"Der Richter und der Mörder", Arte, 21:50 Uhr
Ein labiler ehemaliger Unteroffizier (Michel Galabru) wird zum Massenmörder. Ein Untersuchungsrichter (Philippe Noiret) will den offensichtlich psychisch Kranken zum Tode verurteilt sehen.
Joseph Vacher gilt als der französische Jack the Ripper. Zwischen 1894 und 1897 tötete er mutmaßlich bis zu 27 Menschen, meistens jugendliche Feldarbeiter. Regisseur und Bertrand Travernier ("In the Electric Mist") greift diese wahre Geschichte in seinem französischen Kriminalfilm auf und interessiert sich besonders für den Zwiespalt, möglicherweise Geisteskranke nicht in ein Sanatorium einzuweisen, sondern unter die Guilliotine bringen zu wollen. Dabei kann er auf seine hervorragenden Darsteller bauen, deren grandiose Leistungen er in wunderbare Landschaftsaufnahmen einbettet und das Ganze mit einer moralischen, bitterbösen Botschaft versieht.
Gedreht wurde "Le juge et l'assassin" - so der Originaltitel - im Département Ardèche. Mit 913 000 Zuschauern wurde das Werk 1976 ein nur mäßiger Erfolg beim Publikum, erhielt aber César-Weihen: Das Drehbuch, Hauptdarsteller Michel Galabru und Komponist Philippe Sarde erhielten den Französischen Filmpreis; nominiert waren noch der Film selbst, Regisseur Bertrand Tavernier und Nebendarsteller Jean-Claude Brialy.
In Westdeutschland kam der Film nicht in die Kinos, sondern feierte seine Premiere 1977 im ZDF-Fernsehen.
Ein Zuschauer schwärmt: "Bertrand Tavernier brachte dem französischen Kino prachtvolle Photographie, durchdachte Drehbücher und Biss. Michel Galabru, der bis dahin hauptsächlich in mittelmäßigen Komödien zu sehen war, spielt hier die Rolle seines Lebens und enthüllt ein Talent, das man nie von ihm erwartet hatte. Der Film lässt die Atmosphäre des späten 19. Jahrhunderts mit ihrem Kampf zwischen Kirche und Staat überzeugend aufleben, sogar mit Liedern aus jener Zeit."
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