faszinierend. Das Werk fühlt sich modern an und die fließende Inszenierung gibt ihm eine trügerisch 'normale' Qualität. Dabei ist er klaustrophobisch und weit umfassend zugleich; die italienische Landschaft lässt die Familie zur winzigen Größe schrumpfen. Ennio Morricone's Musik ist düster und kühl und begleitet die Handlung perfekt. Ein Muss für alle, die reines Kino lieben."



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