Lucy (Georgie Henley) und Edmund Pevensie (Skandar Keynes) kehren mit ihrem Cousin Eustace (Will Poulter) nach Narnia zurück, um mit Prinz Kaspian (Ben Barnes) eine Reise mit dem Königsschiff "Morgenröte" zu unternehmen.
Davon träumt jedes Filmstudio: Eine Buchreihe, die Fans mitbringt und deren Verfilmung von Teil zu Teil steigende Umsätze garantiert. Romanreihen wie die "Harry Potter"-Saga sind sozusagen der Hollywood-Jackpot. 2005 schienen Walt Disney Pictures auf ihre Goldader gestoßen zu sein. Die erste Verfilmung "The Lion, the Witch and the Wardrobe" aus der zwischen 1950 und 1956 erschienen Reihe "The Chronicles of Narnia" des nordirischen Autoren C.S. Lewis wurde mit weltweit 745 Millionen Dollar der dritterfolgreichste Film des Jahres, nur geschlagen von den beiden etablierten Reihen "Harry Potter" und "Star Wars".
Disney fackelten nicht lange und produzierten zusammen mit Walden Media auch den zweiten "Narnia"-Part "Prince Caspian" und gaben zugleich Licht für den dritten Teil "The Voyage of the Dawn Treader" ("Die Reise auf der Morgenröte"), der Verfilmung des dritten "Narnia"-Romans aus dem Jahr 1952, der in der Reihenchronologie indes den fünften von sieben Teilen darstellt. Ein Budget von 140 Millionen Dollar wurde avisiert, der neuseeländische Filmemacher Andrew Adamson sollte wie bei den ersten beiden "Narnia"-Teilen Regie führen und das Drehbuch schreiben. Schon im Januar 2008 - noch vor der Premiere von "Prince Caspian" im Mai - sollten die Dreharbeiten auf Malta und Island sowie in Prag beginnen, um den dritten Teil im Mai 2009 starten zu lassen. Doch dann verschoben Disney den Drehbeginn auf Oktober 2008 und den Starttermin um ein Jahr auf Mai 2010 "aus Rücksichtnahme auf die jungen Schauspieler und ihre anspruchsvollen Dreharbeiten".
Diese Verschiebung sollte entscheidend für den weiteren Verlauf der Produktion des US-Fantasy-Films werden. Denn inzwischen waren die Einspielergebnisse für "Prince Caspian" eingelaufen, der mit weltweit 420 Millionen Dollar erheblich weniger als "The Lion, the Witch and the Wardrobe" einbrachte. Im Haus mit der Maus schrillten die Alarmglocken. Für "The Voyage of the Dawn Treader" wollten Disney nun nur noch maximal 100 statt 140 Millionen Dollar ausgeben, konnten sich darüber aber nicht mit Walden Media einigen. Statt eines Kompromisses entschied sich das Filmstudio für die Radikallösung und stieg aus der Reihe aus. Den vermeintlichen Goldesel angelten sich 20th Century Fox.
Die ersetzen Regisseur Adamson durch den englischen Filmemacher Michael Apted ("Unlocked"), der sein eigenes Team mitbrachte, so dass Kameramann Karl Walter Lindenlaub von Dante Spinotti, Komponist Harry Gregson-Williams von David Arnold und Cutter Sim Evan-Jones von Rick Shaine abgelöst wurden.
Die Dreharbeiten fanden nun im australischen Bundesstaat Queensland und in Neuseeland statt, und Fox zeigten sich großzügiger als Disney und legten ein 155 Millionen Dollar schweres Budget auf und konvertierten die 2D-Produktion nachträglich in 3D, um im Kielwasser des "Avatar"-Phänomens im Jahr 2009 noch mehr Einnahmen zu garantieren. Mit 1400 Visuellen Effekten wies der dritte Part etwas weniger als der zweite mit dessen 1500, aber deutlich mehr als der erste mit seinen 800 Effekten auf.
Nach all den Wirren und Mühen debutierte "The Chronicles of Narnia: The Voyage of the Dawn Treader" zu gemischten Kritiken schließlich im Dezember 2010, also rund zweieinhalb Jahre nach dem zweiten Part. Ob es an den Rezensionen oder der langen Pause oder an der Qualität des Werkes lag - mit weltweit 415 Millionen Dollar Umsatz wurde Teil 3 knapp der umsatzschwächste und der deutlich zuschauerschwächste der Reihe. Immer noch ein klarer Erfolg - aber es ist bezeichnend, dass seitdem kein "Narnia"-Film mehr produziert worden ist. Und die Ironie des Ganzen: Da Disney vor zwei Jahren 20th Century Fox gekauft haben, ist auch der dritte Part jetzt in ihrem Besitz...
Das Tempo von "The Voyage of the Dawn Treader" ist allzu gemächlich, aber die Darstellungen sind gut und die Spezialeffekte beeindruckend. Der Song "There's a Place for Us" wurde für den Golden Globe nominiert.
Kritiker David Keyes schrieb in "Cinemaphile": "Der Film springt von der Leinwand mit Ehrgeiz und Farbenpracht, Spannung und Abenteuer und einem ungebrochenen Optimismus, der die Handlung und ihre Bilder in bemerkenswerte Höhen katapultiert."
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