"Spider-Man: Homecoming", RTL, 20:15 Uhr
Peter Parker (Tom Holland) versucht sein Doppelleben als High School-Schüler in Queens und als Superheld Spider-Man unter einen Hut zu bringen und muss einem neuen Bösewicht (Michael Keaton) die Stirn bieten.
Nicht wenige waren skeptisch. Bedurfte es nach fünf "Spider-Man"-Abenteuern in den vergangenen 15 Jahren wirklich einer weiteren Neuauflage? Der bis dahin letzte Teil "The Amazing Spider-Man 2" hatte 2014 in den Augen von Kritikern und Publikum die Ausgereiztheit der Figur und der Reihe belegt. Und keine drei Jahre weiter sollte es schon wieder mit der Comic-Figur weitergehen?
Doch "Spider-Man: Homecoming" hatte eine Ingredienz, die den Vorgängern mit Andrew Garfield in der Titelrolle gefehlt hatte: Marvel Studios. Das Filmstudio, das zusammen mit Walt Disney Studios hinter den "Avengers" steht, tat sich mit Columbia Pictures zusammen, denen die Filmrechte an der Figur Spider-Man weiter gehören. 2015 einigten sich die Produktionsfirmen, den Charakter in das Marvel Cinematic Universe zu integrieren, und Marvel-Chef Kevin Feige stellte öffentlich klar, dass die kreativen Entscheidungen von nun an von Marvel getroffen würden.
Wie im Marvel Cinematic Universe üblich, sollte der neue Spider-Man erst einmal als Randfigur in einem anderen MCU-Streifen auftauchen, in diesem Fall "Captain America: Civil War". Deren Regisseure Anthony und Joe Russo wollten nicht mit Garfield arbeiten, den sie für zu alt für die Rolle eines Teenagers hielten. Der Engländer war bereits bei den Dreharbeiten zum ersten "Amazing Spider-Man" 2011 28 Jahre alt gewesen. Die Filmemacher wollten im Gegensatz zu ihm und Maguire, der auch schon 26 Jahre alt war, als er 2000 als Peter Parker erstmals vor der Kamera gestanden hatte, einen echten Teen.
In die engere Wahl kamen schließlich zwei 19 Jahre alte Engländer: Tom Holland und Charlie Rowe, die beide mit Robert Downey Jr. alias Iron Man und Chris Evans alias Captain America Probeaufnahmen bestritten; Holland machte das Rennen und erfuhr für seinen Auftritt in "Captain America: Civil War" bereits Lob.
Nun wurde Spider-Man im 16. Film des Marvel Cinematic Universe das erste Mal zur Hauptfigur. Wie schon häufiger, überraschte das Studio mit einer ungewöhnlichen Wahl für den Regieposten: Jon Watts, dessen zweites Werk "Cop Car" auf ihn aufmerksam werden ließ, erhielt das Megaphon, obwohl er ein Projekt dieser Kragenweite mit einem Budget von 175 Millionen Dollar bisher auch nicht ansatzweise verantwortet hatte.
Doch der 36-Jährige zeigte sich dem Fantasy-Film gewachsen und inszenierte ein farbenprächtiges, witziges Abenteuer, das sich perfekt in das MCU einfügte, ohne sich selbst im Franchise-Aufbau festzufahren. Das Drehbuchautorenduo John Francis Daley und Jonathan Goldstein ("Vacation") - eine ebenso überraschende Wahl wie die von Watts - war von Marvel ausdrücklich aufgefordert worden, Humor in das Geschehen zu injizieren - ein Konzept, mit dem das MCU gut gefahren ist, sich die Konkurrenz bei Lucasfilm und Disney bei "Star Wars" aber schwer tut, wie unter anderem der Rauswurf von Phil Lord und Chris Miller bei "Solo" gezeigt hat.
Die Dreharbeiten fanden in den Pinewood Studios in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia, in Atlanta selbst, vor Ort in New York City und schließlich auch in Berlin auf dem Dach des Maritim-Hotels in der Friedrichstraße, am Gendarmenmarkt und am Brandenburger Tor statt.
"Spider-Man: Homecoming", von Regisseur Watts als eine "Geschichte des Erwachsenwerdens" im Stil von "Say Anything" oder "Almost Famous" apostrophiert, erhielt glänzende Kritiken und wurde ein Riesenerfolg beim Publikum mit einem Umsatz von 880 Millionen Dollar weltweit. Die unausweichliche Fortsetzung "Spider-Man: Far from Home" kam diesen Sommer in die Kinos und wurde noch erfolgreicher.
Kritiker Jason Best schrieb in "Movie Talk": "Regisseur Jon Watts eifert eingestandermaßen dem Geist der Teenager-Komödien von John Hughes aus den Achtzigern nach. Dieser Handlungsfaden bestimmt den vergnüglich fröhlichen Tonfall und ermöglicht es Tom Holland und seinem bubenhaftem Charme zu erstrahlen."
"Lohn der Angst", Arte, 20:15 Uhr
In einem heruntergekommenen südamerikanischen Dorf werden vier Männer (Folco Lulli, Yves Montand, Peter van Eyck und Charles Vanel) von einer US-Ölgesellschaft angeheuert, um ohne große Sicherheitsvorkehrungen mit zwei Lastwagen voll hochexplosiven Nitroglyzerin zu einer brennenden Ölquelle zu fahren.
Die Dreharbeiten zu diesem französischen Thriller waren selbst einer: Regen, Kälte, Überschwemmungen, Krankheiten, zwei Todesfälle und permanente Unfallgefahr begleiteten Regisseur und Drehbuchautor Henri-Georges Cluzot ("Die Teuflischen") und sein Team im südlichen Département Gard. Wegen der sich in die Länge ziehenden Dreharbeiten geriet man in den Winter 1951 und musste die Arbeiten unterbrechen, um sie erst im Sommer 1952 fertigstellen zu können. Wahrscheinlich wäre es klüger gewesen, wie vorgesehen im sonnigen Spanien zu drehen, aber Hauptdarsteller Yves Montand, ein ausgewiesener Linker, hatte sich geweigert, beim vom Diktator Francisco Franco beherrschten südlichen Nachbarn zu drehen.
All die Mühen sollten nicht vergebens sein. Die Kritiker lobten "Le salaire de la peur" - so der Originaltitel und auch der Titel des zugrunde liegenden Romans von Georges Arnaud aus dem Jahr 1950 - einhellig, und die Zuschauer stürmten 1953 die Kinos. Fast 7 Millionen Besucher verzeichnete das Meisterwerk. Das Werk gewann den Britischen Filmpreis sowie den Vorläufer der Goldenen Palme bei den Filmfestspielen in Cannes und den Goldenen Bären bei den Filmfestspielen in Berlin - bis heute eine einmalige Doppelung.
"La salaire de la peur" verbindet pausenlose Spannung mit beißender Satire und stellt Angst und Erniedrigung mit seltener Intensität und grandios inszeniert dar.
Für die Amerikaner war die Satire ein bisschen zu beißend. Die rücksichtslose Profitgier der US-Ölfirma wurde als "anti-amerikanisch" gegeißelt und der Film daher in einer nur um 35 Minuten gekürzten Fassung aufgeführt; erst 1991 konnte man in den USA die Originalfassung sehen. Auch in Westdeutschland war eine nur 20 Minuten kürzere Version aufgeführt worden. Zuschauer mussten hierzulande gar bis 2003 warten, als das ZDF eine integrale und nachsynchronisierte Fassung uraufführte.
Ein Zuschauer schwärmt: "Eine absolut perfekte Mischung aus Action und Substanz. Die einfache Ausgangslage von vier Männern, die zwei mit Sprengstoff vollbeladene Lastwagen fahren müssen, wird in ein zweieinhalbstündiges Meisterwerk verwandelt, mit einigen der besten Charakterentwicklungen, die je gefilmt wurden, gefolgt von einigen der spannendsten Szenen der Filmgeschichte."
Hier geht es zum kompletten TV-Programm